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Alteuropa-Trilogie 3 - Das Lied der Erde

Titel: Alteuropa-Trilogie 3 - Das Lied der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Mackey
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zwanzig Schritte von Keshna entfernt stehenblieben, sich verbeugten und förmliche Entschuldigungen riefen.
    Stavan hatte ihnen einmal erzählt, daß die Nomanden lange Zeit brauchten, bis sie Fremde akzeptierten; deshalb wunderten sie sich nicht sonderlich, daß sie so isoliert waren. Da Lumas verstauchter Knöchel nur langsam heilte und niemand außer Keru bereit war, sich mit ihnen zu unterhalten, verbrachten sie einen Großteil der Zeit in ihrem Zelt. Es war groß und behaglich, ausgestattet mit weichen Wollteppichen und dicken, mit Gänsedaunen gefüllten Kissen. Bei Sonnenuntergang, wenn die Moskitos ihre nächtlichen Raubzüge begannen, konnten sie sogar ein dünnes wollenes Netz vor die Zeltöffnung ziehen, so fein gewebt, daß keine Insekten mehr hereinkamen. Am frühen Abend kam Keru zu Besuch, um ihnen Gesellschaft zu leisten, und brachte ihnen frisches Wildbret oder ein paar Vögel, und um sicherzugehen, daß seine Verpflegung auch richtig zubereitet wurde, schickte er zwei junge Mädchen, die Luma und Keshna bedienen sollten.
    Sie hätten sich sehr viel lieber selbst versorgt, aber die beiden Mädchen – die Urmnak und Chamnak hießen – waren ein fröhliches, ständig kicherndes Gespann, Meisterinnen in der nomadischen Kunst, in Körben zu kochen statt in Töpfen. Was sie taten, war ziemlich simpel: Sie erhitzten Steine, hoben sie mit einer hölzernen Zange aus dem Feuer und ließen sie rasch in die eng geflochtenen Körbe fallen, in denen sie ein Schmorgericht oder eine Suppe zubereiteten. Als Luma diese Methode ausprobierte, brannte sie prompt ein Loch in den Korb, und als Keshna es versuchte, ging der Korb in Flammen auf, so daß ihnen nichts anderes übrigblieb, als das Feuer mit einer wunderschönen weißen Decke zu ersticken, die danach für immer ruiniert war.
    Das einzige Problem mit den Mädchen war, daß sie – abgesehen von ihrem Gekicher – ziemlich schüchtern waren und nur sehr ungern Auskunft gaben. Luma und Keshna brauchten einen ganzen Tag, um herauszufinden, daß sie gar keine Mädchen waren, sondern Frauen, und weitere zwei Tage, um aus ihnen herauszubekommen, daß sie Kerus Konkubinen waren. Als Luma erfuhr, daß Keru seine Konkubinen geschickt hatte, um ihnen zu dienen, erklärte sie, sie und Keshna hätten nicht die Angewohnheit, sich von Sklavinnen bedienen zu lassen, und verkündete, sie würde schnurstracks zu ihrem Bruder gehen und ihn dazu bringen, die Mädchen freizulassen. Aber offenbar bestand zwischen Konkubinen und Sklavinnen ein himmelweiter Unterschied, zumindest in diesem Lager, wo die alten Bräuche der Hansi noch eingehalten wurden. Urmnak und Chamnak flehten Luma an, Keru auf keinen Fall um ihre Freilassung zu bitten. Sie behaupteten, sie seien absolut glücklich damit, sein Bett zu wärmen. Keru war nicht nur der Häuptling, so erklärten sie, sondern auch ein gutmütiger Mann, und er würde sie, wenn er ihrer überdrüssig würde, den kühnsten Kriegern im Lager überlassen.
    »Hat er seine Frauen schnell satt?« fragte Keshna. Die Konkubinen nickten eifrig und sagten, ja, allerdings, und wegen seiner häufig wechselnden Vorlieben gebe es viele junge Frauen, die schon ungeduldig auf die Ehre warteten, für kurze Zeit das Bett mit ihm zu teilen.
    Schließlich gab Luma nach und versprach ihnen, Keru nicht um ihre Freilassung zu bitten; aber im Laufe dieser Unterhaltung erfuhr sie zwei interessante Dinge. Erstens hatte Keru aus Gründen, die sich niemand erklären konnte, keine Kinder. Und zweitens hatte es zu der Zeit, als Keru und seine Krieger noch in der Steppe lebten, tatsächlich Sklaven im Lager gegeben. Bevor er mit seinen Leuten in die Mutterländer übergesiedelt war, hatte er jedoch sämtliche Sklaven auf freien Fuß gesetzt. Die Konkubinen waren sich nicht ganz sicher, warum Keru dies getan hatte, denn die Sklaven waren geschickte Töpfer und Goldschmiede, doch sie berichteten, Keru habe einen heftigen Streit mit Changar gehabt, der sich über mehrere Tage hinzog, bevor die Sklaven schließlich in die Freiheit entlassen worden waren. Damals hatten die meisten Krieger Partei für Keru ergriffen, der den Standpunkt vertreten hatte, es sei gefährlich, mit Leuten zu reisen, die die Sprachen des Südens beherrschten und sich leicht in Spione und Verräter verwandeln konnten. Einige hatten jedoch behauptet, Keru habe Angst, die Göttin der Mutterländer würde ihn verfluchen, wenn er Sklaven zwang, über Ihren Körper zu gehen.
    »Keru betrachtet den Boden

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