Althalus
war dafür zu sorgen, dass Althalus diesen lächerlichen Umhang behalten konnte. Aber das ist wahrhaftig kein Ziel, für das der Aufwand sich lohnt. Es ist fast, als er baute man eine ganze Burg, nur damit man in einem der Gemächer einen Haken anbringen kann. Ghers Idee ist einfach viel zu gut, sie an eine solche Kleinigkeit zu verschwenden, findet ihr nicht?«
»Ich hab sie für luster gehalten«, sagte Gher enttäuscht.
»Ich glaube, ich weiß was, wie wir sie viel lüsterner machen können.« Sie lächelte ihm liebevoll zu. »Mir gefiel der Teil, in dem Althalus Ghend überlistet, sein Komplize zu werden, und noch mehr der, in dem Althalus Ghend an Gosti verrät, damit Ghend um sein Leben laufen muss. Danach aber bringt es nichts mehr. Eine so großartige Idee wie deine sollte ein größeres Ziel haben als einen dummen Umhang.«
»Aber Althalus tat in meinem Plan doch das ganze Gold kriegen«, erinnerte Gher sie.
»Vergiss nicht, dass es ursprünglich sowieso sein Gold war.«
»Ja - schon. Aber die Idee war, dass Ghend es eine Zeit lang haben sollte und Althalus es ihm dann abluchst.« »Warum benutzt du den Plan nicht, um etwas von Ghend zu stehlen, das viel wichtiger ist als Gold?« »Was gibt's denn was, das wichtiger ist als Gold?«, fragte Gher ungläubig.
»Darauf kommen wir in Kürze, Gher. Mir ist aufgefallen, dass du deine Überlegungen immer mit den Worten beginnst: ›Was tat' sein, wenn …?‹ Mir ist jedoch ein anderes ›Wenn‹ eingefallen als dir. Was wäre, wenn Althalus deinen Plan nutzte, aber nicht um seinen Umhang zu behalten, oder um Ghend das Gold abzuschwindeln, das ohnehin ihm gehörte, und stattdessen Ghends Buch stiehlt?«
»Großer Gott!«, entfuhr es Bheid.
»Du wolltest natürlich ›große Göttin‹ sagen, Exarch Bheid, nicht wahr? Aber ich bin momentan ziemlich beschäftigt. Ist es von großer Wichtigkeit, was du einzuwenden hast?«
»Das wäre eine Katastrophe, wenn Althalus Ghend das Buch wegnähme und verbrennt«, murmelte Eliar.
»Daran dachte ich nicht, Eliar«, entgegnete Dweia. »Außerdem würde Ghends Buch gar nicht brennen. Das Ganze ist etwas komplexer. Ghends Plan war vermutlich, das Buch Deiwos' nach Nahgharash zu bringen. Natürlich wäre nichts daraus geworden. Er hätte zwar die zwei Bücher gehabt, nicht jedoch das dritte.«
»Es gibt nur zwei Bücher, Dweia«, warf Bheid ein. »Da täuschst du dich, Bheid«, entgegnete sie. »Es gibt drei -das Buch Dweios', das Buch Daevas, und mein Buch.« Bheid riss die Augen weit auf. »Euer Buch. Ich habe noch nie davon gehört, dass Ihr ein Buch habt! Wo ist es?«
»Hier. Eliar hat es zurzeit unter seinen Gürtel gesteckt.«
»Das ist ein Dolch, kein Buch!«, wandte Bheid ein.
Dweia seufzte. »Was genau ist ein Buch, Bheid?«
»Ein Dokument -Seiten mit Schrift darauf.«
»Der Dolch hat Schrift auf der Klinge, nicht wahr?«
»Aber doch nur ein Wort!«
»Nur eines, das du lesen kannst. Althalus hat ein anderes gelesen, Eliar ein wiederum anderes, und Andine sowie Leitha lasen ebenfalls andere. Die Bücher meiner Brüder sprechen über Allgemeingültiges, meines spricht über Individuelles. Es sagte jedem von euch nur ein Wort, und ihr werdet euch danach richten und euer Leben lang versuchen, das Wort zu deuten. Deiwos' Buch bleibt hier, wo es vollkommen sicher ist. Mein Buch musste hinaus in die Welt, deshalb verlieh ich ihm zu seinem Schutz das Aussehen eines Dolches. Warum, glaubst du, ertrugen Pekhal und die anderen nicht, es auch nur anzuschauen? Sie alle kennen Dolche, und dieser unterscheidet sich nicht von Tausenden anderer. Sie sehen nicht den Dolch, wenn Eliar ihnen die Klinge vors Gesicht hält, sondern mein Buch, und das erschreckt sie so sehr! Sie können mein Buch nicht anschauen, weil es sie richtet.«
Eliar hatte den Dolch unter dem Gürtel hervorgezogen und betrachtete ihn eingehend. »Für mich sieht er nach wie vor nur wie ein Dolch aus.«
»Das soll er ja auch.«
»Welche Farbe hat er?«, fragte Gher. »Ich mein', wenn er wieder ein Buch ist. Ghends ist schwarz, das aufm Tisch weiß. Welche Farbe hat Euers?«
»Gold natürlich. Schließlich ist es das wertvollste der drei.« »Dürften wir es sehen -in seiner wahren Form?« Tiefes Verlangen sprach aus Bheids Stimme.
»Noch nicht, Bheid. Die Zeit dafür kommt erst. Es müssen mehrere Dinge geschehen sein, bevor es seine wahre Form annimmt. Darüber müssen wir sprechen, denn deswegen sind wir jetzt zusammengekommen. Wenn wir Ghers Plan
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