Alteuropa-Trilogie 1 - Im Jahr der Pferde
Göttin sein mußte, kniete sie vor ihr nieder. »Wohin gehst du?« fragte die Eule.
»Nach Hause, liebste Mutter.«
»Dann geh mit meinem Segen.« Damit erhob sich die Eule in die Luft. In ihren Klauen hielt sie einen federbesetzten Umhang wie den, welchen Marrah am Tag ihrer Volljährigkeit getragen hatte. Er war aus Federn in sämtlichen buntschillernden Farben des Regenbogens gewebt – Farben, die keiner je zuvor gesehen hatte, Farben, die sich keiner jemals hatte vorstellen können.
Die Eule ließ den Umhang fallen, und Marrah fing ihn auf. Als sie die Federn berührte, spürte sie ein überwältigendes Gefühl der Freude und des Wohlbehagens. All der Schmerz und das Leid ihrer Gefangenschaft schwanden dahin wie schmelzender Schnee, und plötzlich wußte sie, sie würden sicher in Shara ankommen.
»Komm, Marrah«, rief die Eule. »Beeil dich; du darfst keine Zeit verschwenden. Das Abendessen ist fertig, und deine Mutter wartet schon auf dich.«
Der große Vogel breitete seine Schwingen aus und flog gen Westen.
Und Marrah hüllte sich in den federbesetzten Umhang und machte sich daran, der Göttin zu folgen.
DANKSAGUNG
Besonderen Dank bin ich dem Romanschriftsteller Sheldon Green schuldig, der mit nie versagender Geduld jede Fassung dieses Romans in Manuskriptform gelesen hat. Seine Anregungen und seine Kritik waren von unschätzbarem Wert für mich.
Einen Roman über das alte Europa zu schreiben, dazu entschloß ich mich, nachdem ich die beiden Bücher der Archäologin Marija Gimbutas »Die Sprache der Göttin« und »Die Zivilisation der Göttin« gelesen hatte. Diese bahnbrechenden Werke drehen die Zeit zurück und lassen die ganze Welt eines Volkes lebendig werden, das Göttinnen verehrte, eine Welt, deren Zivilisation fast vollständig ignoriert oder falsch interpretiert wurde. Als ich mit meinen Recherchen begann, war Frau Gimbutas so freundlich, mich zu empfangen und meine vielen Fragen zu beantworten. Obwohl ich anschließend noch zahlreiche andere Bücher über die europäische Jungsteinzeit studierte, waren die Ermutigung, die ich durch sie erfuhr, und die Informationen, die sie mir so großzügig zukommen ließ, von unschätzbarem Wert für mich.
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