Althalus
Sergeant?«, fragte Albron.
»Einen steilen Hügel, mein Häuptling. Gebhel kann den Grat befestigen und den Feind geraume Zeit aufhalten -zumindest bis Kreuter hier ist. Khnoms Türen werden dort nichts nützen, denn Gebhels Männer haben freien Ausblick in alle Richtungen, infolgedessen gibt es gar keine rückwärtige Seite.«
»Könnten sie Gebhel nicht einfach umgehen und nach Keiwon marschieren? «
»Das wäre keine gute Idee, mein Häuptling. Zwar sind Pekhal und Gelta wirklich nicht allzu klug, doch ich halte nicht einmal diese beiden für so dumm, eine arumische Armee hinter sich zurückzulassen.«
»Was meinst du, wie lange Gebhel in einer solchen Lage durchhalten könnte?«, fragte Althalus. Khalor zuckte die Schultern. »Mindestens eine Woche -vielleicht sogar zwei, wenn er genug Verpflegung und Wasser hat.«
»Das könnte genügen«, meinte Althalus. »Es hängt alles davon ab, ob Emmy Eliars Augen heilen kann und wie lange sie dazu braucht. Meinst du, Gebhel kann heute durchhalten?«
Khalor nickte. »Da er Pekhal erwartet, wird er Vorkehrungen treffen. Er wird bei Sonnenuntergang noch in seinem Graben sein. Sobald es dunkel ist, holen wir ihn heraus und bringen ihn zu einem schönen steilen Hügel. Der Krieg ist noch nicht vorüber, Althalus. Im Grunde genommen hat er kaum angefangen.«
»Gebhel weiß, was er tut«, versicherte Khalor Althalus, Bheid und Albron, als der erste Hauch von Morgengrauen sich am Osthimmel abzeichnete. »Ohne Leitha werden wir zwar leicht im Nachteil sein, aber wir kennen die Pläne des Gegners so weit, dass wir es schaf fen
- zumindest heute.« »Und morgen?«, fragte Albron spitz. »Das kommt darauf an, ob Althalus und ich einen steilen Hügel
finden und wie weit im Hinterland er ist.«
Die Dämmerung warf ihre dunklen Schatten, als Gher und Salkan den Hang von den Gräben heraufkamen.
»Gher sagt, Ihr wollt mich sehen, General Khalor?«, fragte der junge Schäfer.
»Stimmt. Du kennst dich doch in der Gegend ziemlich gut aus, nicht wahr?«
»Ich hüte Schafe in diesem Teil Wektis, General, da ist mir jeder Busch und Stein vertraut.«
»Gut. Ich brauche einen hohen, sehr steilen Hügel, Salkan, fast schon einen Berg. Gibt es eine solche Erhebung in der Nähe?«
Salkan runzelte die Stir n. »Daiwers Turm ist ein paar Meilen südlich von hier. Auf ihn passt die Beschreibung.«
»Wer ist Daiwer?«, fragte Bheid.
»Er war ein verrückter Einsiedler, der vor ein paar hundert Jahren hier gelebt hat, Hochwürden. Man erzählt, dass er sich für den einzigen Menschen auf der Welt hielt, der Gott wahrhaftig liebte, und er glaubte, dass alle anderen Lebenden Knechte des Teufels wären. Als er den steinernen Höcker zum ersten Mal sah, war er überzeugt, dass Gott den Felsen nur für ihn erschaffen hatte. Er ragt gut tausend Fuß aus dem umliegenden Weideland und die Wände sind sehr steil, fast senkrecht.«
»Wie ist dieser Einsiedler dann hinaufgekommen?«, wollte Khalor wissen.
»An der Südseite des Turms ist ein Felssturz, General. Es ist schwierig, hinauf zu gelangen, aber ich habe es selbst einmal geschafft. Jedenfalls, Daiwer kletterte hinauf und hauste in einer Höhle ganz oben. Man erzählt, dass er jedes Mal Steinbrocken den Felssturz hinunter gerollt hat, wenn jemand hinaufzusteigen versuchte. Ich glaube, er wollte wirklich allein sein.«
»Dort oben müsste eigentlich Wasser sein«, überlegte Khalor laut.
»O ja, General Khalor. Hinter der Höhle gibt es eine Quelle. Ich weiß nicht, wie das Wasser einen Weg dort hinauf findet, aber es ist da
- und es ist klar und süß und kalt.« »Nur ein Rinnsal?«, fragte Khalor. »Nein, General, es ist eine sprudelnde Quelle.« »Was meinst du, Khalor?«, fragte Althalus. »Es klingt ziemlich wie das, wonach ich suche«, antwortete der
Sergeant. »Wie war's, wenn wir es uns ansehen?«
»Ja, das sollten wir. Gebhels Männer haben ein paar frei herumlaufende ansunische Pferde eingefangen. Leih doch drei aus, dann kann Salkan uns zu diesem Turm führen, und wir begutachten ihn.«
Die drei Männer zugehen ihre Pferde, als sie kurz nach Morgengrauen über eine Hügelkuppe kamen und einen steilen Felsen aus dem sanften Hügelland aufragen sahen.
»Wie kann so etwas mitten in diesem Grasland entstanden sein?«, fragte Khalor, während er wie gebannt auf den Gipfel starrte. »Es sieht fast wie ein Berg aus, der sich verirrt hat.«
»Ich glaube nicht, dass das ›Wie‹ eine Rolle spielt, Sergeant«, meinte
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