Althalus
damit muss du allein fertig werden. Ich lasse nicht zu, dass du deine Schuld wie Abfall über der ganzen Familie auskippst. Finde dich damit, es ist nicht mehr zu ändern.«
»Ich bin ein Mörder!«, rief Bheid.
»Aber kein sehr guter. Jetzt hör endlich zu winseln auf und mach dich an die Arbeit.« Althalus schaute sich in dem Wirrwarr der Zelle um. »Räum hier gründlich auf, und dann richte dich selbst ein wenig her. Du wirst mich zu Häuptling Albrons Halle begleiten und dort eine Trauung vollziehen.«
»Ich kann nicht!« »O doch. Du wirst -und wenn ich mit einem Prügel hinter dir stehen muss. Also los, beweg dich!«
Der Hochzeitstag von Albron und Astarell begann klar und kalt. Aufgrund der Jahreszeit beschränkte sich die Dekoration in der großen Halle auf Tannenzweige und bunte Stoffschleifen.
Da beim traditionellen Junggesellenabschied am Vorabend ordentlich gebechert worden war, hatten die meisten Häuptlinge, Generäle und die Edelmänner, die von weither gekommen waren, an
diesem Morgen einen Brummschädel. Aus irgendeinem Grund amüsierte Twengor sich köstlich darüber.
Alaia hatte sich der Brautjungfern angenommen. Während der Woche vor der Hochzeit hatten die Mädchen entweder genäht oder albern gekichert, wie Althalus es sah.
Gweti und der greise Delur waren ebenfalls zur Feier erschie nen, da die Hochzeit eines Stammeshäuptlings die Anwesenheit sämtlicher arumischen Häuptlinge vorsah. Gweti zog sich gleich nach der Ankunft in einen Schmollwinkel zurück. Andines Entscheidung, die Stadt Kanthon nicht zur Plünderung freizugeben, wurmte ihn immer noch.
Die Trauung war für Mittag angesetzt. Althalus vermutete, dass es sich dabei um eine der Traditionen der Arumer handelte -wohl hauptsächlich, um den Teilnehmern am Junggesellenabschied die Möglichkeit zu geben, sich ein wenig davon zu erholen und um für das Trinkgelage nach der Trauung wieder frisch zu sein. Arumer nahmen ihre Feiern offenbar sehr ernst.
Es hatte der Hochzeit wegen kleine religiöse Auseinandersetzungen gegeben, da der Gott der Arumer ein Berggott namens Bherghos war, während die Plakander den Hirtengott Kherdhos verehrten.
»Bruder Bheid wird die Trauung vollziehen!«, hatte Althalus in einem Tonfall verkündet, der keinen Widerspruch duldete und die Meinungsverschiedenheiten sofort beendete.
Als die Mittagsstunde nahte standen Albron, Khalor, Kreuter, und Bheid in seinem schwarzen Ornat vor dem Eingang der großen Halle und warteten auf die Braut mit ihren Brautjungfern Andine und Leitha.
Althalus befand sich bereits mit den übrigen Gästen in der Halle, und in dem Moment, als sich die große hintere Tür für Astarell und ihre Brautjungfern öffnete, stieg ihm ein sehr vertrauter Duft in die Nase. Erstaunt drehte er sich um und blickte geradewegs in Dweias Gesicht. »Was tust du hier? «, würgte er hervor.
»Ist schon gut, Schatz«, beruhigte sie ihn. »Ich habe eine Einladung.« »Das ist es nicht. Ich dachte, du kannst dich in deiner wahren Gestalt nicht außerhalb des Hauses sehen lassen.« »Wie kamst du auf diese lächerliche Idee?«
»Weil du es bisher noch nie getan hast. Du hast dich im mer in Emmy die Katze verwandelt, deshalb dachte ich, du darfst dich auf der Welt nicht in deiner richtigen Form zeigen.«
»Niemand hat die Macht, mir etwas zu verbieten oder zu gestatten! Ich dachte, das weißt du.« Dann schürzte sie die Lippen, deren vollkommene Schönheit Althalus stets aufs Neue überwältigte. »Nun, ich gebe zu, ich tu's auch nicht sehr oft, weil ich zu viel Aufsehen errege.«
»Warum wohl«, murmelte er.
»Sei lieb, Althalus.« Nach kurzer Pause fragte sie: »Hast du dich von deiner Verstimmung erholt?«
»Verstimmung? «
»Na ja, du bist mir arg wütend erschienen, als du das letzte Mal im Haus warst.« »Ich habe meine Verstimmung an Bheid ausgelassen.« »Du hast seinen Kopf doch nicht wirklich gegen die Wand gerammt, oder?«
»Nicht zu sehr. Ah, da kommt Astarell.«
Die Braut strahlte vor Glück, als sie durch den Mittelgang der Halle schritt, und Albrons Miene verriet, wie sehr er sie anbetete.
»Gib mir dein Taschentuch, Althalus.« Dweia schniefte.
Er blickte sie verdutzt an. »Du weinst doch nicht etwa, Em?«
»Bei Hochzeiten weine ich immer, Althalus. Du nicht?«
»Bei so vielen Hochzeiten war ich noch nicht, Em«, gestand er.
»Dann solltest du dich daran gewöhnen, Schatz. So wie ich die Welt sehe, Althalus, sind Hochzeiten sehr wichtig. Und jetzt sei still und gib
Weitere Kostenlose Bücher