Althalus
zur Grundlage nehmen und Ghend durch eine Traumvision zwingen, sich Althalus beim Raub in Gostis Fort anzuschließen, bedeutet das, dass auch Daevas Buch mit dabei sein wird, denn Ghend trennt sich nie von ihm.«
»Oh, jetzt kapier ich, wie das geh'n soll, Emmy.« Gher nickte.
»Wenn Althalus und Ghend in Gostis Fort sind, klaut Althalus das Buch, während Ghend schlaft.« Dweia schüttelte den Kopf. »Nein, Althalus stiehlt das Schwarze Buch erst, wenn Ghend zu Nabjors Lager in Hule kommt.«
»Warum machen wir dann dieses ganze Theater in Gostis Fort?«, fragte Bheid heftig. »Lassen wir diesen Teil doch einfach aus und konzentrieren uns darauf, das Schwarze Buch zu stehlen, wenn Ghend in Hule ist.«
»Das geht nicht, weil Ghend sich sofort an Althalus' Fer sen heften würde, wenn das Buch über Nacht verschwände. Nein, wir müssen uns etwas einfallen lassen, ihn eine Zeit lang aufzuhalten, und ich glaube, mit einer Fälschung könnte es uns gelingen. Ich kann eine herstellen, doch zuvor muss ich das Original sehen und berühren.«
»Wenn du das Buch hier hast, warum sollten wir es ihm dann überhaupt zurückbringen?«, fragte Althalus. »Es genügt doch, wenn du mir die Fälschung gibst. Ich stecke sie ihm in seine Satteltasche. Er wird den Unterschied niemals erkennen.«
»Nein, Schatz«, wehrte sie ab. »Irgendwann würde Ghend es aufschlagen und darin lesen, und dann wüsste er sofort, dass es nicht das echte Buch ist. Nein, ich möchte nicht, dass das geschieht, bevor er dich beauftragt hat, das Weiße Buch zu stehlen. Ein paar winzige Veränderungen in der Vergangenheit werden die Gegenwart nicht wirklich beeinträchtigen. Aber wenn Ghend Daeva aus Nahgharash ruft, um das Schwarze Buch wiederzube-schaffen, wäre die Gegenwart nicht mehr zu erkennen. Althalus braucht die Fälschung, um sie gegen das Schwarze Buch auszutauschen, und ich bin die einzige, die ein täuschend ähnliches Duplikat herstellen kann. Außerdem wird es ›luster‹ sein, wenn wir es so machen.«
»Hm, luster«, murmelte Bheid. »Was soll daran lustig sein?« »Wenn Althalus Spaß an irgendetwas hat, schafft er es viel besser, Bheid«, entgegnete Dweia mit leichtem Lächeln. »Und wenn man es recht bedenkt, trifft das auf so gut wie jeden zu.« Sie blickte Althalus schelmisch an. »Wenn ich mich recht entsinne, haben wir so etwas wie einen Pakt geschlossen, nachdem du hier angekommen warst. Ich sollte dich lehren, das Buch zu lesen, und du wolltest mir als Gegenleistung das Lügen, Betrügen und Stehlen beibrin gen. War da nicht auch so was wie eine Wette?«
»Jetzt wo du's erwähnst, erinnere ich mich wieder recht gut daran.« »Nun, Schatz, was meinst du? Ist mein kleiner Plan hinterlistig genug für deinen Geschmack?«
»Sogar so sehr, dass selbst ich verwirrt bin.«
»Hab ich's richtig gemacht?«, sagte sie in unverkennbarer Imitation von Ghers häufigster Frage. Althalus lachte. »Ja, sehr gut, Em. Wenn ich es recht bedenke, sogar perfekt.« »Natürlich.« Sie warf den Kopf zurück. »Ich bin in jeder Beziehung perfekt, hast du das etwa nicht gewusst? «
»Ich verstehe den Sinn der ganzen Sache nicht«, gestand Andine verwirrt. »Was wollen wir denn mit Ghends Buch, nachdem Althalus es gestohlen hat? Wenn es sich nicht verbrennen lässt, wie sollen wir es dann vernichten?«
Dweias Miene wurde sehr ernst. »Wir bringen es hierher«, antwortete sie. »Darum ging es die ganze Zeit. Wenn die drei Bücher sich in demselben Raum und derselben Zeit befinden, wird etwas sehr Wichtiges geschehen.«
»Ach?«, fragte Bheid. »Was denn?«
»Das weiß ich nicht genau. Es war noch nie der Fall. Meine Brüder und ic h hatten unsere kleinen Meinungsverschiedenheiten, doch die Bücher hatten nie damit zu tun. Sie sind die drei elementaren Bestandteile der Schöpfung, und es ist unmöglich vorauszusagen, was passieren wird, wenn sie zusammenkommen. Bei nur zweien wäre es leicht, doch da es drei sind…« Sie zuckte die Schultern und spreizte die Hände. »Wer weiß?«
»Wäre es dann nicht besser, das Risiko gar nicht erst einzugehen?«, fragte Bheid besorgt.
»Diese Wahl steht uns nicht mehr offen«, antwortete sie. »Ich bin mir nicht ganz sicher, weshalb Daeva beschloss, diesmal die Bücher mit hineinzuziehen. Aber er hat es getan, und unsere freie Entscheidung erlosch in dem Moment, als er Ghend befahl, Althalus anzuheuern, Deiwos' Buch zu stehlen. Jetzt müssen wir die Sache zu Ende führen und abwarten, was
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