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ALTERRA: Die Gemeinschaft der Drei (PAN) (German Edition)

ALTERRA: Die Gemeinschaft der Drei (PAN) (German Edition)

Titel: ALTERRA: Die Gemeinschaft der Drei (PAN) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maxime Chattam
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kurzerhand in das Gestrüpp am Wegesrand.
    Wieder ertönte eine Reihe von Knurrlauten, kaum hundert Meter vor ihnen auf der Straße. Wie zur Antwort knurrte es gleich noch einmal, und das klang schon viel näher. Auch weiter weg erhob sich nun ein ähnliches Grollen. Matt hörte insgesamt neun verschiedene Laute heraus. Dann donnerten schwere Schritte über den Asphalt.
    »Denkst du auch, was ich denke?«, fragte Tobias.
    »Mutanten?«
    »Sie hören sich jedenfalls genauso ätzend an. Wir könnten durch das Gebüsch gehen, um einen Bogen um sie zu machen.«
    Matt verzog das Gesicht. Er hatte nicht die geringste Lust, sich durch die seltsamen Farnwedel zu schlagen.
    »Hast du eine bessere Idee?«, flüsterte Tobias. »Wenn ja, dann raus damit, das Ding kommt immer näher!«
    »Das Bahngleis.«
    »Was? Das von vorhin?«
    »Es führt nach Süden. Hier wissen wir nicht mal, wohin wir gehen, und es wimmelt von Mutanten.«
    »Mir ist so, als wären wir in den Städten sicherer als auf dem Land.«
    »Das dachte ich auch. Aber die Mutanten scheinen offenbar … die Erwachsenen zu sein, die nicht verschwunden sind. Also gibt es in den Städten und Dörfern mehr davon.«
    Das Wesen hatte sie fast erreicht.
    Tobias lauschte auf die Schritte, die auf sie zukamen, und sah ein, dass sie keine andere Wahl hatten.
    »Okay, wir drehen um. Schnell.«
    Sie rannten los. Matt wartete mindestens dreihundert Meter ab, bevor er wieder einen Stab knickte, um ihnen mit dem grünen Licht den Weg zu leuchten. Kaum hatten sie das Gleis erreicht, bogen sie ab und liefen zwischen den Schienen. Ihnen war ganz schlecht vor Angst.
    »Woher bist du so sicher, dass das Gleis nach Süden führt?«, fragte Tobias nach langem Schweigen.
    Matt zog einen kleinen Gegenstand aus seiner Manteltasche und öffnete die Hand: ein Kompass.
    »Den hab ich im Sportgeschäft eingesteckt.«
    »Gut, dass wenigstens noch die Magnete funktionieren, wenn sonst kein elektrisches Gerät mehr geht!«
    »Hoffen wir es mal«, sagte Matt düster.
    Den Blick starr auf ihre Füße gerichtet, stapften sie von Schwelle zu Schwelle, zwischen den Lianen, die sich um die Schienen gerankt hatten. Bald waren sie wie hypnotisiert vom regelmäßigen Takt ihrer Schritte. Ihre Anspannung verflog, und schließlich machten sich Müdigkeit und Hunger bemerkbar, so dass sie noch vor Mittag beschlossen, eine Pause einzulegen. Sie setzten sich wortlos auf die Schienen, tranken etwas Milch und aßen ein paar Energieriegel. Der Nebel ließ nicht nach. Die Sonne drang nur als blasser Schimmer zu ihnen durch und verbreitete ein fahles Dämmerlicht.
    Hin und wieder warf ein Baum einen unheimlichen Schatten auf das Gleis. Plötzlich wurde Matt von Zweifeln gepackt: Was, wenn sie doch umsonst unterwegs waren? Wenn sie einfach immer so weitermarschierten, ohne irgendwo anzukommen? Und wenn es im Süden gar nichts zu finden gab? Er zwinkerte wütend: So etwas durfte er jetzt nicht denken. Irgendetwas im Süden erschreckte die Stelzenläufer. Das hatten sie genauso deutlich gemacht wie ihren Auftrag, ihn zu ihrem ominösen Anführer zu bringen, den sie immer nur ER genannt hatten. Matt war überzeugt, dass er schleunigst weit weg von New York abhauen musste, und zwar so weit wie möglich.
    Nach einer Weile rappelten sie sich wieder hoch. Übermüdung, Angst und ein hastig verdrücktes Mittagessen erwiesen sich als teuflische Mischung: Sie wurden so schläfrig, dass sie sich bald nur noch mühsam auf den Beinen hielten. Als klar war, dass sie nicht mehr konnten, schlug Matt eine Ruhepause vor. Er packte seinen Schlafsack aus und legte ihn auf die Schwellen zwischen den Schienen.
    »Willst du etwa da schlafen?«, fragte Tobias verwundert.
    »Ja, wovor hast du denn Angst? Es kommt bestimmt kein Zug.«
    »Nicht mit mir. Da habe ich noch lieber Wurzeln im Rücken.«
    Trotz ihrer Anspannung und der unbequemen Lage schlummerten sie sofort ein.
    Es war ein traumloser, kalter Schlaf.
    Und während sie schliefen, huschte zwischen Nebel und Sonne ein Schatten über ihre Köpfe. Eine Weile schwebte er lautlos über ihnen, als witterte er sie, aber in ihrem Sarg aus Dunst waren die Jungen nicht zu sehen. Schließlich stieg der Schatten wieder höher und verschwand am Horizont.

11. Eine Treppe in den Wolken
    A ls Tobias wieder zu sich kam, erschrak er, weil er nichts sah. Erst dann stellte er fest, dass der Leuchtstab ausgegangen war. Sie hatten viel länger geschlafen, als sie vorgehabt hatten. Inzwischen war es Nacht

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