Alterra. Im Reich der Königin
nur Kinder und Jugendliche.
Von sonderbarem Aussehen.
Ihre Augen reflektierten das Licht wie bei Katzen in der Nacht. Eine grün glitzernde Iris umrandete diese winzigen runden Spiegel. Auch ihre Haare waren seltsamerweise leuchtend grün.
»Welcher Stamm hat dich verbannt? Welches Verbrechen hast du begangen?«, fragte der Junge, der ihn soeben gerettet hatte.
»Wie, ein Stamm?«, sagte Matt verwundert. »Ich habe keinen Stamm. Ich … Ich heiße Matt, ich komme aus dem Norden, und wir durchqueren den Blinden Wald, um …«
»Den Blinden Wald? Wovon redest du?«
»Und meine Freunde? Habt ihr auch ein blondes Mädchen gefunden, rotblond, besser gesagt, und einen dunkelhäutigen Jungen meines Alters, der …«
»Sperrt ihn ein!«, befahl eine Stimme hinter Matt. »Wir werden später sehen, was wir mit ihm anfangen, jetzt müssen wir los.«
Matt protestierte vergebens. Er wurde durch einen schmalen Gang geführt und ohne Umschweife in eine kleine Kammer geworfen. In einer Ecke stand ein Eimer, und an der Wand hing ein Krug voller Wasser. Sonst nichts.
Die Schritte entfernten sich, und Matt sank völlig entmutigt zu Boden.
Was, wenn Ambre und Tobias nicht gerettet worden waren? Wie sollte er sie je wiederfinden?
Erst mal muss ich irgendwie hier raus, ich weiß ja nicht einmal, wo ich bin!
Da drang eine vertraute Stimme durch die Ritzen in der Wand.
»Matt? Bist du das?«
Sein Herz schlug schneller.
»Ambre?«
»Ja! Ach, bin ich froh, dass du da bist! Tobias sitzt nebenan, in der Zelle links von mir.«
»Toby?«
Matt gab einen Stoßseufzer von sich, doch dann fiel ihm plötzlich seine Hündin ein.
»Und Plusch?«, fragte er voller Panik.
»Keine Ahnung, Matt, leider. Ich hab sie weder gesehen noch gehört.«
Wieder ein Seufzer, ein trauriger diesmal.
»Habt ihr mitgekriegt, wo wir sind?«, fragte er.
»Sie haben uns in die Baumkronen gebracht, so viel ist sicher! Und ich habe einen der … Pans von einem ›Schiff‹ sprechen hören.«
»Schiff? Unmöglich, es kann doch in den Wipfeln des Blinden Waldes kein Wasser geben!«
»Matt, hast du gesehen, wie komisch sie aussehen? Ihre Augen …«
»Ja, sie sind nicht wie wir. Wir müssen schleunigst hier raus.«
»Aber wie? Die Türen sind mit einem Riegel gesichert, ich hab schon alles probiert.«
»Vielleicht kannst du ihn mit Hilfe deiner Alteration aufschieben?«
»Ich sehe ihn nicht, und auf Dinge, die ich nicht sehe, kann ich nicht einwirken.«
Matt fluchte.
»Dann muss ich wohl versuchen, die Tür aufzubrechen. Mal sehen, ob ich genug Kraft habe.«
»Tu das nicht. Wir wissen nicht, wer sie sind, was sie von uns wollen und wozu sie fähig sind. Warte lieber ab.«
»Sie haben uns eingesperrt!«
»Aber sie haben uns auch vor den Stelzenläufern gerettet! Hab ein bisschen Geduld. Sobald wir die Lage besser überblicken, können wir handeln. Wir sollten die Gelegenheit nutzen, um uns etwas auszuruhen, ich bin total kaputt, und Tobias auch.«
»Wie geht es ihm?«
»Gut.«
»Wenigstens ist keiner von uns verletzt.«
Das Gebäude aus Holz, in dem sie sich befanden, begann zu knirschen, und Matt begriff, dass es sich in Bewegung setzte.
Es ähnelt wirklich einem Schiff! Wo sind wir nur gelandet?
Matt trank einen Schluck Wasser und dachte an Ambres Vorschlag. Eigentlich hatte sie nicht ganz unrecht, eine Verschnaufpause konnten sie alle drei gut gebrauchen.
Nach etwa einer Stunde kamen fünf mit Messern und Beilen bewaffnete Pans sie holen. Ambre, Tobias und Matt umarmten sich kurz im Gang, doch man trieb sie sofort auseinander.
Sie wurden durch ein Labyrinth aus Gängen in einen Saal geführt, in dem rund zwanzig Stühle um eine lange Tafel standen. Drei Mädchen diskutierten leise am anderen Ende, als die Gemeinschaft der Drei hereingebracht wurde. Man befahl ihnen, vor den Mädchen Platz zu nehmen; zwei Jungen setzten sich auf eine Bank hinter ihnen.
Alle hatten grellgrünes Haar und den gleichen durchdringenden Blick aus smaragdfarbenen Augen.
»Ihr seid auf dem Mutterschiff«, begann eins der Mädchen. »Wir sind die Kapitäne an Bord. Aus welchem Stamm kommt ihr?«
»Aus keinem«, antwortete Matt. »Wir sind freie Pans.«
»Papperlapapp, ohne Gemeinschaft überlebt hier niemand«, erwiderte die Größte der drei Mädchen.
Ambre beugte sich vor und sagte:
»Wir kommen nicht von hier, wir sind Reisende und wollen den Blinden Wald in Richtung Süden durchqueren.«
»Was versteht ihr unter Blinder Wald?«, fragte die Dritte,
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