Althalus
mir endlich dein Taschentuch.«
»Ja, Schatz.«
37
»Müsst Ihr denn wirklich schon weg, Althalus?«, fragte Häuptling Albron zwei Tage später.
»Ich fürchte, ja.« Althalus machte es sich noch bequemer in seinem Sessel in einem der oberen Räume von Albrons Fort. »In Perquaine braut sich so allerhand zusammen, und ich möchte nicht, dass es uns über den Kopf wächst. Wenn Ihr nichts dagegen habt und selbst falls doch -, möchte ich Khalor bei mir behalten, da ich ihn aller Wahrscheinlichkeit nach da unten brauchen werde und nicht extra hierher zurückkommen will, um ihn zu holen.«
»Ich habe nichts dagegen, Althalus. Vielleicht kann ich Euch auf diese Weise ein wenig für Eure Hilfe danken.«
»Meine Hilfe wofür?«
»Tut nicht so, Althalus! Meint Ihr, ich weiß nicht, dass Ihr bei meiner Vermählung mit Astarell die Hand im Spiel hattet? «
Althalus zuckte die Schultern. »Es löste mehrere Probleme.«
»Was geht in Perquaine eigentlich wirklich vor?«
»Rein oberflächlich gesehen, ein Bauernaufstand.«
Albron schüttelte den Kopf. »Die Tiefländer haben kein Verständnis für das gemeine Volk, nicht wahr? «
»Nicht das Geringste. Die Edelleute brauchen zu viel Zeit, sich im Spiegel zu bewundern, als dass sie auf die Bürger achten könnten. Wie ich gehört habe, kommt es etwa alle zehn Jahre zu Unruhen. Man sollte meinen, nach dem fünften oder sechsten Mal hätte den hohen Herren klar werden müssen, dass sie etwas falsch machen.«
»Das wollen wir doch nicht hoffen, denn wenn die Tiefländer anfangen, sich wie vernünftige Menschen zu benehmen, werden die arumischen Stämme arbeitslos.«
»Ich habe noch eine Bitte an Euch, Albron.«
»Nur heraus damit.«
»Könntet Ihr Andine und Leitha eine Zeit lang hier behalten?«
»Gern. Aber warum? Sie wären im Haus doch sicher, oder?«
»Ich möchte Leitha ein Weilchen von Bruder Bheid fern halten. Er macht gerade eine seelische Krise durch, und ich halte es für das Beste, wenn er sie allein überwindet. Leitha sollte da nicht hineingezogen werden. Bheid und ich, sowie Eliar und Khalor, werden ziemlich oft durchs Haus kommen, und ich halte es für angebracht, dass uns die beiden jungen Damen nicht zufällig über den Weg laufen können.«
»Und Gher?«
»Gher behalte ich bei mir. Er hat immer wieder sehr interes sante Einfalle.«
»Ja, nicht wahr?« Albron lächelte. »Oh, noch etwas. Wenn es in Perquaine zu offenen Kampfhandlungen kommt, schickt bitte Eliar hierher. Ehe Ihr zweimal blinzeln könnt, werde ich eine ganze Ar mee in den Korridoren von Dweias Haus bereithaben.«
»Ich werde daran denken.« Althalus erhob sich. »Doch als Erstes solltet Ihr Eure Männer an den Koppeln einsetzen. Sobald Kreuter zurück in Plakand ist, wird er Astarells Mitgift hierher treiben. Ihr werdet von Pferden überschwemmt.«
»Wie nett, dass Ihr mich erinnert«, sagte Albron düster.
»Schon gut, mächtiger Häuptling.« Althalus grinste.
»Die Perquainer stammen von den Treboreanern ab«, erzählte Dweia an diesem Abend Althalus und den anderen. »Die Osthosier sandten zu Anfang des achten Jahrtausends Schiffe in den Westen, um neues Ackerland zu erschließen. Die Kanthoner wollten ihnen nicht nachstehen und so taten sie es ihnen gleich. Sie gründeten beide dort ihre Kolonien. Der ständige Krieg zwischen Kanthon und Osthos interessierte die Perquainer nicht. Sie hielten sich heraus und konzentrierten sich auf den Anbau ihrer Feld früchte. Durch den fast immer währenden Aufruhr in Treborea gingen gewisse Beschränkungen unter den verschiedenen gesellschaftlichen Schichten verloren. So kam es, dass die treboreanischen Bauern ein eigenes Standesbewusstsein entwickeln konnten, im Gegensatz zu denen von Perquaine, die mehr oder weniger Landeigene sind.«
»Was is'n Landeigener, Emmy?«, fragte Gher.
»Landeigene sind Eigentum des Landbesitzers. Wenn bei solchen Besitzverhältnissen ein Stück Land den Eigentümer wechselt, gehören die Landeigenen dem neuen Landbesitzer.«
»Dann sind sie also Sklaven?«, fragte Eliar.
»Nicht direkt«, antwortete Dweia. »Sie sind Teil des Landes, nichts weiter. Ein Landeigener ist ein bisschen besser dran als ein Sklave, aber nicht viel.«
»Das tat ich mir nicht gefallen lassen«, empörte Gher sich. »Ich tat über die Berge davonrennen.«
Dweia nickte. »So etwas geschieht auch immer wieder.«
»Ist es ein vereintes Land?«, wollte Khalor wissen. »Oder sind all diese Baronien und Herzogtümer
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