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Alterra. Im Reich der Königin

Alterra. Im Reich der Königin

Titel: Alterra. Im Reich der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maxime Chattam
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ständig.«
    »Deine Männer sollen sich gut um ihn kümmern, ich will nicht, dass er stirbt. Man weiß nie, wenn der Junge für dieses Tier sein Leben aufs Spiel gesetzt hat, hat es vielleicht eine besondere Bewandtnis mit ihm. Darüber soll die Königin entscheiden.«
    Mit einem Blick über die Reling stellte Roger fest, dass der Rumpf gut einen Meter weiter aus dem Wasser ragte als zuvor. Zu dem Berater gewandt, sagte er:
    »Der Kielwurm ist gerade aufgewacht, wir werden also deutlich an Fahrt aufnehmen. Ich lasse die Segel einholen, Sie können sich beruhigt zurückziehen, in einer Minute sind wir schneller als alle Schiffe der Welt!«
    »Perfekt. Lass die Kajüte des Jungen abriegeln, es soll niemand zu ihm hinein.«
    Roger verabschiedete sich mit einer knappen Verbeugung von seinem Vorgesetzten und wandte sich schon seinen Aufgaben zu, als der Berater ihn noch einmal zurückrief.
    »Roger! Sei unbesorgt. Dieser Junge ist keine Bedrohung für unser Schiff, ganz im Gegenteil. Ich verrate dir nur eins: Dank ihm werden wir bald in der Lage sein, alle Pans dieser Erde zu vernichten. Er ist unsere Geheimwaffe, wenn du so willst.«
    Bei diesen Worten wurde Roger wieder leichter ums Herz.
    Eine Geheimwaffe.
    Die Vorstellung gefiel ihm.

30. Ein Pakt mit dem Teufel
    D ie Morgendämmerung breitete ihr sanftes Licht über das Meer aus Dächern und Schornsteinen.
    Ambre und Tobias fühlten sich wie erschlagen, als sie aufwachten. Nach dem misslungenen Befreiungsversuch waren sie in ihr Boot unter dem Abwasserrohr zurückgekrochen und dort, umgeben von Modergeruch und öligem Schlick, in einen unruhigen Schlummer gefallen, da sie um diese Zeit nicht noch einmal über den Fluss paddeln und zu Balthazar zurückkehren konnten.
    Matt war fort. Alle Hoffnung war verloren.
    Tobias hatte kaum ein Auge zugetan, und zu allem Überfluss knurrte ihm schrecklich der Magen.
    Als er sich zu Ambre umdrehte, starrte sie hellwach zu den Häusern am anderen Ufer hinüber.
    »Hier dürfen wir nicht mehr lange bleiben«, sagte sie, »man kann uns von dort drüben aus sehen.«
    »Aber was sollen wir denn jetzt machen? Da vorne liegen nur kleine Boote vor Anker, und selbst wenn wir es schaffen, eins zu kapern, können wir damit nie und nimmer ein Schiff wie die
Charon
einholen.«
    »Ich habe eine Idee.«
    Tobias war so verdattert, dass er sich unvermittelt aufsetzte. Ambres Miene war düster, aber entschlossen.
    »Und die wäre?«, fragte er ungeduldig. »Sag schon!«
    »Wir gehen zu dem großen Turm, klopfen höflich an die Tür und bitten Colin, uns dem Unschuldstrinker vorzustellen.«
    »Was? Hast du nicht gehört, was Balthazar gesagt hat? Wir sollen diesen Typen meiden wie die Pest!«
    »Er ist der Einzige, der uns helfen kann. Wir werden ihn schon irgendwie überreden, was auch immer er dafür haben will.«
    »Und wenn er uns an die Zyniks verkauft?«
    »Dieses Risiko müssen wir eingehen. Uns bleibt gar nichts anderes übrig. Entweder wir versuchen unser Glück, oder wir überlassen Matt seinem Schicksal.«
    »Nur über meine Leiche!«
    »Na dann, worauf warten wir noch?«
     
    Ambre stieg die drei steinernen Stufen zum Eingangstor hoch und fasste den mächtigen Türklopfer aus Bronze mit beiden Händen.
    Die zwei Schläge hallten dumpf im Innern wider.
    Es dauerte fast drei Minuten, bis sich einer der Türflügel einen Spalt weit öffnete und Colins Pickelgesicht zum Vorschein kam.
    »Wir brauchen deine Hilfe«, sagte Ambre ohne Umschweife. »Wir möchten den Unschuldstrinker um eine Unterredung bitten.«
    Colin runzelte die Stirn.
    »Warum?«
    »Um ihm einen Handel vorzuschlagen.«
    Colin warf einen furchtsamen Blick über die Schulter und trat zu ihnen auf die Vortreppe hinaus.
    »Tut das nicht«, sagte er leise. »Ihr werdet es bitter bereuen, glaubt mir!«
    »Wir haben keine Wahl, du musst uns zu ihm bringen.«
    Colin musterte sie lange.
    »Ihr müsst wirklich in einer verzweifelten Lage sein. Wenn die Zyniks euch abgewiesen haben, solltet ihr euch besser wieder im Wald verkriechen.«
    »Wir haben uns das gut überlegt«, mischte Tobias sich ein.
    »Dann habt ihr offenbar den Verstand verloren!«
    Widerwillig rückte Colin ein Stück zur Seite, um sie durchzulassen, und geleitete sie zu einer imposanten weißen Treppe. Mit jedem Stockwerk, das sie auf dem Weg nach oben passierten, wuchs das Erstaunen der Besucher. Die Wände waren mal rosa, mal pfirsichfarben, hellbraun oder türkisgrün gestrichen, und Teppiche in leuchtendem Gelb,

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