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Alterra. Im Reich der Königin

Alterra. Im Reich der Königin

Titel: Alterra. Im Reich der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maxime Chattam
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sattsehen. Sobald das sonderbare Luftschiff zwischen den Häuserdächern zu sehen war, blieb er fasziniert stehen.
    Nur auf das ehemalige Universitätsgelände hatten sie sich noch nicht getraut, denn die Brücke, die sie dafür überqueren mussten, wurde auf beiden Seiten des Flusses bewacht. Seit sie wussten, dass sie jederzeit nach ihren Armbändern gefragt werden konnten, schien ihr Unternehmen doch etwas gewagt.
    »Wenn man uns erwischt, behaupten wir einfach, dass wir gerade angekommen sind und das Ministerium suchen!«, sagte Ambre zu Tobias, der am liebsten umkehren wollte.
    Allmählich knurrten ihnen die Mägen, und dass überall der Duft von frisch gebackenem Brot und gebratenem Geflügel durch die Straßen wehte, machte es noch schlimmer.
    »Das erinnert mich an New York«, sagte Tobias plötzlich. »Dieser Geruch von angebranntem Fett … irgendwie fehlt mir das.«
    Schon seit einer ganzen Weile begegneten sie immer mehr Patrouillen.
    »Bilde ich mir das nur ein, oder sind jetzt mehr Soldaten unterwegs?«, fragte Tobias und wies auf eine Streife.
    »Ich habe auch den Eindruck, dass sie die Wachen verstärkt haben.«
    »Das gefällt mir nicht. Lassen wir es gut sein, wir haben ja schon einiges in Erfahrung gebracht.«
    Sie kehrten auf die Hauptstraße zurück und gingen auf das Stadttor zu, als ihnen ein größerer Trupp von Soldaten in schwarzen Rüstungen entgegenkam. Tobias zog Ambre gerade noch rechtzeitig in den Schatten eines Erkers, bevor die Krieger an ihnen vorbeimarschierten. Sie flankierten zwei Wagen mit großen Käfigen.
    »Er gehört auf den Scheiterhaufen!«, schrie jemand aus der Menge der Schaulustigen, die ein Spalier für den Konvoi gebildet hatten. »Wir sollten ihn bei lebendigem Leib verbrennen!«
    »Ja, ins Feuer mit ihm! Er hat unsere Männer getötet!«, kreischte eine Frau.
    In diesem Augenblick erkannten Tobias und Ambre mit Schrecken, dass Matt auf einem der Käfige festgebunden war – und in dem Käfig saß Plusch!
    Der Offizier auf dem Kutschbock befahl, so laut er konnte:
    »Verdoppelt die Wachen und filzt die ganze Stadt! Ich werde den Berater verständigen, dass wir mit Spitzeln rechnen müssen!«
    Tobias stupste Ambre mit dem Ellbogen an, um ihre Aufmerksamkeit auf das Stadttor zu lenken, an dem sich bereits acht Soldaten postiert hatten und jeden kontrollierten, der hinein- oder hinauswollte. Sie durchwühlten selbst die Karren der Lieferanten, stachen mit der Lanze in Strohballen und traten gegen jedes Warenbündel.
    »Toby, sag mir, dass er nicht tot ist.«
    »Matt? Unmöglich! Der kann doch gar nicht sterben.«
    »Aber er sah ziemlich übel zugerichtet aus. Nichts wie hinterher, wir müssen herausfinden, wohin sie ihn bringen.«
    Tobias warf einen letzten Blick zum Stadttor.
    »Mit abhauen ist jetzt sowieso nichts mehr«, sagte er düster.
    In sicherem Abstand folgten sie dem Trupp, der den reglosen Matt eskortierte. Erst jetzt bemerkte Tobias, dass sich auf dem zweiten Wagen Leichen von Soldaten türmten.
    »Sie haben Matt angegriffen, eindeutig«, murmelte er vor sich hin.
    Auf dem Platz, auf dem am Vormittag die Versteigerung stattgefunden hatte, machte der Konvoi halt, und Matt wurde in das mit den Wappen der Königin beflaggte Gebäude getragen.
    »Es wird brenzlig«, sagte Tobias. »Sie bringen ihn zu Malronce’ Schergen, sie haben ihn bestimmt erkannt!«
    »Vielleicht wollen sie ihn aber auch nur ausziehen, um seine Haut zu untersuchen. Wenn du mich fragst, lassen sie ihn bis mindestens morgen früh da drin. Das verschafft uns etwas Zeit.«
    »Zeit wofür?«
    »Um uns zu organisieren. Komm!«
    Ambre streifte noch einmal durch die verwinkelten Gassen im Nordosten der Stadt und suchte auf den Brachflächen zwischen den Häusern nach einem Haufen Schutt, der groß genug war, um ihre Rucksäcke und Tobias’ Köcher und Bogen dahinter zu verstecken. Sie behielt nur das, was sich leicht unter ihrem Kapuzenmantel verbergen ließ.
    »So sind wir unauffälliger«, erklärte sie, während Tobias mit dem Daumen die Klinge seines Jagdmessers prüfte.
    »Hast du Plusch gesehen?«, fragte er aufgeregt. »Sie lebt noch! Matt wird Freudensprünge machen, wenn er das erfährt!«
    »Es würde mich wundern, wenn er es nicht schon weiß. Ich wette, dass er geschnappt wurde, weil er versucht hat, sie zu befreien.«
    Tobias nickte. Eine solche Aktion sah seinem Freund ähnlich, das leuchtete ihm sofort ein.
    »Ich frage mich«, sagte er nach einer kurzen Pause, »warum die

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