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Alterra. Im Reich der Königin

Alterra. Im Reich der Königin

Titel: Alterra. Im Reich der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maxime Chattam
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führte man sie in ein höher gelegenes Stockwerk zu einem Zimmer mit einem Bett und zwei zwischen die Balken gespannten Hängematten. Durch ein breites Fenster am anderen Ende des Zimmers sah man in die stockfinstere Nacht hinaus. Ambre berührte bewundernd die Scheibe.
    »Eine richtige Glasscheibe! Die müssen sie irgendwo aufgegabelt haben. Die Rahmen sind aus Aluminium, dabei ist das Schiff ansonsten ganz aus Holz gebaut.«
    Als Matt sah, dass sie den Fenstergriff nach unten drückte, sagte er erschrocken:
    »Mach lieber nicht auf, wir wissen nicht, was da draußen alles rumfleucht!«
    Ambre hörte nicht auf ihn und schob das Fenster weit auf. Sofort wehte frische Luft herein.
    »Ich sehe nichts«, rief sie. »Oh! Halt! Das ist … Das ist der Ozean!«
    Der Mond lugte durch die Wolkendecke, so dass sie einen dunklen, so gut wie flachen Horizont erkennen konnten. Ambres Haare flatterten im Wind.
    Matt zog sie zurück und schloss das Fenster.
    »Das ist gefährlich«, mahnte er. »Willst du unbedingt von einer der Kreaturen gefressen werden, die sich da draußen rumtreiben?«
    Ambre grummelte, auch wenn sie einsah, dass er recht hatte. Da fiel ihr Blick auf ihre Rucksäcke. Bis auf die Waffen waren alle ihre Sachen hier.
    Die beiden Jungen überließen Ambre das Bett und breiteten Decken in ihren Hängematten aus, um bequemer zu liegen.
    Ambre zog den Vorhang beiseite, der eine Ecke abteilte, und entdeckte einen Stuhl mit einem Loch in der Sitzfläche, der als Toilette diente, und einen Eisenbottich unter einem Wasserhahn.
    »Die sind ganz schön erfinderisch«, sagte sie bewundernd.
    »Die sind nicht ganz sauber, wolltest du sagen«, erwiderte Tobias und kehrte ihr den Rücken zu. »Sie sind grün! Ihre Haare, ihre Augen und sogar ihre Lippen sind grün! So was ist doch nicht normal!«
    Während Tobias noch schimpfte, begutachtete er interessiert eine der beiden Glaslaternen. Die weiche Substanz im Innern leuchtete silbrig, ohne Wärme abzugeben.
    »Sieht aus wie Gelee«, sagte er.
    Matt untersuchte die Tür.
    »Sie haben abgeschlossen«, berichtete er. »Wir sind Passagiere unter Beobachtung. Was haltet ihr davon, wenn wir einen kleinen nächtlichen Ausflug unternehmen, wie auf der Insel?«
    Ambre schüttelte entschieden den Kopf.
    »Wenn du schon am ersten Tag ihr Vertrauen brichst, wie sollen sie uns dann noch in die Gemeinschaft aufnehmen? Nein, lass uns schlafen gehen. Morgen finden wir sicher mehr über sie heraus.«
    Matt teilte ihre Zuversicht nicht, beharrte aber nicht weiter auf seinem Vorschlag. Er ging hinter den Vorhang und wusch sich notdürftig. Es kam nur ein sehr dünner Wasserstrahl aus dem Hahn, aber das klare Wasser tat ihm gut. Dann legte er sich in Unterhose und T-Shirt in seine Hängematte.
    Tobias tat es ihm gleich, Ambre hingegen verbrachte deutlich mehr Zeit hinter dem Vorhang. Sie bat die beiden Jungen, sich abzuwenden, als sie wieder hervorkam und ins Bett kroch. Tobias überlegte, wie man die Lampen mit der weichen Substanz »ausmachen« könne, und sah sich nach einem Schalter, einer anderen Substanz oder wenigstens einer Abdeckung um. Da er nichts dergleichen fand, fasste er vorsichtig in den gläsernen Behälter, holte den Geleeklumpen heraus und legte ihn in ein Körbchen.
    »Igitt, ist das ekelhaft! Total glitschig und kalt!«
    Er wiederholte den Vorgang mit der zweiten Lampe und legte sich wieder in seine Hängematte.
    Das Mondlicht fiel durchs Fenster und beschien die müden Gesichter der drei Freunde. Draußen, wenige Meter unter ihnen, erstreckte sich ein schwarzes und unheimlich stilles Meer.
    »Stellt euch vor, wir schwimmen in tausend Metern Höhe«, sagte Ambre verträumt.
    »Glaubst du, dass sie das Schiff selbst gebaut haben?«, fragte Tobias. »Es scheint echt riesig zu sein.«
    »Jedenfalls kann ich es kaum erwarten, es zu erkunden und diese Pan-Gemeinschaft kennenzulernen. Wir können sehr viel voneinander lernen!«
    »Dafür, dass wir hier eingesperrt sind, bist du aber sehr vergnügt!«
    »Sie schützen sich, das ist normal.«
    Matt mischte sich ein:
    »Morgen werden wir ja erfahren, ob sie Freunde oder Feinde sind.«
    Sie unterhielten sich noch eine Weile. Schließlich ließen sich Ambre und Tobias von dem Schaukeln des Schiffs in den Schlaf wiegen.
    Matt hingegen starrte in der Dunkelheit die Decke an.
    Er dachte an Plusch.
    Der Kummer hielt ihn lange wach.

10. Sonne und frische Luft
    D as Sonnenlicht wurde immer stärker und gleißender.
    Nach mehreren Tagen in

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