Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alterra. Im Reich der Königin

Alterra. Im Reich der Königin

Titel: Alterra. Im Reich der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maxime Chattam
Vom Netzwerk:
durchgeführt und irgendwann zufällig festgestellt, dass es die Pans gefügig macht, wenn sie ihnen einen Ring aus der speziellen Legierung stechen, aus der sie auch ihre Waffen schmieden. Seither haben alle Sklaven einen.«
    »Aber du nicht?«, fragte Tobias.
    »Ich bin doch kein Sklave!«, rief Colin so empört, dass er Tobias dabei mit Spucke besprühte. »Ich bin aus freien Stücken hier! Ich habe mich freiwillig zu den Waffen gemeldet, um Königin Malronce zu dienen!«
    Einige Gäste wandten sich zu ihnen um. Hastig beugte Ambre sich zu Colin und fragte im Flüsterton:
    »Wer ist diese Königin eigentlich?«
    »Sie wird uns in eine strahlende Zukunft führen, in die Erlösung. Ohne sie sind wir nichts als primitive Wilde. Sie ist die Wissende, sie weiß Bescheid!«
    »Worüber denn?«, fragte Tobias, der Colin nicht so recht folgen konnte.
    »Über alles! Sie weiß, was mit uns passiert ist und wie wir den Fluch abschütteln können, der auf uns lastet. Deswegen wird sie von allen verehrt und als Königin anerkannt.«
    »Weißt du, warum sie es auf Matt abgesehen hat? Wir haben überall in der Stadt Steckbriefe gesehen.«
    Colin verzog mürrisch das Gesicht, als er feststellte, dass sein Weinkrug leer war.
    »Nö, keine Ahnung«, grummelte er. »Das weiß nur die Königin.«
    »Und hast du …«, begann Ambre.
    »Hört auf, mir Löcher in den Bauch zu fragen«, stöhnte Colin. »Ihr seid viel zu neugierig! Habt ihr euch denn überhaupt beim Ministerium gemeldet, als ihr angekommen seid?«
    »Ja, klar«, log Ambre, ohne mit der Wimper zu zucken.
    »Dann zeigt mal eure Armbänder! Jeder Jugendliche, der in der Stadt aufgenommen wird, bekommt ein Armband zum Beweis, dass er registriert ist!«
    Beim Anblick ihrer zerknirschten Gesichter grinste Colin schadenfroh.
    »Wusste ich’s doch. Ihr seid noch gar nicht dort gewesen.« Er stemmte sich in die Höhe und schwankte auf die Tür zu. »Sie werden es mir zu danken wissen, wenn ich euch denunziere.«
    Ambre und Tobias folgten ihm so unauffällig wie möglich hinaus. Als sie außer Sichtweite waren, stellte Ambre sich ihm in den Weg.
    »Tu das nicht, wir sind doch gerade erst angekommen. So werden sie uns nie in ihre Reihen aufnehmen.«
    »Das … ist … nicht mein Problem«, lallte Colin. »Weg da.«
    Da glitt ein Schatten über sein Gesicht.
    Das Dunkel breitete sich über die Straße und schließlich das gesamte Viertel aus.
    Ein gewaltiger Zeppelin fuhr knapp über den Dächern über die Stadt hinweg. Die Gondel war so lang wie ein Dreimaster, und der Gasraum war … Tobias zwinkerte ein paarmal, weil er seinen Augen nicht traute.
    Der Gasraum bestand aus einer langen, rötlich lila schimmernden Blase, die von blauen Adern durchzogen war. An ihrem unteren Ende zuckte und zitterte ein weißer Kranz, aus dem Hunderte durchsichtiger Tentakel hervorwuchsen, die als Aufhängung für die Gondel dienten.
    Der Zeppelin war in Wirklichkeit eine riesige, länglich geformte Qualle.
    Plötzlich stieg Tobias der scharfe Geruch von Urin in die Nase: Colin hatte sich tatsächlich in die Hose gemacht.
    »Oh nein, er kommt früher als geplant«, sagte Colin ängstlich. »Ich muss zurück, ich muss zurück!«
    Er schien mit einem Schlag nüchtern geworden zu sein.
    »Wer ist das?«, fragte Ambre.
    Colin rannte schon auf das ehemalige Universitätsgebäude zu.
    »Der Unschuldstrinker«, schrie er, »der Unschuldstrinker!«

23. Tod aus Tierliebe
    M att kam der Vormittag unendlich lang vor.
    Er saß in seinem Versteck, wartete auf die Rückkehr seiner Freunde und redete sich ein, dass ihnen nichts Schlimmes passieren konnte. Niemand kannte sie, auf ihre Festnahme war keine Belohnung ausgesetzt, im Gegensatz zu ihm hatten sie nichts zu befürchten.
    Falls einige Zyniks sich über die jungen Besucher wunderten, könnten sie immer noch so tun, als seien sie abtrünnige Pans, die sich Malronce’ Armee anschließen wollten.
    Ja, je länger er darüber nachdachte, desto weniger Sorgen machte er sich. Ambre und Tobias hatten kein großes Risiko auf sich genommen.
    Andererseits hatte die Sonne schon fast den Zenit erreicht. Es ging auf Mittag zu, und die beiden waren weit und breit nicht zu sehen.
    Hin und wieder kletterte er den Abhang hoch, um den Pfad zum Stadttor mit dem Blick abzusuchen. Inzwischen herrschte dort lebhafter Verkehr; zuweilen brachen ganze Scharen von Zyniks, mit Pfeil und Bogen bewaffnet, zur Jagd auf, andere führten mit schweren Reisigbündeln beladene Esel in

Weitere Kostenlose Bücher