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Alterra. Im Reich der Königin

Alterra. Im Reich der Königin

Titel: Alterra. Im Reich der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maxime Chattam
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Gaia, es ist ihre Wahl.«
    »Es gibt sicherlich eine realistischere Erklärung, meint ihr nicht?«
    Ein Junge trat auf ihn zu und zückte einen langen Stiel, der wie ein Degen aussah. Die Spitze war mit einer rosa Substanz bedeckt, die zerdrücktem Kaugummi ähnelte.
    Die Klinge zischte durch die Luft und hielt genau vor Matts Nase inne.
    »Erweise der Mutter Gaia Respekt!«, schnauzte der Junge ihn hochmütig an.
    Matt wich zurück, und damit war das Gespräch beendet. Man wies den drei Freunden eine Bank in einer Nische am Achterdeck zu, von wo aus sie die Umgebung bewundern konnten.
    Der Himmel war klar, und nur einige wenige Wolken hatten sich in das blaue Gewölbe verirrt. Die Matrosen überprüften die Ballone und riefen einander von den Wanten aus Befehle zu, und hin und wieder verließ eine der drei Kapitäninnen die Kommandobrücke, um die Manöver zu inspizieren. Matt hatte bemerkt, dass die Offiziere durch Rohre riefen, die sich zum Ende hin wie Hörner öffneten. So hatten sie ein regelrechtes Fernsprechsystem zwischen dem Deck und dem vierzig Meter höhergelegenen Ausguck eingerichtet. Die drei Kapitäninnen waren die einzigen Frauen an Bord; die ältesten Jugendlichen, die Degen aus Holz am Gürtel trugen, waren offensichtlich für die Sicherheit zuständig, während die Schmächtigeren unter ihnen als Offiziere dienten, erkennbar an ihrem nussschalenförmigen Helm. Alle anderen waren Matrosen.
    »Sie reagieren sehr empfindlich, wenn man sie auf ihre Herkunft anspricht«, meinte Tobias.
    »Sie verschweigen uns etwas«, bestätigte Ambre. »Habt ihr gehört, wie Orlandia Clemantis zurechtgewiesen hat, als sie uns beinahe zu viel gesagt hätte?«
    »Mir gefällt das nicht«, gestand Matt. »Warum werden sie von den anderen Pans auf dem Trockenen Meer bekämpft? Das ist doch unlogisch, eigentlich müssten sie sich gegenseitig helfen. Da ist was faul.«
    »Wir sind die ersten Festland-Pans, die ihnen begegnen«, bemerkte Tobias auf einmal. »Wir sind Entdecker! Das gibt uns das Recht, einen Namen für sie zu wählen! Das Volk Gaia klingt doch bescheuert, ich schlage vor, sie Chloropanphylliker zu nennen, weil sie immer so gescheit tun.«
    Matt lachte auf.
    »Wenn du willst«, sagte er.
    Da ertönte ein Alarmsignal. Matt sah, wie einer der Degenträger mit aller Kraft in ein Horn blies.
    »Was ist los?«, fragte Tobias besorgt.
    Mehrere Chloropanphylliker sprangen durch die Luke an Deck. Sie trugen ihre weißen Rüstungen aus Ameisenchitin und waren mit Pfeil und Bogen bewaffnet. Andere rollten hastig vier auf Räder montierte Riesenharpunen aus dem Bug und stellten sie an Steuerbord auf.
    Die Gemeinschaft der Drei stellte sich an die Brüstung, um das Manöver nicht zu stören, und schaute neugierig zu.
    Mehrere Finger deuteten auf den Horizont.
    Weniger als hundert Meter von ihnen entfernt blinkte ein rotes Licht unter dem Laubwerk, wie ein warnendes Rundumlicht.
    Als Matt Orlandia in der Nähe stehen sah, rief er ihr zu:
    »Was ist los?«
    »Das ist der Rote Tod!«
    »Was ist das?«
    Orlandia wandte sich zu Matt um und blickte ihn an. Ihr Gesicht war angstverzerrt.
    »Es ist das Schlimmste, was es im Trockenen Meer gibt.«

11. Die Verbannung
    T obias erschauderte.
    »Also ein furchtbares Ungeheuer?«
    Orlandia schluckte mühsam und blickte abwechselnd auf das Licht, das langsam näher kam, ihre Besatzung und die Gemeinschaft der Drei.
    »Eine Art Riesenkrake, die sich mit ihren Tentakeln von Ast zu Ast hangelt«, erklärte sie. »Das Blinken verrät, wie erregt sie ist: Je heftiger es ist, desto angriffslustiger ist sie. Wenn sie sich auf weniger als fünfzig Meter nähert, bleibt uns keine Wahl, dann müssen wir kämpfen.«
    »Ist es schwierig, dieses Ding zu töten?«, fragte Tobias.
    »Wir können nur versuchen, sie so lange zu zermürben, bis sie von sich aus wieder abzieht. Töten lässt sich ein so mächtiges Ungeheuer nicht.«
    Das Licht blinkte immer schneller.
    »Ladet die Harpuliter!«, brüllte jemand.
    Matt sah, dass die Pans lange hohle Pfeile in die Riesenharpunen steckten und sie mit mehreren Litern einer zähen braunen Flüssigkeit füllten.
    »Das ist ein sehr starkes Gift, das wir aus verschiedenen Baumarten gewinnen«, erklärte Orlandia, die Matts Blick gefolgt war.
    Matt dankte ihr mit einem Nicken. Inmitten all der Aufregung wurde ihm zum ersten Mal bewusst, wie hübsch sie war.
    Das Ungeheuer blinkte inzwischen geradezu frenetisch.
    Es war weniger als siebzig Meter entfernt und kam

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