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Alterra. Im Reich der Königin

Alterra. Im Reich der Königin

Titel: Alterra. Im Reich der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maxime Chattam
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tiefster Dunkelheit fiel es den drei Reisenden an diesem Morgen sehr schwer, in ihrer von goldenen Strahlen durchfluteten Kabine die Augen zu öffnen. Sie blieben eine halbe Stunde lang blinzelnd liegen, bevor sie aufstanden.
    Das Frühstück wurde erst viel später gebracht, woraus Matt schloss, dass sie sehr zeitig aufgewacht waren.
    Auf dem Tablett lagen Dinger, die aussahen wie Früchte, obwohl er solches Obst noch nie gesehen hatte. Dazu gab es einen Krug mit einer weißen Flüssigkeit, die er für Kokosmilch hielt. Sie genossen die erfrischende, süße Mahlzeit sehr.
    Später am Vormittag wurden sie abgeholt und aufs Schiffsdeck geführt. Sie liefen durch eine ganze Reihe von Gängen und stiegen enge Treppen empor, bis sie schließlich durch eine Luke neben einem dicken, von Tauen umschlungenen Mast ins Freie traten.
    Den drei Freunden stockte der Atem.
    Sie waren an Bord eines riesigen Segelschiffs. Wie die Gondel eines Heißluftballons hing es an vier Masten, an denen Trauben von prallen Ballonen aus braunem Leder angebracht waren. Matt zählte sechs bis acht Ballone pro Mast und wurde von Schwindelgefühl gepackt, als er einen Jungen auf einem schmalen Steg entlangbalancieren und die Seile überprüfen sah.
    Noch weiter oben, an der Spitze des vorderen Hauptmastes, war ein Ausguck angebracht, auf dem mehrere Personen Platz hatten.
    Matt machte einige Gestalten aus, die dort oben an Leinen zogen und etwas lenkten, was er zunächst für Wolken gehalten hatte.
    Riesige Segel trieben das Schiff an. Sie waren mit unendlich langen Tauen an der Reling befestigt und tanzten wie gigantische Papierdrachen am Himmel.
    Matt war so betäubt von den ungeheuerlichen Ausmaßen des Schiffs, dass er eine Weile brauchte, bis er wieder zu sich kam. Sein Respekt vor diesen Pans wuchs ins Unermessliche.
    Das Hauptdeck war fünfzehn Meter breit. Die Aufbauten am Bug und am Heck waren so hoch wie zweistöckige Gebäude. Und allein dort waren zwanzig Pans damit beschäftigt, den Boden zu schrubben, Knoten zu lösen oder zu schlingen und an den Wanten, die sich wie Spinnennetze um das Schiff woben, auf die Masten zu klettern.
    Bei Tageslicht war ihre Haarfarbe noch heller, ihr Blick noch durchdringender, und Matt stellte fest, dass ihre Fingernägel nicht braun waren, wie er es am Vorabend im Dämmerlicht des Schiffsbauchs geglaubt hatte, sondern ebenfalls grünlich. Manche hatten blasse Lippen, andere dunkle, aber bei allen waren sie grün. Er schloss daraus, dass diese Pans sich im Herzen des Blinden Waldes entwickelt und dabei einen Teil der Stoffe absorbiert hatten, aus denen er sich nach dem Sturm gebildet hatte.
    »Los, weiter!«, rief einer ihrer Leibwächter.
    Sie stiegen hinter ihm die Treppe zum Heck hinauf, wo sie von den drei Kapitäninnen und mehreren Besatzungsmitgliedern erwartet wurden. In der Mitte der windumtosten Plattform thronte ein riesiges Steuer, daneben stand ein Tisch mit eingepasstem Kompass.
    »Habt ihr dieses Schiff gebaut?«, fragte Ambre.
    »Ja. Es ist erst vor einem Monat fertig geworden. Wir haben unseren ganzen Einfallsreichtum und unsere ganze Energie hineingesteckt«, antwortete das große Mädchen. »Ich bin Orlandia.«
    Die Jüngste trat einen Schritt vor:
    »Clemantis.«
    »Faellis«, ergänzte die Dritte.
    Ambre stellte sich und ihre beiden Freunde vor, bevor sie weiterfragte:
    »Wie habt ihr das hingekriegt? Das ist eine Wahnsinnsarbeit und verlangt sehr viel Fachwissen.«
    »Wir sind nicht wie ihr«, erläuterte Orlandia, deren Augen wie Edelsteine blitzten. »Wir haben besondere Fähigkeiten.«
    Ambre und Matt wechselten einen raschen Blick.
    »Was zum Beispiel?«, fragte Matt.
    »Unser Gehirn arbeitet sehr schnell, manche von uns sind in der Lage, sich ganze Bücher einzuprägen, wenn sie sie nur durchblättern, andere erzeugen kleine Blitze wie die Krieger, die euch gerettet haben, und wieder andere sind stärker als ein Bison. Um das Große Nest herum können wir aus unbegrenzten Materialvorräten schöpfen, aber für den Bau des Mutterschiffs haben wir trotzdem fünf Monate gebraucht.«
    Wieder warf Ambre Matt einen kurzen Blick zu.
    Orlandia spielte auf die Alteration an. Hier nahmen die Pans also auch Veränderungen an sich wahr. Anscheinend hatten sie das Potenzial ihrer neuen Fähigkeiten sofort erkannt und es sich viel früher zunutze gemacht als die Pans auf dem Festland.
    »Wow«, rief Tobias.
    Alle drehten sich zu ihm um. Er stand an der Reling und bewunderte die Aussicht.
    Ein

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