Althalus
zurückkehrten.
»Eilt es?«
»Wahrscheinlich. Ich muss mit Emmy reden. Sie treibt wieder einmal ihre Spielchen und macht mich wütend.«
»Ihr werdet Euch in Schwierigkeiten bringen, Althalus.«
»Das wäre nicht das erste Mal. Wenn wir dort sind, wartest du am besten im Speisesaal auf mich.« »Wird es so schlimm? « »Wahrscheinlich, und du willst bestimmt nicht dabei sein, wenn
Emmy und ich loslegen.«
Althalus und Eliar blieben unauffällig zurück, während die anderen weiter durch die Siedlung gingen. In einer Sackgasse öffnete Eliar eine Tür, die nur er sehen konnte.
»Ich halte Euch die Daumen, Althalus«, versprach Eliar am Fuß der Treppe zum Turmgemach.
Althalus brummelte irgendetwas und stapfte die Stufen hinauf.
»Welch freudige Überraschung«, rief Dweia, als Althalus die Tür aufstieß. »Hör auf damit, Em. Du wusstest, dass ich komme, und du weißt genau warum!«
»Du bist heute aber griesgrämig.«
»Schluss damit! Warum hast du nicht gesagt, was du von mir erwartest? « »Bheid war noch nicht bereit, Schatz.« »Zu dumm. Ich werde ihn bereitmachen! Und nur damit du es
weißt, du hast Leitha ziemlich arg zugesetzt, und das erlaube ich nicht!«
»Du nimmst diese ›Pappi‹-Sache sehr ernst, nicht wahr?«
»Allerdings. Wo ist Bheid?«
»Du wirst ihm doch nicht wehtun?«
»Das hängt davon ab, wie stur er ist. Vielleicht muss ich seinen Kopf ein paarmal gegen die Wand rammen, aber ich werde ihn zur Vernunft bringen. Und dann unterhalten wir uns etwas eingehender!«
Sie kniff die Augen zusammen. »Mir gefällt dein Tonfall nicht, Althalus.«
»Du wirst dich daran gewöhnen. Also, wo ist Bheid?«
»Hinter der zweiten Tür links auf dem Korridor, der vom Speise
saal geradeaus führt. Aber ich glaube nicht, dass er dich einlassen wird.« »Wie will er mich aufhalten?« Althalus wandte sich brüsk ab und nahm zwei Stufen auf einmal die Treppe hinunter. » Schlag seinen Kopf nicht wirklich gegen die Wand!«, rief Dweia ihm nach.
Vor Bheids Tür blieb Althalus kurz stehen, um seinen Zorn unter Kontrolle zu kriegen. Dann erst rief er: »Bheid! Ich bin es, Althalus. Mach die Tür auf!«
Keine Reaktion.
»Bheid, mach auf! Sofort!«
Im Zimmer hinter der Tür blieb es still.
Althalus beschloss im letzten Augenblick keines des halben Dutzend Worte aus dem Buch zu verwenden, um die Tür zu öffnen. Stattdessen trat er sie ein.
Bheid kauerte bartstoppelig und mit leerem Blick in einer Ecke des zellengleichen Raums und schlug immer wieder den Kopf gegen die Wand.
»Schluss damit!«, befahl Althalus. »Und steh auf!«
»Ich bin verloren«, stöhnte Bheid. »Ich habe getötet.«
»Das ist mir nicht entgangen«, brummte Althalus schulterzuckend. »Du hast es nicht sehr sauber getan, aber es erfüllte seinen Zweck. Doch wenn du es dir zur Gewohnheit machen willst, solltest du erst ein wenig üben.«
Bheid blinzelte ungläubig. »Versteht Ihr denn nicht?«, rief er heftig. »Ich bin Priester, mir ist Töten verboten!« »Du hattest keine Skrupel, als du diese Mörder angeheuert hast, um den Aryo von Kanthon zu töten.«
»Das war ganz und gar nicht dasselbe!«
»Ach nein? Wo liegt denn der Unterschied?«
»Ich habe den Arya nicht persönlich getötet.«
»Das sind Spitzfindigkeiten, Bheid, und das weißt du. Die Sünde - wenn du es so nennen willst - liegt in der Absicht, nicht in dem Dolch, der die Tat ausgeführt hat. Yakhag hat Salkan umgebracht, und was du getan hast, war genau richtig. Wenn einer deinen Freund tötet, sollst du seinen Mörder töten!«
»Aber ich bin Priester!«
»Das ist mir nicht entgangen. Nur welcher Religion? Du kannst mit Emmy darüber reden, doch sie sieht die Welt ein wenig anders als ihr Bruder. Aber das tut alles nichts zur Sache. Wenn du Leitha die Tür zu deinem Geist nicht öffnest, mache ich mit dieser Tür das Gleiche wie mit der zu deiner Zelle. Dass du dich in Schuldgefühlen und Selbstmitleid ergehst, macht Leitha schlimm zu schaf fen, du Narr! Es ist mir egal, wie viele Leute du umbringst, Bheid, aber wenn du Leitha weiterhin wehtust, ramme ich dir die Faust die Kehle hinunter und reiß dir das Herz heraus!«
»Es war meine Schuld, dass Salkan getötet wurde.«
»Stimmt. Na und?«
Bheid starrte ihn entsetzt an.
»Du hast doch nicht gedacht, ich würde eine Entschuldigung für dich finden, oder? Wenn etwas geschehen ist, dann ist es geschehen. Es gibt keine Strafen oder Belohnungen, Bheid, nur Nachwirkungen. Du hast einen Fehler begangen,
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