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Alteuropa-Trilogie 3 - Das Lied der Erde

Titel: Alteuropa-Trilogie 3 - Das Lied der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Mackey
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schneller geritten, kein Mann habe seine Pferde jemals unbarmherziger angetrieben.
    »Wir sind Hengste! « riefen sie den Shubhai-Kriegern zu. »Ihr seid hier in der Stadt zu Schlappschwänzen geworden, Brüder. Ihr zahmen Nomaden laßt euch von Frauen beherrschen und könnt es nicht mit uns aufnehmen!«
    Nachdem die Besucher gründlich durchsucht worden waren, hielt Tanshan, ihr fetter Häuptling, eine Art Rede. »Wir haben im Sattel gegessen, im Sattel geschlafen und sogar im Sattel gepinkelt!« brüllte er. »Wir haben unsere ersten Pferde so lange geritten, bis sie tot unter uns zusammenbrachen, haben neue Tiere von einem alten Narr von einem Häuptling nördlich des Rauchflusses gekauft und sie, wie ihr sehen könnt, ebenfalls fast zuschanden geritten. Und jetzt brauchen wir abermals frische Pferde, o Shubhai, und wir haben im Austausch dafür Gold zu geben! «
    Normalerweise hätten die beiden Parteien daraufhin heftig zu feilschen begonnen, aber zuerst war niemand bereit, den Besuchern neue Pferde zu verkaufen, nicht einmal Garash, den Luma und Kandar bei dieser Gelegenheit zum ersten Mal zu Gesicht bekamen. Der Bruder der Königin sah genauso aus, wie der Goldschmied ihn beschrieben hatte: klein, behaart und mit einer breiten, flachen Nase, die stark an einen Schweinsrüssel erinnerte; aber was Luma ganz besonders an ihm auffiel, war, daß die Leute vor ihm zurückwichen, wenn er vorbeiging, als ob er einen üblen Geruch ausströme.
    Der Streit um die Pferde zog sich so lange hin, daß sie und Kandar des Zuschauens schließlich überdrüssig wurden und die Treppe hinuntergingen, um ihr Abendbrot zu essen. Später erfuhren sie, daß das Gold der fremden Nomaden für Garash eine zu starke Verlockung gewesen war. Am Ende hatten die beiden Häuptlinge die Pferde bekommen, die sie haben wollten.
     
    Als Luma und Kandar am nächsten Morgen aufstanden, waren die fremden Krieger schon weg. Luma ging zum Brunnen, wo sie erfuhr, daß die Krieger in derart großer Eile gewesen waren, daß sie mit ihrem Gold wie mit Kieselsteinen um sich geworfen hatten. Tanshan hatte gedroht, zurückzukommen und Garash die Kehle durchzuschneiden, falls er ihnen minderwertige Pferde verkauft hatte.
    Als sie mit ihrem Wasserkrug zum Gästehaus zurückkehrte, sah sie die Shambanerin, die ihnen jeden Morgen das Frühstück brachte, neben einer Decke aus besticktem Leinen knien und das Mahl ausbreiten. Kandar saß mit überkreuzten Beinen auf dem Boden und zupfte gedankenverloren an einem Büschel Weintrauben, als sei er noch nicht richtig wach.
    »Warum hatten es diese Krieger dermaßen eilig?« fragte Luma die Frau. Sie bewirtete Gäste noch auf die alte Weise, indem sie niemals eine Gegenleistung für die Mahlzeiten verlangte, die sie kochte. Aber sie setzte sich gerne zu den Gästen, um zu plaudern, und da sie immer wußte, was in der Stadt vorging, war sie für Luma und Kandar eine gute Informationsquelle geworden.
    Die junge Frau schob sich eine Haarsträhne aus den Augen und reichte ihnen zwei randvoll gefüllte Schalen mit Haferbrei.
    »Ich habe gehört, diese Nomadenhäuptlinge wollten dem Seelenfresser ein Geschenk überbringen«, erklärte sie. Sie blickte Luma und Kandar an, als widerstrebte es ihr weiterzureden, und fuhr fort, das Frühstück auf der Decke auszubreiten.
    Luma überlief ein kalter Schauder, als sie den Namen hörte. »Was für ein Geschenk?«
    »Ich fürchte, es wird dir den Appetit verderben, wenn ich es dir beim Essen erzähle.«
    Kandar stellte seine Schale mit Haferbrei abrupt auf den Boden. »Das hört sich schlimm an.«
    Die Frau nickte. »Es ist mehr als schlimm. Wenn die Gerüchte wahr sind, ist das Geschenk, das sie dem Schamanen bringen, so ekelhaft, daß man nicht darüber sprechen kann.«
    »Was ist es denn?«
    »Willst du das wirklich wissen?«
    »Bitte sag es uns«, bat Luma. »Wir haben schon einige Kämpfe hinter uns, und wir sind nicht zimperlich.«
    Die Frau legte die Hände in den Schoß. »Es war ein menschlicher Kopf mit geöffnetem Schädel. Das Gehirn hatte man herausgenommen, aber das Gesicht war noch erhalten, mit Fleisch und Haut und allem, so daß man erkennen konnte, wer es war –genauer gesagt, wer es früher einmal gewesen war. Der fette Häuptling trug den Kopf in einem Beutel, das behaupten die Shubhai zumindest. Sie sagen, der Seelenfresser hätte den Kriegern angeboten, den Schädel mit Gold zu füllen. Und das ist noch nicht das Schlimmste.«
    Luma war, als müßte sie sich

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