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Alterra. Im Reich der Königin

Alterra. Im Reich der Königin

Titel: Alterra. Im Reich der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maxime Chattam
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den schönen Abend, oder?«
    »Mach dir um uns mal keine Gedanken.«
    »Hat der Berater Sie gebeten, bei mir zu bleiben? Ich käme sowieso nicht weit, wenn ich abhaue, Sie können ruhig mit Ihren Freunden weitertrinken.«
    Roger packte ihn am Kragen und drückte ihn an die Wand.
    »Hör auf, uns für dumm zu verkaufen! Der Berater lässt dir vielleicht so einiges durchgehen, aber ich habe nicht so viel Geduld mit dir! Wenn du mir heute Nacht auch nur einmal auf die Nerven fällst, schneide ich dir die Ohren ab, ist das klar? Ich bin sicher, dass die Königin trotzdem froh sein wird, dich in die Finger zu kriegen, ob mit Ohren oder ohne!«
    Er schubste ihn weiter, aber Matt wäre vor lauter Verblüffung fast über die eigenen Füße gestolpert, als er Colin auf sich zukommen sah. Er hielt eine Kette, und jemand trottete mit hängendem Kopf hinter ihm her – Tobias! An seinem sonderbaren Verhalten erkannte Matt sofort, dass es sich um eine List handelte, und sah ungerührt an den beiden vorbei.
    Als sie auf gleicher Höhe waren, stolperte Tobias plötzlich und riss Matt zu Boden, während sich Colin fluchend zwischen sie und die Wärter warf.
    Tobias nutzte das kurze Durcheinander, um seinem Freund etwas zuzuflüstern.
    »Heute Nacht. Halte dich bereit.«
    Matt ruderte mit den Armen, als wolle er aufstehen, könne aber nicht, weil Tobias mit seinem ganzen Gewicht auf ihm lag.
    »Lass mir vorher noch ein bisschen Zeit«, wisperte er zurück. »Schickt Wein auf das Zimmer neben meinem und tretet erst möglichst spät in Aktion.«
    »Weg da!«, knurrte Roger, stieß Colin beiseite und beförderte Tobias mit einem Fußtritt an die Wand. »Und du steh auf! Aber schnell!«
    Matt gehorchte und wurde in seiner Kammer eingeschlossen. Er hörte Roger leise schimpfen und die Tür zum Nebenzimmer zuschlagen. Die beiden Soldaten blieben im Gang und bezogen vor seiner Tür Stellung.
    Auf diesem Weg kam er hier nicht mehr heraus.
    Matt wartete eine Viertelstunde, bis sich draußen Schritte näherten und jemand an Rogers Tür klopfte. Die Wände waren so dünn, dass die Stimmen deutlich zu hören waren.
    »Wein für Sie«, sagte eine Frau. »Von Ihren Kameraden.«
    »Danke. Aber den Wachen im Gang geben Sie nichts!«
    Prima, es funktionierte! Nicht nur, dass Tobias in der Stadt war, er hatte in Colin offenbar auch einen Verbündeten gefunden. Wenn er es sich recht überlegte, war das allerdings eher ein Grund zur Beunruhigung. Erstens hatte er ihn totgeglaubt, und zweitens war Colin ein mieser Verräter! Wie kam es nur, dass Ambre und Tobias mit ihm gemeinsame Sache machten?
    Rogers Bett knarzte laut, als er sich mit der Flasche Wein darauf ausstreckte. Matt wartete geduldig, bis der Alkohol Wirkung zeigte.
    Schließlich griff der Lärm aus der Gaststube auf die oberen Stockwerke über: Die Soldaten torkelten nach und nach auf ihre Zimmer. Dann kehrte Stille ein.
    Matt blickte aus dem Fenster. In den Häusern brannten nur mehr vereinzelt Lichter, und die Straßen waren menschenleer.
    Obwohl er selbst schon mit dem Schlaf kämpfte, wartete er noch eine Stunde, bevor er seinen Plan in die Tat umsetzte.
    Er lauschte an der Tür und hörte die Wärter seufzend einige Worte wechseln. Lautlos glitt er zum Fenster und schob es auf. Sie waren im zweiten Stock, in mehr als sieben Metern Höhe. Hätte er ein Messer gehabt, um die Laken zu zerschneiden, hätte er sich vielleicht abseilen können.
    Ich werde schon was finden. Jetzt ist erst mal Rogers Zimmer dran.
    Matt beugte sich hinaus und musterte die Fassade. Über die gesamte Längsseite verlief ein schmaler Sims. Perfekt.
    Er kletterte auf die Fensterbank, ließ sich an der Wand hinuntergleiten und tastete mit den Zehenspitzen nach dem Sims.
    Wenn sein Fenster nicht offen steht, kann ich das Ganze vergessen.
    Es war warm in der Höhle, fast heiß.
    Er hat Wein getrunken, da braucht er doch bestimmt frische Luft …
    Langsam schob er sich auf einem steinernen Gesims, von dem er nicht wusste, wie stabil es war, an der Mauer entlang.
    Rogers Fenster kam in Sicht.
    Es war angelehnt.
    Gleich habe ich es geschafft! Nur noch ein paar Schritte …
    Da rutschte er mit einem Fuß ab und wäre fast in die Tiefe gestürzt, doch sein linker Daumen fand in einer kleinen Vertiefung in der Mauer Halt, und er gewann gerade noch rechtzeitig das Gleichgewicht zurück.
    Mit Müh und Not erreichte er sein Ziel und zog sich zur Fensterbank hinauf.
    Roger hatte sich die leere Weinflasche an die Brust

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