Alterra. Im Reich der Königin
erschöpft und vor Schmerzen zusammengekrümmt liegen.
Ohne seine außergewöhnliche Kraft, mit der er sich an das Seil geklammert hatte, wäre er nicht mehr am Leben.
Die Fässer polterten weiter über die steinernen Stufen und brachen nach und nach in Stücke. Matts Eskorte war bis zum letzten Mann vernichtet; die zerfetzten Leichen lagen fünfzig, hundert, ja zweihundert Meter unter ihm.
Tobias rannte zu Matt und half ihm auf die Beine.
»Matt! Alles in Ordnung? Kriegst du Luft?«
Matt beruhigte ihn mit einer Handbewegung und strich sich keuchend die nassen Haare aus dem Gesicht.
Da ertönte von weitem ein unheilverkündender Hornstoß.
Jon fuhr herum und brüllte zu den beiden Jungen hinunter:
»Zwei Soldaten!«
Mit Colin an der Spitze hasteten die Pans zu Matt und Tobias hinunter. Das Horn schlug weiter Alarm.
»Wahrscheinlich zwei Nachzügler«, japste Colin. »Nichts wie weg, in fünf Minuten wimmelt es hier vor Zyniks!«
So nahmen alle den schwindelerregenden Abstieg in Angriff.
Schon nach wenigen Metern spürten sie ein schmerzhaftes Ziehen in den Waden, und die monotone Abfolge der Stufen machte sie so benommen, dass sie schließlich stehen bleiben mussten, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
In diesem Moment hagelten die ersten Pfeile auf sie herab.
Die beiden Zyniks waren ihnen mit ihren Bogen gefolgt und hatten weit genug aufgeholt, um auf sie zielen zu können.
Jordan, einer der jüngsten Pans, wurde mitten ins Kreuz getroffen. Noch bevor ihn seine Kameraden packen konnten, verschwand er mit angstgeweitetem Blick im Wasserfall.
Es war alles so schnell gegangen, dass sie ihm nur ungläubig nachsahen.
Erst als ein Pfeil direkt vor Jons Füßen landete, erwachten sie aus ihrer Starre und liefen weiter.
Sie hatten kaum zehn Stufen geschafft, da wurde eine weitere Pan, Mia, am Knie erwischt und brach mit einem Aufschrei zusammen. Zwei Jungen hakten sie unter, damit sie weiterhumpeln konnte.
»Tobias, du musst uns mit deinem Bogen decken«, rief Matt.
»So hoch reichen meine Pfeile nicht, sie sind außer Schussweite!«
»Gib her!«
Matt blieb stehen, ließ die anderen vorbei und zielte dann auf die beiden geharnischten Soldaten. Er spannte den Bogen so weit, dass das Holz knarzte, und schoss seinen Pfeil mitten zwischen die beiden Männer. Auch der zweite und der dritte Pfeil gingen fehl, doch wenigstens liefen die Verfolger nun langsamer.
Hastig schloss Matt zu den anderen Pans auf.
Die Soldaten blieben auf Abstand.
Eine Viertelstunde später lösten zwei andere Pans die beiden Jungen ab, die Mia stützten. Das Mädchen kämpfte tapfer gegen den Schmerz, auch wenn ihr Gesicht zuckte.
Doch der endlose Abstieg forderte bald seinen Tribut. Jon stolperte und konnte von Glück sagen, dass Tobias blitzschnell reagierte.
»Wir brauchen … dringend … eine Pause«, keuchte Jon.
»Die Zyniks sind langsamer geworden, vorhin haben sie sich sogar hingesetzt«, meinte Colin. »Wir müssen auch haltmachen, sonst kommen wir nie und nimmer wohlbehalten nach unten.«
Als Tobias widerstrebend nickte, ließen sich alle auf den feuchten Stufen nieder. Ihre Verfolger waren nur noch als schemenhafte Umrisse weit über ihnen zu erkennen.
»Fünf Minuten, nicht mehr«, mahnte Matt.
Er beugte sich über Mias Oberschenkel und untersuchte die Wunde.
»Wir müssen den Pfeil rausziehen.«
»Nein! Nicht jetzt«, bettelte sie. »Es tut so schon weh genug.«
Matt betrachtete die acht Pans, die Tobias und Colin begleiteten.
»Ist Ambre in Sicherheit?«
»Sie kümmert sich um unser Fluchtfahrzeug«, erklärte Tobias.
»Danke, dass ihr mich befreit habt«, sagte Matt etwas verlegen in die Runde.
»Stimmt es, dass du uns retten wirst?«, fragte ein Mädchen.
»Du bringst uns von hier weg, oder?«, fragte ein anderer.
Matt stammelte etwas Unverständliches, und Tobias sprang ihm bei.
»Wenn alles läuft wie geplant, wartet im Tal ein Luftschiff auf uns, das uns nach Hause bringt.« Zu Matt gewandt, fügte er hinzu: »Tut mir leid, aber ich glaube, unsere Expedition ins Reich der Königin ist damit zu Ende. Wir sollten schleunigst zurück in den Norden, findest du nicht auch?«
»Ich habe die Reise gemacht, weil ich Antworten wollte, und die habe ich jetzt. Es sind nicht die Informationen, die ich erwartet habe, aber sie sind so wichtig, dass ich unverzüglich nach Eden muss. Es geht um Leben oder Tod.«
Tobias wirkte erleichtert.
»Bin ich froh, dass du zur Abwechslung mal nicht bis zum
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