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Alterra. Im Reich der Königin

Alterra. Im Reich der Königin

Titel: Alterra. Im Reich der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maxime Chattam
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damit recht hatte, würde er gleich herausfinden.
    Tobias legte seinen Bogen und seine übrige Ausrüstung ab, um sich nicht unnötig zu belasten, und schob die Klappe der Falltür mit der Schulter auf. Über ihm kam der Nachthimmel zum Vorschein.
    Auf dem Fluss, der am Fuß eines langen, von hohen Tannen bewachsenen Abhangs dahinströmte, glitzerten die Sterne. Etwa hundert Meter von der Falltür entfernt standen die drei Schuppen und der Turm aus Holz.
    Und daneben schwebte der Zeppelin.
    Auf die Plätze, fertig, los!
    Tobias huschte durch das hohe Gras. Weit und breit war kein Schattenfresser zu sehen, aber das machte ihm nur noch mehr Angst. Es wäre ihm lieber gewesen, sie orten zu können.
    Vor ihm ragte der Turm auf.
    Die Stille war ihm unheimlich. Wo steckten die Ungeheuer nur?
    Sie entfernen sich nie weit von ihren Schlupflöchern, weil sie die Sonne fürchten, also halten sie sich vielleicht eher auf der anderen Seite des Bergs auf …
Er versuchte, sich Mut zu machen.
    Fünfzig Meter.
    Schließlich waren die Schattenfresser nicht allmächtig. So furchterregend sie auch sein mochten, sie waren trotz allem eine Art Lebewesen, und jedes lebendige Wesen hat seine Schwächen. Vielleicht witterten sie nicht jede Beute, die sich auf ihren Berg wagte … Bei diesem Gedanken war Tobias gleich leichter zumute, und seine Beine bewegten sich plötzlich wie von selbst vorwärts.
    Er kam beim Turm an, stürmte die Treppe hinauf und fluchte leise, als die hölzernen Stufen unter seinem Gewicht knirschten. Noch bevor er begriff, dass er es geschafft hatte, schloss Tobias die Luftschleuse der Gondel hinter sich.
    An Bord war alles dunkel. Tobias schlich zu Ambres Kajüte und drückte vorsichtig die Klinke hinunter. Doch irgendetwas blockierte die Tür von innen.
    Sie hat einen Stuhl davorgestellt!
    »Pssst!«, zischte er. »Ambre, ich bin’s, Toby! Wach auf!«
    Zu seiner Überraschung dauerte es keine Sekunde, bis Ambre den Stuhl weggezogen hatte und ihn hereinließ.
    »Bist du allein?«, fragte sie erstaunt.
    »Ja. Wir befreien Matt heute Nacht, und dazu brauche ich deine Hilfe. Du musst den Zeppelin über den Abgrund und hinunter ins Tal manövrieren. Bei Sonnenaufgang werden wir am Fuß der Felswand warten. Kriegst du das hin?«
    »Als der Unschuldstrinker uns die Steuerung erklärt hat, kam mir das nicht sehr kompliziert vor.«
    Nach kurzem Zögern sagte Tobias:
    »Du wirst ihn wohl einsperren müssen.«
    »Mach dir um mich keine Sorgen.«
    »Er hat dir doch nichts angetan? Ist er aufdringlich geworden?«
    »Ich gehe ihm aus dem Weg, seit ihr aufgebrochen seid. Aber ich kriege kein Auge zu. Mach du dich wieder an die Arbeit, ich kümmere mich um den Zeppelin.«
    Tobias nickte eifrig.
    »Die Gemeinschaft der Drei, stimmt’s?«
    »Ja«, erwiderte Ambre ohne große Begeisterung. »Wenn alles gutgeht, sind wir morgen früh wieder vereint.«
     
    So schnell er konnte, rannte Tobias die Treppe im Turm hinunter und schlug sich wieder durch das hohe Gras.
    Da waren sie. Zweihundert Meter von der Falltür entfernt. Rund zwanzig hagere Gestalten mit weißen Köpfen, dürr wie Vogelscheuchen.
    Ihre gelben Augen fixierten ihn, und er hatte das Gefühl, dass sich der Schlitz, der anstelle eines Mauls in ihren Gesichtern klaffte, zu einem gierigen Grinsen verzog.
    »Oh nein! Bitte nicht! Nicht jetzt!«
    Selbst mit einem Rekordsprint war es unmöglich, die Falltür vor ihnen zu erreichen. Das konnte kein Mensch schaffen.
    Ich bin schnell, wenn ich will. Sehr schnell.
    Schnell genug, um sein Leben zu riskieren?
    Wie auf Kommando stürzten sich die Schattenfresser den Abhang hinunter, so dicht über der Wiese, dass sie den Blumen die Blütenköpfe abrissen.
    Tobias hatte keine andere Wahl. Er holte tief Luft und sprintete los.
    Er musste bergaufwärts laufen und konnte nicht ausgreifen.
    Doch das Tempo, in dem sich seine Beine bewegten, war schwindelerregend. Die Alteration hatte die Energie des ewigen Zappelphilipps in überirdische Geschwindigkeit verwandelt.
    Den Wettlauf gegen die Schattenfresser konnte er trotzdem verlieren.
    Sie waren schon fast an der Falltür angelangt.
    Tobias presste die Kiefer aufeinander und holte das Letzte aus sich heraus.
    Die rettende Öffnung kam näher.
    Die Ungeheuer auch.
    Als ihm klarwurde, dass sie gleichzeitig ankommen würden, machte er sich bereit zum Sprung.
    Die Schattenfresser umringten die Falltür und richteten sich schlagartig auf. Mit einem Satz hechtete Tobias durch die Öffnung,

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