Alterra. Im Reich der Königin
allen anderen Bescheid, dass ein Hund von der Größe eines Ponys mit ihnen unterwegs war. Einige Mitglieder des Teams der Wilden warfen sich daraufhin vielsagende Blicke zu: Sie hatten vor einigen Wochen einen sehr großen Hund im Stadtzentrum herumstreunen sehen. Plusch konnte es nicht gewesen sein, und so fragte Matt sie neugierig über dessen Aussehen und Verhalten aus. Offenbar war er genau wie seine Hündin ungewöhnlich groß, aber nicht aggressiv gewesen. Nach ein paar Tagen hatten sie seine Spur verloren.
Plusch war also nicht die Einzige ihrer Art.
Manche streunenden Hunde hatten sich nach dem Sturm zu wilden Rudeln zusammengetan, die jeder Pan wohlweislich mied, aber die Existenz eines weiteren überdimensionalen, friedlichen Hundes ließ Matt keine Ruhe.
Inzwischen war keine einzige Wolke mehr zu sehen; der Himmel leuchtete saphirblau, und die Hitze nahm von Stunde zu Stunde zu. Gegen Mittag brannte die Sonne so heiß herab, dass Matt froh war, ihre Weiterreise um einen Tag verschoben zu haben.
Nach dem Mittagessen kam Terrell zur Gemeinschaft der Drei und schlug ihr ein Abenteuer der besonderen Art vor.
»Bei diesem schönen Wetter solltet ihr die Gelegenheit nutzen, ein Bad zu nehmen und euch zu entspannen. Holt eure Waffen und kommt mit.«
Nach einem Abstecher in den ersten Stock des Einkaufszentrums, wo sich die drei Besucher Badeanzüge aussuchten, verließen sie mit zwanzig Mitgliedern des Teams der Wilden die Stadt und tauchten in den Wald ein.
Terrell führte sie zu einem kleinen Fluss, an dessen Ufer Pflanzen mit so riesigen Blättern wuchsen, dass man sie als Bettdecke hätte verwenden können. Von dort aus gelangten sie zu einem winzigen, von einer Schilfwand umgebenen See.
Ein fünfzehn Meter hoher Wasserfall stürzte von einem löchrigen Felsen, der von einer dicken grünen Moosschicht bedeckt war.
»Das ist unser Sommerbad!«, schrie Terrell ihnen über das Rauschen des Wassers hinweg zu.
Alle zogen sich aus und hüpften jauchzend in das kühle Wasser.
Matt bemerkte sofort, dass die Mädchen auf die eine Seite und die Jungen auf die andere Seite des Weihers schwammen. Ambre seufzte, als sie die Trennung beobachtete.
Matt legte ihr eine Hand auf die Schulter.
»Immerhin baden wir im selben Wasser, nicht wahr?«
Ambre nickte ohne Überzeugung und ging zur Gruppe der Mädchen, die sie schüchtern musterten. Es war ihnen anzusehen, dass sie die »Große« gern angesprochen hätten, doch ihre Angst, sie könne schon zu den Zyniks gehören, hielt sie davon ab.
Matt und Tobias tobten lachend durchs Wasser, bewarfen sich mit Uferschlamm und tauchten sich gegenseitig unter. Nach einer Weile organisierten sie einen Tauchwettbewerb, den ein Pan namens Diego haushoch gewann. Er gestand Tobias, dass er
damals
im Schwimmverein gewesen war. Die Erwähnung ihres früheren Lebens verdarb dem Jungen die Laune, und er kletterte ans Ufer, um sich von der Sonne trocknen zu lassen. Die Pans sprachen kaum von ihrem Leben vor dem Sturm, da es sie traurig machte. Tobias konnte das gut nachempfinden.
Als Matt Ambre gelangweilt am anderen Ufer des Weihers herumplanschen sah, beschloss er, dass er genug von diesen dummen Regeln hatte, und schwamm auf die Mädchen zu. Alle entfernten sich eilig, bis auf Ambre, die mit ihm mitschwamm.
Sobald sie außer Hörweite waren, erzählte sie ihm:
»Die kleine Liz ist vorhin zu mir gekommen und hat mich mit Fragen zur Alteration bombardiert. Sehe ich etwa wie eine Seelsorgerin aus? Ständig kommen alle zu mir, um mir ihr Herz auszuschütten!«
»Ist sie davon betroffen?«
»Ja, sie hat furchtbare Angst im Dunkeln, und rate mal, was sie kann? Sie ist imstande, Licht unter ihren Fingernägeln zu erzeugen. Nur ein leichtes Glimmen, aber das ist schon ein guter Anfang. Terrell hat ihr verboten, darüber zu reden. Er befiehlt ihnen, alle Veränderungen zu unterdrücken, damit sie sich nicht so schnell in Zyniks verwandeln. Das ist ein gewaltiger Fehler! Wir müssen es ihnen sagen!«
»Wir können hier nicht einfach ankommen und einen Streit vom Zaun brechen, Ambre. Wenn wir morgen weiterziehen, müssten sie mit dem Zweifel weiterleben, den wir streuen würden; das gefährdet ihr Gleichgewicht, dabei haben sie bisher ja wie durch ein Wunder überlebt.«
»Ich weiß, aber es ist wichtig, dass sie begreifen, was durch den Sturm mit ihnen geschehen ist!«
»Kommt Zeit, kommt Rat. Wenn ein Weitwanderer sie aufsucht, wird er sie über die Entwicklung der Alteration in
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