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Alteuropa-Trilogie 3 - Das Lied der Erde

Titel: Alteuropa-Trilogie 3 - Das Lied der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Mackey
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verengten sich zu Schlitzen. »Was dich angeht«, sagte sie, »so war es ein Vergnügen, dich auf Alzac zu wissen. Besteht irgendeine Aussicht, daß du im letzten Jahr ein kleines bißchen Vernunft angenommen hast, oder bist du noch immer das rotznäsige, unzuverlässige kleine Stück Ziegenscheiße, das du warst, als deine Mutter dich mit in den Süden genommen hat?«
    »Ich bin sehr viel vernünftiger geworden, Cousine Ranala «, erklärte Keshna liebenswürdig – was natürlich eine Lüge war, aber eine gut formulierte.
    Ranala ließ sich nicht täuschen. »Rede nicht in diesem honigsüßen Ton mit mir«, fauchte sie. »Ich bin nicht irgendein armer Tölpel, den du in dein Bett zu locken versuchst. Wie ich sehe, hast du deine Kinderhalskette abgelegt.«
    » Ja.« Keshna errötete und blickte verlegen auf ihre Füße. »Ich bin volljährig geworden.«
    »Gut.« Ranalas Lippen verzogen sich zu einem flüchtigen, gehässigen Lächeln. »Ich habe darauf gewartet, daß du volljährig wirst und nicht mehr unter dem Schutz der Göttin stehst, um dir folgendes zu sagen: Wenn du mir auch nur den geringsten Ärger machst, Keshna – das klitzekleinste bißchen Ärger –, dann werde ich dich persönlich unter den Bauch eines Pferdes binden und dich durch die Straßen dieser Stadt jagen. Und ich werde dich so festbinden, daß deine Nase unter dem Schwanz ist. Hast du mich verstanden?«
    Ranala machte sich nicht erst die Mühe, auf Keshnas Antwort zu warten, sondern wandte sich wieder an Stavan. »Die beiden wollen also Schlangen werden«, sagte sie schroff. Lumas Herz machte einen Satz, sie ballte die Hände zu Fäusten. Würde Stavan ihre Kenntnisse und Fertigkeiten aufzählen? Ranala schildern, wie er sie ausgebildet hatte? Ihr sagen, wie mutig und aufrichtig sie waren? Er nickte nur.
    »Willst du damit sagen, ich soll sie beide aufnehmen?« fragte Ranala. »Denn wenn du das sagst, Stavan, werde ich es tun. Du bist der erfahrenste Krieger, den die Mutterleute je hatten. Du hast mir und dem Rest der Schlangen alles beigebracht, was wir wissen; und obwohl du, seit du verwundet wurdest, nicht mehr imstande bist, in die Schlacht zu reiten, hast du Shara schon so oft gerettet, daß ich gar nicht mehr mitzählen kann.«
    Stavan versuchte abzuwinken, aber wenn Ranala erst einmal in Fahrt kam, war sie nicht mehr zu bremsen.
    »Du bist Veteran von mehr Kriegen, als ich jemals erleben werde. Du bist – nein, bitte hör mir zu! – ein Held, jawohl. Wenn du nicht gewesen wärest, wäre Arang jetzt tot, und Shara wäre wahrscheinlich nicht mehr als ein Haufen Asche. Deshalb sage ich es noch einmal: Wenn du möchtest, daß ich beide Mädchen in den Schlangenverband aufnehme« – sie wies auf Luma und Keshna –»dann werde ich das tun.«
    Stavan ließ seinen Blick von Keshna zu Luma schweifen und wieder zurück. »Die Entscheidung liegt einzig und allein bei dir«, sagte er schließlich zu Ranala. »Ich schreibe dir nicht vor, was du tun sollst. Du bist die Anführerin der Schlangen. Du entscheidest, wer mit dir kämpft und wer nicht.«
    »Gut.« Ranala zeigte plötzlich auf Luma. »Dann werde ich sie nehmen.« Dann wies sie auf Keshna. »Und sie werde ich nicht nehmen. «
    »Was!« schrie Keshna empört.
    »Raus mit dir!« Ranala zeigte zur Tür. »Mit dir bin ich fertig. Nach dem üblen Trick, den du letztes Jahr abgezogen hast, würde ich dich selbst dann nicht mit den Schlangen reiten lassen, wenn du die Göttin Batal in Menschengestalt wärst!«
    »Aber ...«
    »Mach daß du rauskommst!«
    Bis jetzt hatte Keshna mit in die Hüften gestemmten Händen trotzig dagestanden, doch als Ranala ihr zum zweiten Mal befahl, den Raum zu verlassen, löste sich ihre Überheblichkeit in nichts auf, und sie verlegte sich aufs Bitten. Es war ein sehr wortgewandter Appell – wenn Keshna sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, konnte sie mit ihrem Charme die Vögel vom Himmel Lokken –, aber Ranala stellte sich taub, und Keshna konnte betteln, soviel sie wollte.
    Es sprach für Keshna, daß sie niemals weinte. Als sie schließlich aufgab, marschierte sie mit hoch erhobenem Kopf aus dem Gemeinschaftsraum und nahm sich im Vorbeigehen sogar noch ein Stück Brot aus dem Korb. Aber Luma wußte, daß ihr herausforderndes Benehmen nur Schau war.
    Nach Keshnas Abgang kam Ranala ohne Umschweife zum Thema. Sie befahl Luma, näher zu kommen, und sagte ihr, daß sie mit Kandars Nattern reiten würde, sobald ein geeignetes Pferd für sie beschafft sei. Wegen

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