Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alterra. Im Reich der Königin

Alterra. Im Reich der Königin

Titel: Alterra. Im Reich der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maxime Chattam
Vom Netzwerk:
Richtung Süden, vielleicht ist sie sogar meiner Fährte bis hierher gefolgt! Oder die Zyniks haben sie eingefangen, um sie in die nördlichste Stadt ihres Territoriums zu bringen!
    Die Hündin weinte.
    Sie ist es, eindeutig! Sie ist es! Sie hat die Reise durch den Blinden Wald überstanden! Sie ist am Leben!
    Matt war außer sich vor Freude.
    Einer der Soldaten, dem das Kläffen offenbar auf die Nerven ging, hämmerte mit einem Stock gegen die Gitterstäbe.
    »Maul halten!«, brüllte er.
    Matt starrte ihn wütend an.
    Noch fünfzig Meter, dann wäre der vorderste Wagen in Sichtweite der Wachen am Stadttor. Was würde dann aus Plusch werden? Würden sie die Hündin als Zugtier einsetzen? Oder auf Jahrmärkten vorführen? Würden sie sie womöglich … schlachten?
    Er durfte sie auf keinen Fall verlieren. Eine so unverhoffte Chance kam einmal und nie wieder. Er musste handeln.
    Immerhin dreizehn Wachen zählte er in dem Konvoi.
    Wenn ich den Überraschungseffekt nutze, ist es machbar.
    Matt band sich die Weste aus Kevlar so eng wie möglich um den Körper, packte sein Schwert und schlug sich durch die Farnwedel zwischen den Bäumen.
    »Wirst du wohl endlich still sein!«, schrie der Soldat und stieß der Hündin den Stock in die Seite, woraufhin sie vor Schmerz noch lauter jaulte.
    Da platzte Matt der Kragen. Er umklammerte den Schwertgriff so fest, dass seine Fingerknöchel weiß hervortraten, brach durch das Unterholz und stürzte sich auf den Wärter.
    Der Mann sah etwas Langes, Silbernes aufblitzen, dann jaulte er selbst vor Schmerz, sackte zusammen und wälzte sich blind in seinem eigenen Blut.
    Auch dem nächsten Zynik ließ Matt keine Chance. Mit einer einzigen Bewegung schlug er ihm den Arm ab und ging sofort in Ausgangsstellung, um auf den folgenden Angriff zu reagieren. Da sich die Soldaten vor lauter Verblüffung nicht rührten, sprang er auf den Wagen und hieb so heftig gegen den Käfig, dass die Stäbe splitterten. Plusch stellte die Ohren auf und machte große Augen, als sie Matt erkannte.
    Aber schon kletterten zwei mit einer Axt und einem Streitkolben bewaffnete Zyniks auf den Karren.
    Matt wirbelte herum und ließ seine Klinge durch die Luft sausen. Die Männer versuchten, mit ihren schweren Waffen zu parieren.
    Sie hatten nicht ahnen können, wie viel Kraft in dem Jungen steckte.
    Der Schlag war so gewaltig, dass sie vom Wagen geschleudert wurden und der Streitkolben des einen dem anderen das Gesicht zertrümmerte.
    Matt sprang blitzschnell zu Boden, streckte einen weiteren Soldaten mit zwei Schwerthieben nieder und entwaffnete den nächsten. Den Männern, die noch nicht zum Angriff übergegangen waren, dämmerte allmählich, dass sie es nicht mit einem gewöhnlichen Jungen zu tun hatten. Sie rotteten sich zusammen und stürmten dann mit gezückten Waffen auf ihn los.
    Matt hob die Axt auf, die vor ihm lag, und schleuderte sie den Zyniks entgegen. Der Stiel erwischte den vordersten mit voller Wucht am Kopf, dann sauste das Schwert singend durch die Luft und spaltete dem zweiten den Schädel, und im nächsten Moment brach ein mächtiger Fausthieb dem dritten den Kiefer. Die letzten beiden Männer wichen zurück und hielten ihre Schwerter wie Schutzschilde vor sich.
    Matt war blind vor Zorn.
    Jedes Mal, wenn er gegen Zyniks kämpfte, überkam ihn dieselbe rasende Wut. Sie zwangen ihn dazu, gewalttätig zu werden, indem sie sich einem friedlichen Zusammenleben verweigerten und die Pans angriffen. Sie zogen es vor, Feinde anstatt Verbündete zu sein.
    Jedes Mal, wenn die Klinge, die sich mittlerweile wie ein Teil seines eigenen Körpers anfühlte, in menschliches Fleisch schnitt, grauste ihm. Er wusste, dass die Erinnerung an diese Bewegung ihn noch tage- und nächtelang verfolgen würde, dass all das Blut, das er damit vergoss, sein Gewissen für immer besudelte. Und das brachte ihn zur Weißglut.
    Er durfte sich keine Blöße geben oder versuchen, sein Gegenüber zu schonen. Bei einem Kampf galt alles oder nichts, das hatte er auf die harte Tour gelernt. Er musste aufs Ganze gehen, um zu siegen, er musste Blut vergießen. Ohne Rücksicht auf Verluste.
    Und daran waren sie schuld.
    Weil sie ihm keine andere Wahl ließen.
    Matt sah nicht, dass sich zwei Zyniks mit Knüppeln und Dolchen von hinten an ihn heranpirschten. In dem Augenblick, in dem sie ihre Waffen in die Höhe rissen, wurde das Stöhnen der Verletzten von einem wilden Geheul übertönt: Plusch sprang auf den Rücken der Angreifer,

Weitere Kostenlose Bücher