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Alterra. Im Reich der Königin

Alterra. Im Reich der Königin

Titel: Alterra. Im Reich der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maxime Chattam
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merkten, wie gutmütig sie war.
    »Es ist immer noch dunkel«, sagte Colin besorgt und deutete auf die Stelle, an der der See ins Freie trat.
    »Niemand rührt sich hier weg, bis die Sonne aufgeht«, mahnte Tobias. »Die Schattenfresser würden kurzen Prozess mit uns machen.«
    »Sie überwinden sogar den Abgrund ins Tal?«, fragte Matt erstaunt.
    »Keine Ahnung, aber ich gehe lieber nicht nachsehen.«
    Jon zeigte auf den Seilbahntunnel.
    »Bist du sicher? Ich glaube nämlich, dass wir gleich Besuch bekommen.«
    Auf der Treppe kam eine lange Reihe von Laternen zum Vorschein, und durch das Tosen der Wasserfälle war schwach das Klirren von Rüstungen zu hören.

45. Es gibt keine Wunder
    A uf dem Kai liefen rund sechzig Zynik-Krieger auf.
    Matt, Tobias und die anderen Pans kauerten sich am Ausgang zusammen. Es konnte sich nur noch um Minuten handeln, bis man sie entdeckte.
    »Wir müssen hier raus«, sagte Matt.
    »Unmöglich!«, protestierte Colin. »Die Schattenfresser werden uns verschlingen!«
    »Glaubst du, dass wir gegen diese Armee auch nur die geringste Chance haben?«
    »Lieber sterbe ich, als noch mal einen Ring in den Bauch zu bekommen«, rief einer der Pans, der Mia untergehakt hielt.
    »Geht mir genauso«, pflichtete sie ihm bei.
    Die anderen nickten heftig. Die Flucht hatte ihnen wieder mehr Tatkraft und Entschlossenheit verliehen.
    Matt packte den Schwertgriff mit einer Hand.
    »Auf mein Kommando rennt ihr los, so schnell ihr könnt«, sagte er.
    »Haltet nach dem Zeppelin Ausschau«, fügte Tobias hinzu.
    Das Tor knarzte, als sie es aufschoben, und machte damit die Zyniks auf sie aufmerksam, die sich sofort formierten.
    »Jetzt!«, schrie Matt.
    Ohne die Gischt der Wasserfälle kam ihnen die Nachtluft schwül und drückend vor. Unter dem weiten Sternenhimmel war es weniger dunkel als in der Höhle. Die Pans umgingen einen Engpass und entfernten sich ein Stück von der Felswand, bis sie schließlich auf einem Vorsprung standen, von dem aus sie ins Land hinaussehen konnten. Zu beiden Seiten des Flusses erstreckte sich ein lichter Tannenwald. In ihrem Rücken erhob sich die gewaltige Felswand, deren Kamm unfassbar hoch in den Himmel ragte und das Tal vom Rest der Welt abschnitt.
    »Wo ist der Zeppelin?«, rief Colin. »Tobias, bist du sicher, dass Ambre deine Nachricht bekommen hat?«
    »Hundertprozentig. Bestimmt hat der Unschuldstrinker da seine Finger im Spiel.«
    Hinter ihnen wurde das Getrappel der Stiefel immer lauter, doch am Ausgang schienen die Zyniks zu zögern.
    »Für wann habt ihr euch hier verabredet?«, fragte Matt.
    »Zum Sonnenaufgang!«
    »Also ist noch nichts verloren. Schaut, im Osten taucht ein heller Streifen auf. Sie kommt sicher gleich.«
    »So nah an der Felswand könnte uns der Zeppelin sowieso nicht abholen«, bemerkte Colin. »Wir sollten zu dieser Lichtung am Flussufer hinuntergehen.«
    Da erhob sich auf einmal über ihnen ein sonderbares Gekreisch, das wie der Schrei eines Raubvogels klang und in einer Art meckerndem Lachen endete.
    Aus mehreren dunklen Spalten in der Felswand schwebten längliche Gestalten.
    »Die Schattenfresser!«, brüllte Colin. »Lauft!«
    Als sie losrannten, stürzten sich die Ungeheuer die Felswand hinunter.
    Matt, der das Schlusslicht bildete, erkannte auf den ersten Blick, dass Mia und ihre beiden Träger die Lichtung nie im Leben erreichen würden. Er pfiff Plusch zu sich und hievte das Mädchen auf den Rücken der Hündin, damit die anderen wenigstens versuchen konnten, vor den Schattenfressern davonzulaufen.
    »Und wenn der Zeppelin … nicht kommt?«, japste Jon.
    »Es wird bald hell … Wir müssen sie uns so lange vom Leib halten, bis die Sonne aufgeht!«, keuchte Matt zurück.
    Die Schattenfresser glitten blitzschnell den Steilhang hinunter; sie würden sie bald eingeholt haben. Matt warf immer wieder einen Blick über die Schulter und machte sich schon auf das Schlimmste gefasst: den Kampf.
    Zum Glück erreichten sie gleich darauf den Tannenwald, dessen Äste ihnen einen gewissen Schutz boten. Hier mussten die Schattenfresser sich vorsichtiger bewegen, um nicht gegen einen Baum zu prallen.
    Dennoch flogen die ersten Ungeheuer geradewegs in das Gehölz hinein, und zwei von ihnen kamen schon bedrohlich nahe.
    Matt ließ die anderen weiterlaufen und fuhr so plötzlich herum, dass er den ersten Schattenfresser damit überrumpelte und ihm den Kopf abschlug, bevor er ausweichen konnte.
    Der zweite legte seine Flügel an und fuhr die Klauen aus,

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