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Alteuropa-Trilogie 3 - Das Lied der Erde

Titel: Alteuropa-Trilogie 3 - Das Lied der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Mackey
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entfernt waren, hatten die Dorfbewohner begonnen, breite Gräben auszuheben und dichte Reihen von angespitzten Pfählen in den Grund zu rammen, um feindliche Reiter abzuhalten. Obwohl keine dieser Gemeinden niedergebrannt oder geplündert worden war, berichteten die Dorfältesten, daß schon des öfteren Nomadenstoßtrupps aus dem Norden gekommen waren, um Vieh zu stehlen.
    Einige Dörfer, die unzählige Generationen lang bewohnt gewesen waren, lagen jetzt vollkommen verlassen da. Und wenn Luma über die leerstehenden Häuser hinwegblickte, konnte sie hoch oben auf Hügelkuppen, wo man sie leichter verteidigen konnte, häufig neue Siedlungen erkennen.
    Am letzten Tag ihrer Reise passierten sie ein Dorf, das in Schutt und Asche gelegt worden war. Das Bild der eingestürzten Dachbalken und verkohlten Trümmer blieb Luma noch lange Zeit im Gedächtnis haften. Man brauchte ihr nicht erst zu sagen, was mit den Menschen passiert war, die einst in jenen Mutterhäusern gewohnt hatten. Sie hatte Keshnas Erzählung von der Belagerung Sharas gehört, und sie hatte den Geschichten der Händler gelauscht, aber über Krieg zu hören und mit eigenen Augen seine verheerenden Auswirkungen zu sehen, waren zwei völlig verschiedene Dinge.
    Der Anblick des zerstörten Dorfes bedrückte sie zutiefst. An jenem Nachmittag wurde Lumas Bestimmung, Kriegerin zu werden, so stark, daß sie vollkommen von ihr Besitz ergriff. Sie konnte sich einfach nicht vorstellen, irgendeine andere Art von Leben zu führen, und als sie neben Keshna im Heck des Raspa saß und nach den ersten Häusern von Shara Ausschau hielt, hatte sie das Gefühl, mit Macht ihrem Schicksal entgegengetrieben zu werden.
     
    Bei Sonnenuntergang näherten sich die Raspas Shara, getragen von einer steifen südlichen Brise, die die Segel blähte und die Boote über die dunkle Wasserfläche gleiten ließ. Das erste, was sie erblickten, waren die Granitklippen, wo die Sharaner während der großen Belagerung Zuflucht gesucht hatten. Da sie sich von Süden her näherten, konnten sie nicht die heißen Quellen und den Tempel der Kinderträume sehen, wo Batal, die Schlangengöttin, in heiliger Pracht saß und die Stadt beschützte, aber auch die Klippen waren ein beeindruckender Anblick. In dem matten Dämmerlicht sah der honigbraune Granit weich aus, belebt von Schatten und wechselnden Perspektiven.
    Dies waren die Klippen von Lumas Kindheit. Als sie die schroffen Felsen vorbeigleiten sah, war sie von einem seltsamen Gefühl erfüllt. Einen Moment lang war ihr zumute, als wäre sie wieder sechs Jahre alt und Keru säße neben ihr. Sie streckte unwillkürlich den Arm aus, um seine Hand zu ergreifen, doch nicht seine Hand war da, sondern nur die Keshnas.
    Keshna umschloß Lumas Finger und drückte sie fest. »Jetzt sind wir bald zu Hause! « jubelte sie, denn sie wußte, wann sie am Ziel angelangt sein würden, da sie die Reise von Alzac nach Shara schon so viele Male gemacht hatte.
    Als die Raspas um die Klippen herumgefahren waren, tauchte Shara in ihrem Blickfeld auf. Inzwischen war die Sonne untergegangen und erfüllte den gesamten westlichen Himmel mit breiten Streifen von Orange, Rosa und feurigem Scharlachrot. Unter dieser Kuppel aus leuchtenden Farben hatten die Häuser und Tempel von Shara eine blaßrosa Färbung angenommen, in der sie schimmerten wie eine Halskette aus Rosenquarz.
    Bevor die Nomaden Shara niedergebrannt hatten, war die Stadt zu den Feldern und zum Meer hin offen gewesen; nach der Belagerung waren die Mutterhäuser jedoch Wand an Wand wieder aufgebaut worden, so daß sie einen geschlossenen Kreis bildeten. Auf die äußeren Mauern des neuen Shara hatten die Mutterclans eine Große Schlange zu Ehren von Batal gemalt. Die Schlange hatte grüne und gelbe Schuppen, und als die Raspas sich näherten, schien sie vor Freude zu tanzen.
    Luma blickte auf die rosig glitzernde Stadt und die tanzende Schlange, und eine Mischung aus süßen und bitteren Erinnerungen schnürte ihr die Kehle zu. Aber sie hatte keine Zeit zu grübeln, denn das Raspa steuerte geradewegs auf den Strand zu.
    »Achtung, wir drehen bei! « riefen die Matrosen, während sie hastig ihre Paddel ins Wasser tauchten, um das Boot in den Wind zu drehen. Die Spiere schwenkte herum und fegte über das Deck des Raspa hinweg, so daß Luma und Keshna sich flach auf die Grasmatten pressen mußten, die die Ladung schützten. Die Segel erschlafften augenblicklich, und alle mußten über Bord springen und helfen,

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