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Alteuropa-Trilogie 3 - Das Lied der Erde

Titel: Alteuropa-Trilogie 3 - Das Lied der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Mackey
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offene Seite lag dem Feuer gegenüber, das er jetzt mit mehreren dicken Holzkloben abdeckte.
    Als Kandar endlich fertig war, kroch er unter die Blätter neben Luma, streckte sich auf dem warmen Sand aus, zog sie in seine Arme und schlief augenblicklich ein.
     
    In jener Nacht träumte Luma von Liebesspielen. Der Mann in ihrem Traum war namenlos und unsichtbar. Sie konnte ihn fühlen, aber nicht sehen, während er seine Hände langsam über ihren Körper gleiten ließ, liebkosend über ihre Brüste streifte, die Form ihrer Hüften nachzeichnete und die feuchte Spalte zwischen ihren Schenkeln streichelte. In ihrem Traum bewegte sie sich ruhelos in der sinnlichen Glut seiner Umarmung, von einem Verlangen erfüllt, das er anscheinend nicht stillen konnte. Ihre Knospen richteten sich auf, ihr Atem ging in kurzen, keuchenden Zügen, ihre Handflächen prickelten. Sie fühlte sein Lippen auf ihren, fühlte, wie er sie hochhob, in sie eindrang und sie ritt; aber nichts von dem, was er tat, brachte ihr die ersehnte Erfüllung.
    Begierde flammte in ihr auf, und ihre Leidenschaft wuchs, nahm jedoch niemals Gestalt an. Der Mann, der sie berührte, ohne sie zu befriedigen, blieb unsichtbar. Die Qual seiner Liebkosungen war süß, aber sie war dennoch eine Qual, und als sie sich keuchend unter seinem Körper wand, wurde sie ungeduldig.
    Weißt du nicht, was du mit einer Frau tun mußt?
fragte sie ihn.
    Doch,
hörte sie ihn sagen.
Aber du bist die falsche Frau dafür.
    Erschrocken wachte sie auf und stellte fest, daß sie zusammen mit Kandar nackt unter einem Blätterhaufen lag. Sonnenschein strömte durch das Zweigdach des provisorischen Unterschlupfes, den er über ihnen errichtet hatte; und Kandar, der ebenfalls nackt war, hielt sie in seinen Armen. Noch immer erregt von ihrem Traum, beugte Luma sich vor, preßte ihre Lippen auf seine und und küßte ihn. Sie hätte ihn nicht küssen sollen, ohne ihn vorher zu fragen; aber wenn man in den Armen eines nackten Mannes lag, war es schwierig, genug Geistesgegenwart aufzubringen, um zu fragen, ob er einen nur umschlungen hielt, um einen warmzuhalten. Kandars Atem war warm und süß vom Schlaf, und er erwiderte den Kuß schlaftrunken. Es war ein langer, tiefer, leidenschaftlicher Kuß, und als er schließlich endete, war es für beide zu spät, um aufzuhören und über die Sache zu sprechen.
    Kandar öffnete die Augen, zog Luma noch fester an sich, streichelte ihr Haar und küßte sie abermals. Ohne ein Wort zu sprechen begannen sie, einander zu lieben. Einen flüchtigen Moment lang fragte Luma sich, worauf sie sich da eingelassen hatte, doch dann hörte sie auf, sich Gedanken zu machen. Kandar war nicht der Mann, der einer Frau viel Zeit zum Nachdenken ließ.
     
    Später, als sie eng umschlungen ruhig dalagen, war Luma so befriedigt, daß sie ständig gähnen mußte. Jedesmal wenn sie gähnte, lachte Kandar und legte ihr sanft eine Hand auf den Mund.
    »Die Priesterinnen von Chilana sagen, daß deine Seele aus dem Körper fliegen kann, wenn du gähnst«, flüsterte er.
    »Sie ist bereits geflogen«, erwiderte sie. Und dann wurde sie verlegen, weil er vielleicht nicht das gleiche empfand wie sie. Sie hatte das Gefühl, durch tausend unsichtbare Bande der Freundschaft und der Zuneigung mit Kandar verbunden zu sein; aber es konnte immer passieren, daß der eine solche Bande fühlte und der andere etwas ganz anderes empfand. Wieder begann sie zu grübeln, was ganz und gar uncharakteristisch für sie war. Gewöhnlich konnte sie akzeptieren, was immer auch geschah, wenn sie Freude mit einem Mann teilte; doch bei Kandar war es anders. Er war Keshnas Liebhaber gewesen; und obwohl Keshna ihn nicht mehr wollte, komplizierte das die Dinge sehr, besonders da keiner von ihnen wußte, ob Keshna tot war oder noch lebte. Außerdem war Kandar ihr Freund und Kamerad, und Luma hatte nicht die Absicht, diese Freundschaft aufs Spiel zu setzen.
    Kandar, der kein Narr war, wenn es um Frauen ging, legte ihr einen Finger unters Kinn und hob ihr Gesicht zu sich hoch. »Was hast du?« fragte er.
    »Nichts.«
    »Sag es mir, Luma.« Er hielt inne. »Du mußt es mir sagen. Wir dürfen keine Geheimnisse voreinander haben. Wenn zwei Menschen Freude miteinander teilen, wie wir es gerade getan haben, dann haben sie die Verpflichtung, offen und geradeheraus zu sprechen.«
    Er hatte recht; sie mußten ehrlich miteinander sein, sonst würde es nichts als Schwierigkeiten geben. Sie würden bald wieder zusammen reiten und

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