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Alterra. Im Reich der Königin

Alterra. Im Reich der Königin

Titel: Alterra. Im Reich der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maxime Chattam
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die Stadt, und wiederum andere lieferten Bambus. Doch in diesem ganzen Hin und Her fehlten zwei: Ambre und Tobias.
    Es ist noch früh,
sagte er sich immer wieder.
Sie haben gesagt, dass sie bis zum Abend wieder hier sind. Ich habe versprochen, in der Zwischenzeit nichts zu unternehmen. Nur Geduld …
    Aber der Zweifel fraß an ihm. Es war schlicht nicht auszuhalten, nicht zu wissen, wie es ihnen ging, ob sie außer Gefahr waren oder ob sie ihn vielleicht in ebendiesem Moment dringend brauchten!
    Wieder spähte er angestrengt zum Stadttor. Zwei Wachen flankierten den Eingang. Ein Stück weiter standen noch zwei. Womöglich waren oben auf dem Wehrgang gar keine Männer postiert! Vielleicht könnte er über die Mauer klettern?
    Es gibt keine Griffe, und ich bin ein miserabler Kletterer!
    Er überlegte, ob er einen Erkundungsgang machen sollte, um die anderen Tore zu inspizieren und nach einer Möglichkeit Ausschau zu halten, über den Fluss in die Stadt zu kommen … Alles Quatsch, damit riskierte er nur, geschnappt zu werden oder zumindest Aufmerksamkeit zu erregen – und wenn seine Freunde in der Zwischenzeit zurückkämen, wäre er nicht da! So dumm durfte er nicht sein, und außerdem hatte er ja fest versprochen, sich in ihrer Abwesenheit nicht vom Fleck zu rühren.
    Matt wurde langweilig. Er holte eine Scheibe Dörrfleisch hervor und kaute darauf herum, um die Zeit totzuschlagen.
    Irgendwann am Vormittag war ein riesiger Zeppelin vorübergeschwebt; das war ein spektakuläres Ereignis gewesen, auch wenn es nur ein paar Minuten gedauert hatte. Matt war dem Luftschiff mit dem Blick gefolgt und schließlich auf einen Baum geklettert, um zuzusehen, wie es am höchsten Turm der Stadt anlegte.
    Und seither: nichts mehr.
    Als er den letzten Bissen Dörrfleisch hinunterschluckte, dachte er an die Träume – oder vielmehr die Alpträume –, die ihn seit einer Weile nicht mehr quälten. Der Torvaderon hatte sicher dumm aus der Wäsche geschaut, als sie ihm in den Blinden Wald entwischt waren! Ob der Torvaderon wohl getötet werden konnte? War er vielleicht einem der riesenhaften Ungeheuer im Wald zum Opfer gefallen? Matt hoffte jedenfalls inständig, dass sie ihn für immer los waren.
    Dann schweiften seine Gedanken zur Carmichael-Insel. Einen Monat war es nun her, seit sie von dort aufgebrochen waren. Es kam ihm vor, als sei es erst gestern gewesen, und doch hatte er in der Zwischenzeit schon so viel erlebt. Er fragte sich, wie es den Brüdern Doug und Regie seither ergangen war.
    Plötzlich tauchten vor seinem inneren Auge die Gesichter seiner Eltern auf. Sein Herz schnürte sich zusammen. Im Laufe der Zeit hatte er gelernt, diese Erinnerungen zu verdrängen, um sich vor dem Schmerz zu schützen. Innerlich wusste er, dass er sie nie wiedersehen würde. Wie Millionen anderer Menschen waren sie von dem Sturm einfach in nichts aufgelöst worden.
    Nur einige hatten überlebt: eine Schar grausamer, barbarischer Erwachsener und die Kinder, die sich nun ganz allein durchschlagen mussten.
    Matt verscheuchte diese trüben Gedanken, indem er einen Schluck kaltes Wasser trank.
    Er breitete seine Sachen auf der Erde aus, legte sich darauf und verschränkte die Hände im Nacken. So betrachtete er lange den Himmel, bis ihm die Augenlider schwer wurden und er einschlummerte.
    Er träumte von Plusch, doch als er aufwachte, konnte er sich an kein einziges Bild aus seinem Traum erinnern, obwohl er noch ein verzweifeltes Jaulen im Ohr hatte.
    Matt vertrat sich ein wenig die Beine, um die Müdigkeit zu vertreiben, und blieb plötzlich wie vom Donner gerührt stehen.
    Er hörte in der Ferne tatsächlich einen Hund jaulen. Es war kein Traum.
    Vorsichtig schob er sich zum Rand der Senke hinauf und sah sich aufmerksam um.
    Eine Karawane näherte sich. Mit nur zwei Wagen und einem guten Dutzend Soldaten war sie sehr viel kleiner als die Kolonne, der sie gefolgt waren. Die Karren waren mit Tierkäfigen beladen, und aus einem von ihnen drang das Jaulen des Hundes.
    Als der Trupp an Matt vorbeizog, musste er die Finger in die Erde krallen, um sich davon abzuhalten, Hals über Kopf loszurennen: Hinter den Stäben des größten Käfigs sah er die Umrisse eines riesenhaften Hundes.
    Plusch!
    Wie war das möglich? Dass sie in dieser großen weiten Welt ausgerechnet hier, vor seinen Augen, wieder auftauchte, grenzte an ein Wunder.
    Natürlich ist das möglich!,
versuchte Matt sich einzureden.
Sie ist einfach allein weitergelaufen, immer stur

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