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Alterra. Im Reich der Königin

Alterra. Im Reich der Königin

Titel: Alterra. Im Reich der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maxime Chattam
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gepresst und schnarchte laut. Das Zimmer war spärlich möbliert, es würde schnell durchsucht sein. Als Erstes nahm Matt sich den Schrank vor. Leer. Auch auf dem kleinen Schreibtisch konnte er nichts entdecken.
    Neben dem Bett lagen ein lederner Brustschutz und ein Rucksack.
    Na klar! Das Dokument ist so wichtig, dass er es so nah wie möglich bei sich behält.
    Als er die Schatulle aus dem Rucksack holte, konnte er sich ein triumphierendes Grinsen nicht verkneifen. Mitnehmen durfte er sie nicht, denn wenn die Zyniks merkten, dass ihre Pläne durchgesickert waren, würden sie ihre Strategie sofort ändern. Er musste sie lesen und sich alles gut einprägen.
    Matt öffnete die Schatulle, entrollte ein engbeschriebenes Blatt Papier und stellte sich ans Fenster, um es im Licht einer Straßenlaterne zu entziffern.
    Malronce plante tatsächlich einen Vernichtungsfeldzug gegen die Pans. Fünf Armeen. Über fünfzehntausend Soldaten. Schweres Geschütz. Waffen und Rüstungen in rauhen Mengen.
    Der Schlachtplan war in allen Einzelheiten beschrieben, und Matt las ihn sich mehrmals durch, um ja nichts zu vergessen.
    Der Pass der Wölfe.
    Die Fünf Armeen.
    Das Ablenkungsmanöver der Dritten Armee.
    Die Eroberung Edens.
    Die Durchkämmung des Landes, um eine Pan-Gemeinschaft nach der anderen auszulöschen.
    An diesem Punkt wurde Matt klar, dass er nicht weiterzulesen brauchte.
    Die Pans hatten nicht die Spur einer Chance. Sie konnten noch so gut Bescheid wissen, was die Zyniks als Nächstes tun würden, der Kampf war von vornherein verloren.
    Fünfzehntausend Krieger!
    Eden war bei weitem die größte der Pan-Gemeinschaften, und wie viele waren sie? Aus den tausend Einwohnern bei Gründung der Stadt waren vielleicht zwei- oder dreitausend geworden, aber das reichte nie und nimmer. Selbst wenn sich alle Pans aus den verschiedenen Teilen des Landes zusammentaten, wären sie gegen eine solche Streitmacht völlig hilflos.
    Das war auf der Carmichael-Insel auch schon so, und wir haben trotzdem gewonnen!
    Doch diesmal lagen die Dinge anders. Fünf bestens organisierte Armeen. Ein solcher Feind war unbesiegbar.
    Dann fliehen wir eben! Wenn Eden gewarnt wird, können die Weitwanderer alle anderen Gemeinschaften verständigen, und wir ziehen noch weiter nach Norden …
    Aber wie weit würden sie kommen?
    Matt schluckte seine Verzweiflung hinunter. Er durfte nicht für die anderen entscheiden, jetzt galt es erst einmal, so schnell wie möglich Eden zu informieren.
    Nachdem er den Plan auswendig gelernt hatte, verstaute er das Dokument wieder in der Schatulle und legte es zurück in den Rucksack. Dabei stieß seine Hand an ein langes Messer.
    Es würde ihm bei einer Flucht sehr gelegen kommen.
    Nein, Roger wird merken, dass jemand in seinem Zimmer war! Daraus schließen sie vielleicht, dass ihre Strategie bekannt geworden ist und geändert werden muss.
    Also ließ er die Waffe, wo sie war, und verwarf auch die Idee, durch die Tür zu fliehen. Die Wärter waren schließlich gleich nebenan.
    Er kletterte zurück auf den Sims, doch diesmal fühlte er sich viel unsicherer als auf dem Hinweg. Seine Hände zitterten, und als er die Muskeln anspannte, flammten die Schmerzen von den Prügeln, die er drei Tage zuvor eingesteckt hatte, am ganzen Körper wieder auf. Er brauchte geschlagene fünf Minuten, bis er sein Zimmer erreichte und völlig nassgeschwitzt über die Fensterbank kletterte.
    Die Gestalt tauchte so plötzlich aus der Dunkelheit auf, dass er nicht mehr dazu kam, schützend die Arme zu heben oder zurückzuweichen.
    Der spirituelle Berater packte ihn an den Schultern und schleuderte ihn gegen die Wand.
    »Glaubst du etwa, dass du uns so leicht davonkommst?«, zischte er. »Als hätte ich dieses Viertel nicht von meinen Männern abriegeln lassen! Sie sind überall, und natürlich auch unter deinem Fenster. Wenn du also das nächste Mal Seiltänzer spielen willst, dann schau besser nach, ob dir jemand dabei zusieht! Nicht auszudenken, wenn du abgestürzt wärst!«
    Hinter ihm standen sechs Soldaten, die allesamt stocknüchtern wirkten. Matt begriff, dass er nur die Spitze des Eisbergs gesehen hatte.
    Zum Glück schienen sie von seinem Abstecher in Rogers Zimmer nichts mitbekommen zu haben.
    »Wir werden die Wachen verdoppeln«, versicherte einer der Männer.
    In diesem Moment stürzte Roger mit schlaftrunkener Miene ins Zimmer.
    »Das ist nicht nötig, ihr brecht sofort auf«, beschloss der Berater. »Da ihr jetzt ohnehin auf den Beinen

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