ALTERRA: Die Gemeinschaft der Drei (PAN) (German Edition)
weh.«
Als hätten sie nicht schon genug Sorgen, begann nun auch noch ihre Scheinwerferlampe zu schwächeln. Tobias hörte kurz auf zu rudern, um auf das Gehäuse zu klopfen, aber sie blinkte immer häufiger, bis sie schließlich ganz erlosch. Matt hörte, wie Tobias sie vom Bug löste, schüttelte und mehrmals ein- und ausschaltete. Vergeblich.
»Houston, wir haben ein Problem«, sagte Tobias, aber seine Stimme zitterte wohl weniger vor Lachen als aus Angst.
Matt griff nach seiner eigenen Lampe und versuchte sie anzuknipsen. Nichts.
Die Blasen waren inzwischen so zahlreich, dass die Wasseroberfläche blubberte. Matt tastete nach seinem Rucksack und kramte einen Leuchtstab heraus. Als er ihn knickte, erhellte ein grüner Schein ihr kleines Boot, das auf die feuchte Tunnelwand zusteuerte.
Tobias seufzte erleichtert und starrte auf die Lichtquelle.
»Mann, ich habe schon geglaubt, wir verwandeln uns hier in Maulwürfe«, sagte er.
Matt beugte sich vor, um den Bewegungen der Blasen zu folgen, die um sie herum einen Kreis zu bilden schienen.
»Die drehen sich um uns«, bemerkte er.
Auf einmal stupste etwas von unten gegen den Boden des Bootes und warf die Rucksäcke um, ehe es genauso unvermittelt wieder verschwand. Die beiden Jungen klammerten sich an ihre Ruder, schauten sich in dem gespenstischen Licht ängstlich an und begannen wie auf Kommando mit Höchstgeschwindigkeit zu rudern. Ihre Schultern und Arme brannten, doch der Tunnel nahm einfach kein Ende, und das Wasser brodelte ringsum, ohne dass Matt unterscheiden konnte, welche Wirbel sie selbst verursachten und welche von dem Ding stammten. Was auch immer es war. Er konnte nicht erklären, warum, aber er stellte sich einen gigantischen Wurm vor, etwas sagte ihm, dass es ein Wurm sein musste. Eine mehrere Meter lange Kreuzung zwischen einem Aal und einem Regenwurm, die wie ein hungriger Jäger um sie kreiste.
Da veränderte sich etwas in der Dunkelheit vor ihnen. In der Ferne zeichnete sich ein schwaches Licht ab.
»Der … Ausgang!«, keuchte Tobias.
Sie schwitzten, rangen nach Luft, spannten die schmerzenden Muskeln an.
Der Wurm-Aal warf sich erneut gegen das Boot, stärker diesmal, und schleuderte sie gegen die Tunnelwand. Tobias fiel nach hinten, ging aber zum Glück nicht über Bord.
»Schnell!«, schrie Matt und hielt ihm das Ruder wieder hin, das ihm beim Aufprall aus der Hand gefallen war. »Das Ding wird aggressiv!«
Verbissen holten sie das Letzte aus sich heraus, ruderten mit verzerrtem Gesicht und weiß hervortretenden Knöcheln … und der Ausgang kam näher. Um sie herum brodelte das Wasser, der Wurm-Aal stieß noch zweimal gegen den Boden des Bootes, wie um ihn abzutasten. Matt fürchtete sich vor einem Biss. Er sah es schon kommen, dass gleich ein Maul voller spitzer Zähne ihre Füße umschließen und sie in das schwarze Wasser hinabreißen würde.
Das Ende des Tunnels war jetzt deutlich sichtbar, ein sanfter Anstieg in einer Kurve, in der kleine Wellen plätscherten.
Noch etwa zwanzig Meter.
Da wurde das Kanu von einem heftigen Stoß erfasst, der Matt beinahe über Bord katapultiert hätte. Der Wurm-Aal glitt unter sie und schlug erneut zu. Eine Seite des Bootes hob sich in die Höhe. Sie klammerten sich fest, sie drohten umzukippen. Einen Moment lang schwankten sie gefährlich, dann ließ Matt sein Ruder los und warf sich auf die andere Seite, um ein Gegengewicht zu bilden. Das Boot klatschte aufs Wasser zurück, und Matt landete mit ausgestreckten Armen auf dem Bootsrand. Sein Gesicht war nur wenige Zentimeter über dem beängstigenden Blubbern. Er spürte etwas Glitschiges unter seine Finger gleiten und schauderte. Bei der Berührung erzitterte der Wurm-Aal, und Matt vermutete, dass er gleich umdrehen würde. Um mit seinem Maul auf mich loszugehen! Er wird mich beißen! Er spannte seine Bauchmuskeln an und wich gerade noch rechtzeitig zurück. Kurz hatte eine kalte Masse seine Hände gestreift.
Tobias ruderte verzweifelt.
Sie hatten es fast geschafft.
Seltsamerweise beruhigte sich das Wasser plötzlich. Die Blasen und bedrohlichen Strudel waren verschwunden. Der Wurm-Aal war weg.
Endlich erreichten sie den Asphalt. Tobias sprang keuchend an Land und streckte Matt die Hand hin, um ihm aus dem Boot zu helfen. Dann schulterten sie ihre Rucksäcke und rannten davon.
Im Schein des Leuchtstabs liefen sie die zweispurige Straße hinauf, die aus dem Tunnel führte. Inzwischen war der Morgen angebrochen, doch die Sonne war nicht
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