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Alterra. Im Reich der Königin

Alterra. Im Reich der Königin

Titel: Alterra. Im Reich der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maxime Chattam
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fragte Tobias so fassungslos, als plane sie ein Verbrechen.
    »Davon habe ich von Anfang an geträumt. Und außerdem können wir ja nicht unser ganzes Leben lang zusammenbleiben, oder?«
    »Aber … Und die Gemeinschaft der Drei?«
    »Die wird weiter bestehen, aus der Ferne und vielleicht als Erinnerung daran, was wir einmal waren.«
    »Du bist in Ben verliebt, stimmt’s?«, begriff Tobias. »Jetzt erinnere ich mich wieder: Ihr zwei wart unzertrennlich, als er auf der Insel zu Besuch war.«
    »Nein, absolut nicht! Als Weitwanderer ist man ganz auf sich allein gestellt, das hat damit gar nichts zu tun! Du bildest dir zu viel ein, Toby! Ich will durchs Land ziehen, um die Pans zusammenzuhalten, ich will von Fortschritten und neuen Entdeckungen berichten, beim Kartographieren der Welt helfen und eine Enzyklopädie der neuen Tiere und Pflanzen erstellen, mit einem Wort, ich will mich nützlich machen!«
    »Und wir? Was wird dann aus uns?«
    »Jeder muss seinen eigenen Weg finden, wir können doch nicht bis an unser Lebensende zusammenbleiben …«
    »Ich dachte, genau das hätten wir uns geschworen, als wir die Gemeinschaft der Drei gegründet haben.«
    Ambre wandte verlegen den Blick ab.
    »Tut mir leid, Toby.«
    »In drei Monaten also? Dann haben wir ja noch ein bisschen Zeit, um dir die Sache auszureden«, überlegte Tobias und war schon wieder ganz guter Dinge. »Abgesehen davon machen wir doch gerade so was Ähnliches wie die Weitwanderer!«
    »Das war einer der Gründe, weswegen ich mich euch angeschlossen habe. Je mehr wir über die Zyniks in Erfahrung bringen, desto besser sind wir für die Zukunft gerüstet.«
    Ambre holte ihren Rucksack und richtete sich am anderen Ende der Kajüte ein Eckchen für sich ein. Da sie sich umziehen wollte, ließ Tobias sie allein und ging in den Aufenthaltsraum.
    Das Zimmer war vom Boden bis zur Decke mit rotem Plüsch ausgekleidet. Die beiden riesigen Bullaugen an Steuerbord und Backbord boten eine phantastische Aussicht, und Tobias setzte sich auf eins der Sofas, um die Landschaft zu bewundern.
    Der Unschuldstrinker trat ein und schlug ihm einen kleinen Ausflug vor. Tobias folgte ihm zu einer Leiter im Mittelgang, kletterte durch eine Falltür in der Decke und stand auf dem Dach der Gondel.
    Der Wind blies so stark, dass er froh war, sich an einem Geländer festhalten zu können. Einige Meter über ihnen schwebte der rötlich blau geäderte Bauch der Meduse. Sie schien in der Luft zu tanzen.
    Tobias musterte die durchsichtigen Tentakel, die als Aufhängung dienten. Jedes von ihnen war mit einem Eisenring an der Gondel befestigt. Tobias streckte die Hand aus, um eines anzufassen, doch der Unschuldstrinker riss ihn unsanft zurück.
    »Diese Dinger sind zwar ganz lustig, aber ich glaube nicht, dass du darüber lachen könntest«, warnte er. »Schau!«
    Er zeigte auf einen Vogel, der soeben eins der Tentakel gestreift hatte. Offenbar waren sie so klebrig und zäh wie die Fäden eines Spinnennetzes, denn er schlug verzweifelt mit den Flügeln, ohne sich losreißen zu können. Plötzlich stieg dünner weißer Rauch aus seinem Gefieder auf, und er begann in höchster Angst zu piepsen, während er langsam zu der Meduse hinaufgezogen wurde. Der kleine Körper rauchte immer stärker, bis sich schließlich einer der Flügel löste und von dem Tentakel verschluckt wurde.
    »Sobald du einmal daran festklebst, lösen dich die Säuren aus dem Verdauungstrakt der Meduse von innen auf«, erklärte der Unschuldstrinker. »So fängt und verschlingt sie alles, was in Reichweite kommt. Das sind vor allem Mücken, Fliegen und Vögel, aber wenn ein Säugetier aus Versehen in die Tentakel gerät, widerfährt ihm das Gleiche. Ein bemerkenswertes Spektakel.«
    »Widerlich trifft es wohl besser«, sagte Tobias patzig.
    »Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie schwierig es war, dieses Wesen einzufangen! Ganz zu schweigen davon, es zu zähmen!«
    Der Mann fuhr sich beim Sprechen unaufhörlich über den Schnurrbart. Tobias beobachtete ihn aus den Augenwinkeln. Es faszinierte ihn, dass jemand so abstoßend und gleichzeitig so geheimnisumwittert sein konnte.
    »Ist Unschuldstrinker eigentlich Ihr einziger Name? Ich meine, heißen Sie tatsächlich so?«
    Der Mann hob eine Augenbraue und musterte Tobias lange.
    »Das ist der Spitzname, den man mir in Babylon gegeben hat. Du kannst mich aber auch Bill nennen, wenn dir das lieber ist.«
    »Bill?«, echote Tobias.
    Das klang ja geradezu harmlos! Dass der

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