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Alteuropa-Trilogie 3 - Das Lied der Erde

Titel: Alteuropa-Trilogie 3 - Das Lied der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Mackey
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ihre Speere tödlich. Der Krieger an der Spitze des Trupps, der ihr Anführer zu sein schien, hielt einen dicken Lederriemen in der Hand, an dessen Ende eine Steinkugel baumelte, offensichtlich dazu da, seinen Feinden den Schädel zu zertrümmern. Sein Schild war, ebenso wie die Schilde von zwei der übrigen Männer, mit einem menschlichen Totenschädel geschmückt. Der vierte Mann hatte nur einen aufgemalten blutroten Sonnenaufgang auf seinem Schild, aber er trug eine Lederweste, die mit menschlichem Haar geschmückt zu sein schien. Es war nicht das blonde Haar der Nomaden, sondern das dunkle, lockige Haar der Mutterleute, zumindest zum größten Teil. Der Rest war grau, wie Luma mit einem Schauder des Grauens erkannte. Ihr Entsetzen wuchs, als ihr aufging, daß seine Weste nicht etwa aus Leder war, wie sie zuerst geglaubt hatte, sondern aus menschlichen Skalps zusammengestückelt war.
    Einen Moment lang konnte sie nichts als Ekel empfinden und eine lähmende, übelkeiterregende Angst, die wie ein schwerer Stein in ihrem Magen lag. Dann legte sich die Panik ganz plötzlich. Vielleicht flößte Batal ihr Mut ein, wenn sie ihn am dringendsten brauchte, vielleicht hatte Stavan sie gut trainiert, vielleicht war sie auch einfach nur tapferer, als sie es jemals für möglich gehalten hatte. Auf einmal hörten ihre Hände auf zu zittern, ihr rasender Puls verlangsamte sich, ihr Atem ging wieder regelmäßig, und der Klumpen in ihrem Magen löste sich auf.
Ich
bin diejenige, die
ihnen
auflauert, dachte sie.
    Ihre Sinne wurden schärfer, und ihr Verstand begann präzise und schnell zu arbeiten. Das erste, was sie registrierte, war, daß die Weinstöcke durch einen glücklichen Zufall bis an das Ufer des Baches hinunterhingen und eine weitere blickdichte Wand bildeten. Bis jetzt hatten die Krieger sie und Keshna noch nicht entdeckt –ganz zu schweigen von dem Rest der Nattern, die alle in die falsche Richtung spähten und nichts von der Anwesenheit des Feindes ahnten. Wenn es ihr nicht gelang, einen ihrer Kampfgenossen auf den Nomadenstoßtrupp aufmerksam zu machen, würden sie diesen Vorteil bald verlieren. Die Nomaden näherten sich in raschem Tempo; nur noch wenige Augenblicke, und sie würden Urshas Gruppe sehen können, und wenn das passierte, würden die im Hinterhalt Liegenden plötzlich aus dem Hinterhalt überfallen werden.
    Wortlos streckte Luma den Arm aus und klopfte Keshna auf die Schulter.
Sieh hinter dich!
signalisierte sie ihr, doch Keshna warf ihr nur einen ärgerlichen Blick zu. Sie konnte keine Zeit mit Erklärungen vergeuden, und die Nomaden waren jetzt so nah, daß Luma nicht wagte zu flüstern. Sie packte Keshnas Arm und zwang sie, sich im Sattel umzudrehen. Als Keshna die Nomadenkrieger sah, riß sie die Augen auf und schnappte keuchend nach Luft. Luma legte ihr blitzschnell die Hand auf den Mund, doch ihre Befürchtungen waren grundlos: Keshna mochte zwar wild und hitzköpfig sein, aber in einer Krise war immer Verlaß auf sie.
    Sie starrten einander schweigend an und überlegten krampfhaft, was sie tun sollten. Sie hatten keine Möglichkeit, die anderen zu warnen. Die Nomaden waren zu nahe und zu erfahren, um nicht das leiseste Geräusch zu hören. Und wenn sie gar nichts unternahmen, würde der Rest der Nattern ohne Vorwarnung von hinten überwältigt werden.
    Du könntest versuchen, einen Kieselstein nach Ursha zu werfen, um ihre Aufmerksamkeit zu erregen,
gab Keshna ihr wortlos zu verstehen. Luma machte das Zeichen für »
Ursha ist zu weit weg«
und schüttelte den Kopf, um anzudeuten, daß sie bereits selbst auf diese Idee gekommen war und sie wieder verworfen hatte.
    Keshna nickte widerwillig zustimmend und machte eine obszöne Geste.
Scheiß auf Ursha und die anderen,
sagte sie in Zeichensprache.
Es hängt jetzt alles von uns ab.
    Wir haben nur eine Wahl,
signalisierte Luma zurück.
    Ja,
pflichtete Keshna ihr bei.
    Wir greifen sie an.
    Wir greifen sie an.
Trotz ihres herausfordernden Benehmens
    1 54 konnte Luma sehen, daß Keshnas Hände zitterten, aber ihr blieb keine Zeit, darüber nachzudenken. Hastig griff sie nach ihrem sirrenden Bogen und spannte einen Pfeil ein. Und Keshna neben ihr tat genau das gleiche. Sie brauchten kein Signal, um ihren Angriff zu koordinieren, was gut war, denn sie hatten keine Möglichkeit, eines zu geben. In ihre erste Schlacht ritten sie mit jener perfekten, fast mystischen Eintracht, die den Rest ihrer gemeinsamen Jahre kennzeichnen sollte. In exakt demselben

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