ALTERRA: Die Gemeinschaft der Drei (PAN) (German Edition)
Erinnerung versetzte Matt einen Stich. Alles, was mit ihrem Alltag vor dem Sturm zusammenhing, machte ihn traurig. Sollten sie nie wieder in Frieden leben können? Hatten sie ihre Eltern, ihre Freunde und die Annehmlichkeiten eines normalen Lebens für immer hinter sich gelassen? Matt verdrängte diese Gedanken, bevor ihn der Kummer lähmte und er seine Gefühle nicht mehr kontrollieren konnte. Das war nicht der Augenblick, um in Tränen auszubrechen.
Tobias packte ihn am Ärmel und wies auf ein großes Sportgeschäft.
»Findest du nicht, dass wir unsere Vorräte auffüllen sollten? Der Süden ist groß, wir sind bestimmt mehrere Tage unterwegs. Wir sollten uns dementsprechend ausrüsten.«
»Hervorragende Idee!«
Der Eingang war verschlossen, also packte Matt sein Schwert, vergewisserte sich, dass kein Stelzenläufer in der Nähe war, und schlug mit dem Knauf gegen die Fensterscheibe. Die Waffe prallte ab, und er fiel beinahe nach hinten. Er umklammerte die Waffe mit beiden Händen, nahm noch einmal seine ganze Kraft zusammen und legte sein ganzes Gewicht in den Schlag. Feine Risse verwandelten das Schaufenster in ein großes Spinnennetz mit einem Loch an der Stelle, wo das Schwert aufgetroffen war, aber die Scheibe hielt stand.
»Krass!«, staunte Tobias. »Ich hätte nie gedacht, dass das so schwer ist.«
Der dritte Schlag gab der Scheibe den Rest. Matt sprang nach hinten, als das Glas in tausend Stücke zersplitterte. Zum Glück fielen die Scherben in den Schnee, sonst wäre das Klirren in der ganzen Straße zu hören gewesen.
»Ab in den Schlussverkauf«, verkündete Matt ohne richtige Begeisterung.
Tobias schaltete seine Taschenlampe ein, da Matt seine mit der Umhängetasche verloren hatte, und sie liefen die Regale entlang, um das Angebot zu studieren. Tobias blieb vor den Wanderrucksäcken stehen und tauschte seinen eigenen gegen ein praktischeres Modell aus. Der neue hatte jede Menge Seitentaschen und ein viel größeres Hauptfach. Matt suchte sich einen etwas kleineren aus, den er zusammen mit dem Schwert auf dem Rücken tragen konnte, und fand zu seiner großen Freude eine Umhängetasche, die seiner alten ähnelte. Dann gingen sie in die Schlafsackabteilung und wählten die Besten der Besten aus: Laut Gebrauchsanweisung nahmen sie nicht nur wenig Platz ein, sondern waren auch unvergleichlich warm.
»Falls die Werbung nicht stimmt, werden wir wohl kaum jemanden finden, bei dem wir uns beschweren können«, sagte Tobias, den die Einkäufe wieder aufmunterten.
Tobias war seit jeher praktisch veranlagt. Ins Ungewisse aufzubrechen störte ihn überhaupt nicht, solange er über die passende Ausrüstung verfügte. In den übrigen Abteilungen fand er Taschenlampen, Batterien, Leuchtstäbe, gefriergetrocknete Nahrung, einen Gaskocher mit Kartuschen und Faltbesteck. Dann war die Kleidung an der Reihe. Sie stopften ihre Rucksäcke mit diversem Zubehör voll, damit es ihnen an nichts fehlte, und wollten gerade den Laden verlassen, als Tobias vor der Schusswaffenabteilung stehen blieb.
»Das war zwar noch nie mein Ding«, gestand er, »aber unter diesen Umständen sehe ich das anders. Ich hätte nichts gegen ein Gew …«
Er hielt vor den Waffenständern inne und beleuchtete die Metallkruste, die den Boden darunter bedeckte.
»So was … Die Waffen scheinen geschmolzen zu sein.«
»Nicht alle«, wandte Matt ein und deutete in eine andere Richtung.
Vor ihnen erstreckte sich eine ganze Regalreihe mit Sportbogen.
»Eins sag ich dir: Was seit gestern passiert, ist wirklich nicht normal«, regte sich Tobias auf. »Die Welt verändert sich? Von mir aus! Menschen lösen sich in Luft auf oder verwandeln sich in Mutanten? Geht gerade noch! Aber dass Fahrzeuge verschwinden und Waffen schmelzen, das will mir einfach nicht in den Kopf.«
»Die Welt lehnt sich eben gegen den Menschen, die Luftverschmutzung und die Kriege auf«, überlegte Matt laut, ohne selbst so recht daran zu glauben.
Tobias drehte sich zu ihm um und fragte ernst:
»Glaubst du?«
Matt zuckte mit den Schultern.
»Weiß auch nicht. Komm, wir müssen weiter.«
Tobias nickte eifrig und musterte die Bogen. Er wählte ein Modell mittlerer Größe und einen Köcher mit Deckel, in den er so viele Pfeile wie möglich stopfte. Dann rundeten sie ihre Ausbeute jeweils mit einem großen Jagdmesser ab, das einer von ihnen am Gürtel, der andere an seinem Oberschenkel befestigte.
Fünf Minuten später traten sie wieder auf die Straße und steuerten auf
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