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Alterra. Im Reich der Königin

Alterra. Im Reich der Königin

Titel: Alterra. Im Reich der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maxime Chattam
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den anderen Gemeinschaften informieren. Dann werden sie sicher weniger Angst haben und ihre Meinung ändern.«
    Ambre fand diese Einstellung etwas feige, aber sie sagte nichts mehr dazu.
    Gemeinsam schwammen sie mehrmals im See auf und ab, ehe sie zu ihren Handtüchern zurückkehrten.
    Am späten Nachmittag streifte Matt wieder um das Einkaufszentrum herum und rief eine Stunde lang vergebens nach Plusch.
    Am Abend teilte er der versammelten Mannschaft mit, dass sie am nächsten Tag wieder aufbrechen würden. Terrell versuchte noch einmal, ihnen die Durchquerung des Blinden Waldes auszureden. Als er begriff, dass die drei sich nicht umstimmen ließen, erklärte er, dass eine Gruppe sie bis zum Saum des Waldes begleiten würde.
    In dieser Nacht klopfte Ambre an die Tür von Saal 5, in dem Matt und Tobias schliefen. Sie wollte nicht mehr in einem so großen Saal allein sein, zumindest nicht hier. Die beiden Jungen machten ihr bereitwillig Platz; besonders Matt freute sich.
    Sie standen in aller Frühe auf, frühstückten schweigend und vergewisserten sich noch einmal, dass sie alles für die Reise gepackt hatten und ihre Rucksäcke gut gefüllt waren. Dann gingen sie zum Kinoausgang.
    Ein Großteil der Pans aus dem Team der Wilden war im Foyer versammelt.
    Sie wünschten ihnen Lebewohl und nahmen ihnen das Versprechen ab, dass sie von ihnen erzählen würden, wenn sie einem Weitwanderer begegneten oder eines Tages nach Eden kämen. Dann tauchte Terrell mit sechs weiteren Jungen auf. Sie hatten ihre Rüstungen aus Hockey- und Football-Zubehör an und trugen Rucksäcke, Wettkampfarmbrüste aus Karbon und Gürtel, an denen Messer steckten.
    Sobald sie im Freien waren, sah Matt sich nach Plusch um. Ganz sicher würde sie da sein, bereit zum Aufbruch.
    Aber die Hündin blieb verschwunden.
    Er wollte auf keinen Fall ohne sie losziehen.
    Sie hat eine gute Nase. Sie wird unserer Fährte folgen und uns bald einholen.
    Es zerriss ihm das Herz, aufbrechen zu müssen, ohne zu wissen, ob es ihr gutging.
Wo auch immer sie jetzt ist, sie wird uns wiederfinden. Ich kenne sie, ich bin ganz sicher.
    Terrell wartete auf ein Zeichen von ihm.
    Matt nickte ihm zu. Es konnte losgehen.
    Er warf einen letzten Blick auf die mit Farnkraut bewachsene Lichtung und machte sich auf den Weg.

5. Sonne und Schatten
    D ie Sonne ist der schlimmste Feind des Wanderers.
    Je höher sie stieg, desto unerbittlicher brannte sie auf die Gruppe herab. Die Temperatur kletterte stetig, und gegen Mittag war es so heiß wie an einem karibischen Strand, nur dass kein Wind wehte.
    Matt kapitulierte. Er zog die Weste aus Kevlar aus, die er unter seinem Mantel trug, und knotete sie an seinem Rucksack fest. Das Team der Wilden hatte längst die Helme abgenommen.
    Sie versuchten, so viel wie möglich im Schatten zu wandern. Lieber machten sie einen Umweg die Waldränder entlang, als unter der sengenden Sonne querfeldein zu marschieren. Am Nachmittag schleppte sich die Gruppe über einige Hügel. Das ständige Auf und Ab in der Hitze brachte sie an den Rand der Erschöpfung. Jedes Bächlein und jeder Tümpel luden zu einer ausgedehnten Pause ein.
    Terrell schätzte die Entfernung bis zu den Ausläufern des Blinden Waldes auf drei Tagesmärsche. Unter diesen Bedingungen die reine Hölle.
    Mehrmals hatte Matt den Eindruck, in der Ferne auf einer Hügelkuppe oder am Rand eines Wäldchens eine Gestalt oder eine Bewegung auszumachen, doch jedes Mal, wenn er stehen blieb, um genauer hinzusehen, war da nichts mehr.
    Am Abend schlugen sie ihr Lager unter einem riesigen Felsen auf, an dessen Fuß ein breiter Spalt eine Art Nische bildete. Melvin, ein etwa dreizehnjähriger Pan, entfachte sehr geschickt ein Feuer, während die anderen ihre Schlafsäcke oder Decken rund um die Flammen ausbreiteten.
    Einer der Jungen packte mehrere Scheiben Fleisch aus, die sie über dem Feuer brieten und gierig verschlangen. Als Tobias fragte, welches Tier sie da gerade aßen, erfuhr er, dass es der Große Weiße war, den sie zwei Tage zuvor erlegt hatten. Da verging ihm mit einem Mal der Appetit; die Erinnerung an den Albinobären jagte ihm noch immer Schauer über den Rücken.
    Als sie sich neben dem knisternden Feuer ausstreckten, um die Mahlzeit zu verdauen, wandte Terrell sich an Matt:
    »Was ist deiner Meinung nach diese ›Hautjagd‹?«
    Matt stützte sich auf die Ellbogen auf.
    »Wenn ich an die großen Käfige denke, in denen die Zyniks die Pans entführen«, sagte er, »dann befürchte ich

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