Alterra. Im Reich der Königin
Terrell wütend. »Wir können schließlich nicht verhindern, dass wir erwachsen werden.«
»Vielleicht gibt es einen Ausweg, vielleicht können wir so bleiben, wie wir sind, auch wenn wir älter werden! Wir müssen es versuchen, wir dürfen doch nicht von vornherein aufgeben!«
Mit Tränen in den Augen kletterte Ambre über die Sitzreihe vor ihr und lief die Treppe zum Ausgang hinauf.
Matt suchte eine Weile, bis er sie zwischen den leeren Popcorn-Maschinen kauern sah. Er kniete sich vor sie hin.
»Sie meinen es nicht böse, weißt du«, sagte er. »Sie tun das nur, weil sie Angst haben.«
»Wir haben alle Angst«, antwortete sie leise. »Das ist kein Grund.«
Matt spürte Ambres tiefen Schmerz und hätte sie gern in die Arme genommen. Aber er traute sich nicht und versuchte stattdessen, tröstliche Worte zu finden.
»Vielleicht täuschen sie sich. Es muss nicht unbedingt stimmen, nur weil es mit Colin auch so war, vielleicht ist das nur Zufall …«
Ambre begann zu schluchzen, ihr Kinn bebte vor Verzweiflung, und nur mit Mühe presste sie hervor:
»Ich bin eine Frau, Matt, das war schon vor dem Sturm so, aber ich bin nicht böse! Ich fühle mich dir und Toby nahe, ich bin eine Pan! Und ich will nicht, dass sich das ändert!«
Matt schluckte und wusste auf einmal nicht mehr, was er sagen sollte.
»Ich will nicht verlieren, was ich heute bin«, fuhr Ambre fort.
»Ich werde auf dich aufpassen, das verspreche ich, ich werde verhindern, dass du dich änderst.«
Ambre blickte ihn mit angstgeweiteten Augen an.
»Ich bin nicht sicher, ob man es verhindern kann«, flüsterte sie.
Matt gab sich einen Ruck und legte seine Hand auf die von Ambre.
Sie erschauderte. Dann stieß sie ihn weg.
»Ich will jetzt allein sein, Matt. Tut mir leid.«
Die Zurückweisung traf ihn wie ein Dolchstoß ins Herz. Er stand auf, wandte ihr den Rücken zu und ging im Dämmerlicht des Korridors davon.
4. Eine willkommene
Verschnaufpause
A ls Matt die Augen aufschlug, wusste er nicht, ob es schon spät oder noch früh am Morgen war. Ohne funktionierende Uhr hatte er in dem fensterlosen Raum keinen Anhaltspunkt.
Tobias schlief noch. Matt verließ den Saal 5, in dem er und sein Freund übernachtet hatten, und begab sich ins Foyer des Kinos. Dort begegnete er zwei Pans, die lachend ein paar Kekse knabberten.
Matt ließ sich die Eingangstür aufsperren, ging ins Erdgeschoss hinauf und trat ins Freie.
Die Sonne war vor mindestens zwei Stunden aufgegangen. Es war wohl ungefähr acht Uhr.
Er hatte gehofft, auf der mit Farnkraut bewachsenen Lichtung Plusch zu entdecken, aber die Hündin war weit und breit nicht zu sehen.
Gedanklich kalkulierte er ihre genaue Position. Die Carmichael-Insel befand sich im Westen von Philadelphia. Sie waren dreizehn Tage lang nach Süden marschiert; wo waren sie jetzt? In Richmond? Washington hatten sie bereits hinter sich gelassen, ohne es zu bemerken, dabei waren sie bestimmt recht knapp daran vorbeigegangen. Und der Atlantik? Wie viele Kilometer war er entfernt? Es konnten nicht mehr als hundert sein. Matt fragte sich, was wohl aus dem Ozean geworden war. Schwammen noch immer Fische darin? Hatte das Wasser nun eine andere Farbe?
Ein Donnerschlag in der Ferne riss ihn aus seinen Grübeleien. Ihm standen die Haare zu Berge. Er hatte nur sein Jagdmesser dabei, das Schwert lag bei seinen Sachen im Saal 5. Schon wieder war er viel zu leichtsinnig gewesen.
Weit im Osten zogen dicke schwarze Wolken auf. Ein einfaches Gewitter oder …
Sag’s endlich!
Selbst in Gedanken brachte er es nicht über sich, seinen Verfolger beim Namen zu nennen.
Letzte Nacht habe ich nicht von ihm geträumt, das ist doch schon mal was!
Er setzte sich vor den Eingang des Einkaufszentrums und beobachtete die bedrohlichen Wolken am Himmel, bis er sicher sein konnte, dass sie nach Norden weiterzogen und ihre Stadt verschonten. Als er wieder aufstand, spürte er den Schmerz in jeder Faser seines Körpers. Am schlimmsten waren die Füße. Die Blasen waren geplatzt und hatten sich in rote Risse verwandelt, jeder Schritt tat ihm weh. Niemals hätte er sich vorstellen können, dass eine zweiwöchige Wanderung ihm so zusetzen würde.
Ein paar Tage Erholung beim Team der Wilden würden ihnen guttun.
Auf keinen Fall! Das Risiko ist zu groß. Wir dürfen uns keine Pause gönnen, solange er hinter uns her ist.
Außerdem gefielen ihm die schiefen Blicke nicht, mit denen die Pans Ambre ansahen. Er spürte, dass das schnell ausarten
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