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Alteuropa-Trilogie 3 - Das Lied der Erde

Titel: Alteuropa-Trilogie 3 - Das Lied der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Mackey
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Körper, und ihre Zähne schlugen klappernd aufeinander; doch ganz allmählich breitete sich ein abartiges Gefühl des Friedens in ihr aus. Sie malte sich aus, wie angenehm es wäre, einfach den Bootsrumpf loszulassen und still und friedlich aufs Meer hinauszutreiben. In irgendeinem fernen Winkel ihres Bewußtseins wußte sie, daß dies eine gefährliche Lockung war und daß sie sterben würde, wenn sie ihr nachgab. Und deshalb zwang sie sich mit letzter Kraft, sich weiter an dem Einbaum festzuhalten. Nach einer Weile spielte es kaum noch eine Rolle, was sie tat, weil sie es nicht mehr wahrnahm. Alles, woran sie denken konnte, war, wie entsetzlich kalt ihr war.
    »Ich bin wie die Göttin der Wellen«, sagte sie zu Kandar. »Halb Frau, halb Fisch.« Eine Hand glitt kraftlos von dem Bootsrumpf ab. Kandar packte sie am Handgelenk und klatschte ihre Hand so hart auf das Holz, daß ihre Handfläche brannte.
    »Sei still und halt dich fest!« befahl er. Und sie dachte: Ja, er ist der Anführer der Nattern, und ich muß tun, was er sagt. Und deshalb gehorchte sie.
     
    Die Art und Weise, wie sie schließlich in Sicherheit gelangten, war alles andere als dramatisch. Sie bewegten sich ganz allmählich näher auf den Strand zu, und plötzlich waren sie in seichtem Wasser, und Kandar stand bis zur Taille in den Wellen und brüllte triumphierend, daß sie es geschafft hatten. Luma versuchte ebenfalls, sich hinzustellen, aber ihre Beine gaben kraftlos. unter ihr nach. Kandar fing sie auf, als sie zusammenbrach, trug sie den Strand hinauf und legte sie auf den weichen Sand. Sie rollte sich zu einem Ball zusammen, schlang die Arme um die Knie und begann, unkontrollierbar zu zittern.
    »Ich friere«, sagte sie. Ihre Worte kamen als abgehackte Fetzen aus ihrem Mund, doch Kandar verstand und machte sich daran, sie mit Sand zu bedecken. Der Sand war feucht und kalt, aber nicht so kalt wie die See, und er hielt den Wind ab. »Wärme mich«, flehte sie. »Mach Feuer.«
    »Ja, sofort. Jetzt lieg still, sonst rutscht der Sand von dir runter.« Er zog seine nasse Tunika aus, wrang sie aus, faltete sie zu einem Kissen zusammen und schob es ihr unter den Kopf. Bevor sie sich bei ihm bedanken konnte, war er bereits davongeeilt, um Feuerholz zu sammeln. Der größte Teil des Treibholzes, das auf dem Strand verstreut lag, war durchnäßt und nutzlos, doch unter den dicken, feuchten Scheiten lagen kleinere, trockene Zweige. Diese sammelte Kandar auf und warf sie auf einen Haufen. Er entfernte das trockene Mark aus einem halbvermoderten Ast, sammelte eine Handvoll Anmachholz und häufte das Ganze sorgfältig auf.
    Dann wählte er einen geraden, trockenen Stock aus und spitzte ihn mit ein paar raschen, geschickten Bewegungen seines Messers an einem Ende an. Als nächstes suchte er sich einen etwas biegsameren, noch mit grünem Saft gefüllten Stock, der sich zu einem Bogen zurechtbiegen ließ. Es war natürlich kein Bogen, aber als er beide Enden des Stocks einkerbte und das Tau daran festband, erfüllte er den Zweck eines Bogens. Jetzt brauchte er ein Stück völlig trockenes Holz. Nach langer Suche entdeckte Kandar schließlich ein Stück trockenes Eichenholz, das zu der Härte von Stein verwittert war.
    Nachdem er das geeignete Holz gefunden hatte, war es relativ leicht, Feuer zu entfachen. Er legte das harte Holz unter das Anmachholz, beugte sich darüber, um es mit seinem Körper vor dem Wind abzuschirmen, wickelte die provisorische Bogensehne um den Bohrstock und begann zu bohren, indem er den Bogen benutzte, um den Stock ganz schnell hin- und herzudrehen. Er war vielleicht ein miserabler Schwimmer, aber er konnte hervorragend Feuer machen. Das Holz unter der Spitze des Bohrstocks begann zu qualmen, und eine kleine Flamme erschien. In Sekundenschnelle entzündete sie das Anmachholz, und das trockene Holz fing Feuer und stand gleich darauf in hellen Flammen. Bald brannte der ganze Haufen Treibholz lichterloh und spendete eine köstliche, knisternde Wärme.
    Als Kandar sich vergewissert hatte, daß das Feuer nicht wieder ausgehen würde, grub er Luma aus dem Sand und trug sie so nahe an die Flammen, wie er es wagen konnte. Sie schloß die Augen, als ihr die Hitze des Feuers entgegenschlug.
    »Ich werde dir jetzt deine nassen Sachen ausziehen«, verkündete Kandar.
    »Ich friere«, widersprach Luma.
    »Ich weiß, daß du frierst. Deine nassen Kleider sind mit schuld daran. Und jetzt heb die Arme hoch.«
    Gehorsam hob sie die Arme und ließ sich

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