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ALTERRA: Die Gemeinschaft der Drei (PAN) (German Edition)

ALTERRA: Die Gemeinschaft der Drei (PAN) (German Edition)

Titel: ALTERRA: Die Gemeinschaft der Drei (PAN) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maxime Chattam
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geworden, doch der Nebel hatte sich nicht gelichtet.
    Er wollte gerade Matt aufwecken, der ein Stück neben ihm lag, als es ihm plötzlich eisig den Rücken hinunterlief. Irgendetwas hielt seine Füße fest.
    Eine Liane, die innerhalb weniger Stunden gewachsen war, hatte sich um seine Beine gewickelt. Tobias strampelte sich los und schüttelte seinen Freund.
    »Matt … Matt … Es ist Nacht.«
    Matt blinzelte und setzte sich auf.
    »Ich habe keine Ahnung, wie spät es ist, aber es ist stockdunkel«, sagte Tobias. »Und der Stab ist aus. Wir brauchen einen neuen.«
    Matt rieb sich den Schlaf aus dem Gesicht. Dann öffnete er seine Tasche und zählte sechs Leuchtstäbe.
    »Ich glaube, ich habe ungefähr auch so viele«, meinte Tobias. »Das reicht für eine knappe Woche. Was jetzt? Gehen wir weiter?«
    Matt überlegte kurz, bevor er nickte.
    »Lass uns keine Zeit verlieren. Wenn wir schon wach sind, können wir genauso gut weiterziehen. Aber vorher will ich noch was Ordentliches essen.«
    Tobias holte zwei gefriergetrocknete Mahlzeiten aus seinem Rucksack, und sie stellten den kleinen Gaskocher auf eine Eisenbahnschwelle. Seine tanzende Flamme tauchte ihre Gesichter in einen blauen Schimmer. Bald strömte ein zarter Duft aus dem Topf, und das Hühnchen in Nudelsuppe brodelte munter vor sich hin. Als das Essen fertig war, schaltete Matt den zischenden Kocher erleichtert aus. Er machte ihn nervös, in diesem Kreis aus bläulichem Licht zu sitzen, das trotz des Nebels weithin sichtbar sein musste.
    Sie aßen mit großem Appetit und wuschen anschließend das Geschirr ab.
    »Wir haben bald kein Wasser mehr«, bemerkte Tobias. »Wenn wir so weitermachen, müssen wir morgen wieder in eine Stadt.«
    »Wir werden schon was finden. Dann mal los.«
    Sie knickten einen neuen Stab, um sehen zu können, wohin ihre Schritte sie führten, und brachen auf. Ab und an hörten sie ein Rascheln im Gebüsch oder zwischen den Bäumen, konnten aber keine Gestalt erkennen.
    Matt übernahm die Führung. Nachdem sie etwa drei Stunden die Schienen entlangmarschiert waren – ohne Uhr konnten sie die Zeit nur ungefähr schätzen –, machten sie halt, um etwas zu trinken und sich die Füße zu massieren. Dann ging es weiter, Kilometer für Kilometer.
    Irgendwann kam es Matt so vor, als würde es langsam heller. Bald würde ein neuer Morgen anbrechen. Wie Schlafwandler setzten sie, ohne nachzudenken, einen Fuß vor den anderen. Matt achtete nicht mehr auf die Geräusche um ihn herum, er stapfte nur noch mechanisch voran. Die Riemen seiner Taschen lasteten ihm schwer auf den Schultern.
    Da bemerkte er plötzlich, dass nun eine niedrige Mauer rechts und links am Gleis entlangführte, und drehte sich zu Tobias um.
    »Ich glaube, wir kommen bald irgendwo an.«
    Tobias, den der gleichmäßige Trott ebenfalls ganz benommen gemacht hatte, riss die Augen auf, als wäre er eben erst aufgewacht.
    »Echt? Ich bin ziemlich fertig.«
    »Noch ein bisschen, vielleicht finden wir eine Stelle, wo wir anhalten können.«
    Als die Mauer etwas höher wurde, beugte sich Matt über deren Rand. Außer dem dichten Nebel war nichts zu sehen. Keine Pflanzen, keine Gebäude. Nur der Wind pfiff ihm um die Ohren.
    Er hob einen Stein aus dem Schotter auf und ließ ihn auf der anderen Seite der Mauer fallen. Der Stein verschwand lautlos in der dicken weißen Brühe.
    »Woah!«, rief er. »Ich glaube, wir sind auf einer Brücke.«
    Instinktiv maß Tobias mit den Augen den Abstand zwischen den beiden Brüstungen. Wenn ein Zug auf sie zuraste, könnten sie ihm nicht ausweichen. Hier fahren keine Züge, jetzt nicht mehr , überlegte er, ohne sagen zu können, ob ihn das tröstete oder deprimierte. Hastig zupfte er Matt am Ärmel.
    »Steh nicht so rum«, sagte er und ging schneller.
    Er wollte die Brücke so schnell wie möglich hinter sich lassen, aber nach fünfzig Metern hatten sie das Ende der Brücke immer noch nicht erreicht. Weit unter ihnen blies der Wind nun stärker, während sie auf ihren Gesichtern keinen Hauch spürten.
    »Seltsame Gegend. Irgendwie unheimlich«, meinte Tobias.
    Auf einmal hörten sie ein Flattern über ihren Köpfen. Es klang wie das Knattern von Stoff im Wind. Matt sprang zur Seite und stolperte auf dem Schotter, Tobias kauerte sich zusammen und warf schützend die Hände vors Gesicht. Wieder peitschte etwas durch die Luft, aber schon ein Stück höher, weiter weg.
    »Das war … ein verdammt großer Vogel«, murmelte Tobias.
    Matt rappelte sich

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