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Alterra. Im Reich der Königin

Alterra. Im Reich der Königin

Titel: Alterra. Im Reich der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maxime Chattam
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trotzdem war ihm nicht wohl dabei, dieses Unbehagen stillschweigend zu vergraben – als würde damit die Erde vergiftet, auf der Ambre heranreifte, als würde jeder Samen, den sie von nun an in ihrem Innern säte, der Fäulnis ausgesetzt.
    Es ist ihre Entscheidung, ich kann ihr da nicht helfen,
dachte er traurig, bevor ihm auffiel, dass die neue Schale um sein Herz ganz gut funktionierte.
    »Also auf zur Verfolgungsjagd«, sagte er. »Auf zu Matt!«
    Ambre rang sich ein müdes Lächeln ab.
     
    Nach etwa einer Stunde waren die Vorbereitungen abgeschlossen, und Colin führte sie den kleineren Turm hinauf bis unter das schräge Dach, wo sie eine schmale Brücke betraten.
    Sie schwankte hoch über der Erde im Wind, was das Schwindelgefühl noch verstärkte.
    Am anderen Ende schwebte die Gondel, die an den durchscheinenden Tentakeln der Riesenqualle befestigt war. Jetzt, wo er sie aus der Nähe sah, musste Tobias unwillkürlich an die
Nautilus
denken; im Gegensatz zu seinen Klassenkameraden hatte er die Romane von Jules Verne begeistert verschlungen. Mit seiner Stromlinienform und den großen runden Fenstern ähnelte das dreißig Meter lange Luftschiff durchaus einem U-Boot.
    »Diese Qualle, oder Meduse, wie die Wissenschaftler sagen, erzeugt heiße Luft in ihrem Bauch, um ihre Körpertemperatur konstant hoch zu halten, und weil sie im Innern hohl ist, funktioniert sie wie ein riesiger Ballon«, erklärte der Unschuldstrinker. Der Wind pfiff ihnen so laut um die Ohren, dass er schreien musste, um sich verständlich zu machen.
    Sie setzten sich ins Cockpit, dessen Fenster von der Decke bis zum Boden reichte und ihnen eine beeindruckende Aussicht auf die Stadt bot.
    Colin war auf Ambres und Tobias’ Bitte über die Brücke in die Stadt gelaufen, um ihre Rucksäcke aus dem Versteck zu holen, und schleppte nun schweißüberströmt die letzten Ausrüstungsgegenstände an Bord.
    »Wie bringen Sie die Meduse dazu, die Richtung einzuschlagen, in die Sie fahren wollen?«, fragte Tobias wissbegierig.
    Der Unschuldstrinker wies erst auf einen großen Kompass und dann auf mehrere Hebel aus Holz und Leder.
    »Sobald man den Kurs festgelegt hat, kann man mit Hilfe dieser Schalttafel unterschiedlichen Druck auf die größten Tentakel ausüben: Wenn man hier rechts schaltet, schwenkt die Meduse nach Steuerbord, der linke Hebel lenkt sie nach Backbord. Mit diesem Rädchen öffnet man ein Ventil in ihrem Bauch, um Luft entweichen und sie damit nach unten sinken zu lassen. Dieser Schalter stimuliert sie dazu, noch mehr heiße Luft zu erzeugen, was sie nach oben steigen lässt. Und wenn ich an dieser Pinne ziehe, spürt sie einen Widerstand an ihrer Vorderseite und wird langsamer. Nur beschleunigen kann man sie nicht, sie bewegt sich immer mit konstanter Geschwindigkeit voran.«
    Vor lauter Bewunderung vergaß Tobias sein Misstrauen.
    »Natürlich habe ich das alles erfunden«, sagte der Unschuldstrinker stolz.
    »Und wovon ernährt sie sich?«
    »Das zeige ich dir während der Fahrt, du wirst staunen. Schnallt euch an, wir starten. Colin! Mach die Leinen los und schließ die Luke!«
    Nachdem Colin den Befehl ausgeführt hatte, betätigte der Unschuldstrinker mehrere Hebel, und die Gondel setzte sich ächzend in Bewegung.
    Der Blick aus dem Panoramafenster war atemberaubend. Die Türme rückten rasch in immer weitere Ferne, während der Zeppelin über die Ringmauer und den Fluss hinwegfuhr. Wenige Minuten später lag die Stadt hinter ihnen.
    »Was gibt es hier alles an Bord?«, fragte Tobias, als unter ihnen nur noch Felder zu sehen waren.
    »Das Cockpit, einen großen Aufenthaltsraum, vier Kajüten und einen Lagerraum am Heck. Platz genug für uns vier.«
    »Wie lange wird es dauern, bis wir das Schiff des Beraters einholen?«, fragte Ambre kalt.
    »Schwer zu sagen, sie haben gut zwölf Stunden Vorsprung …«
    »Aber wir sind doch viel schneller, oder?«, meinte Tobias.
    »Die
Charon
ist kein gewöhnliches Segelschiff. Sie nutzt den Wind nur bei komplizierteren Manövern und wenn der Kielwurm sich zum Schlafen zurückzieht.«
    »Was ist denn ein Kielwurm?«
    »Ein gigantischer Meereswurm, der ganz unten im Laderaum lebt und zum Einsatz kommt, sobald die Reisegeschwindigkeit erreicht ist. Diese Ungeheuer schwimmen sehr schnell, fressen wenig und können schwere Lasten tragen. Bislang haben wir nur ein einziges Exemplar fangen können. Wenn der Kielwurm das Schiff antreibt, werden wir wohl kaum Boden gutmachen, aber da er mehrere

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