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Althalus

Althalus

Titel: Althalus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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geschieht.«
     

42
     
    Es war einmal an einem Tag im Spätsommer, dass Althalus der Dieb und sein kindlicher Begleiter kühn das bewaldete Gebirge von Arum emporritten. Der sanfte Gesang des Dolches geleitete sie, und Althalus' Herz war voller Glück, denn er war in einen Umhang aus prächtigem Pelz gewandet.
    Und eines goldenen Morgens gelangten sie zu einer Schenke am Weg, wo sie einkehrten, um sich von den Mühen ihres Rittes mit Speis und Trank zu erquicken. Sie traten in eine Gaststube mit niedriger Bohlendecke, hell von der strahlenden Morgensonne, ließen sich an einem feingearbeiteten Tisch nieder und riefen dem Wirt zu, ihnen den hellen, schäumenden Met zu kredenzen, und der Gesang des Dolches umschmeichelte ihre Ohren.
    In seiner immer währenden Wachsamkeit ließ Althalus die Blicke schweifen, und siehe da, an einem Tisch an der anderen Stubenseite gewahrte er ein bekanntes Gesicht. Verwundert war Althalus der Dieb, denn so sehr er sich mühte, vermochte er sich nicht zu entsinnen, weshalb dies Gesicht ihm dermaßen vertraut deuchte oder woher er es kannte. Lang und schwarz und fettig waren die Haarsträhnen des Fremden, tiefliegend und brennend seine Augen. Der neben ihm saß und sein Weggefährte zu sein schien, der war ein kleiner Mann mit verschlagener Miene und kriecherischem Gebaren.
    Und wisset, auch andere weilten an diesem Ort. Freundlichen Tones sprachen sie von einem gewissen Stammeshäuptling in Arum, der im ganzen Lande nicht sehr liebevoll »Gosti Fettwanst« genannt ward.
    »Wahrhaftig hab ich schon von ihm gehört«, sprach Althalus, »doch verwundert's mich, dass ein Häuptling, und wäre er noch so unbedeutend, sich so nennen ließe, denn ein solcher Name spricht von gar wenig Achtung.«
    »Es ist nur eine von Gostis Eigentümlichkeiten, Wanderer«, entgegnete einer von jenen, die diesen goldenen Morgen untätig in der Schenke verstreichen ließen. »Recht hast du, dass eine solche Schmähung jeden anderen Stammeshäuptling von Arum in seiner Ehre beleidigen würde, doch Gosti trägt seinen Wanst voller Stolz und prahlt sogar damit, dass er seine Füße seit Jahren nicht mehr
    schauen kann.« Belustigt schien der Sprecher und seine Augen zwinkerten voll gutmütigem Frohsinn. »Man erzählt sich, dass er über alle Maßen reich ist«, sagte Althalus der Dieb, stets auf eine lohnende Gelegenheit bedacht. »Reich ist ein armseliges Wort für Gostis Schätze«, warf ein anderer Gast ein. »Verdankt er sie der glücklichen Entdeckung einer Goldmine?«, erkundigte Althalus sich hoffnungsvoll.
    Da lachte ein weiterer Gast, während der Gesang des Dolches leiser wurde. »Nein, Wanderer«, sprach der Mann. »Nicht auf den Stamm Gostis lächelte die Glücksgöttin, obgleich mir scheint, dass einstmals doch ein Hauch ihres Lächelns über ihn huschte. Vor wenigen Jahren stieß ein Wanderer in den Bergen auf eine Ader feinsten Goldes. Doch der Wanderer war ein Dummkopf, denn er sprach lang und breit und laut über seinen glücklichen Fund zu vielen anderen in vielen Schenken, wo guter schwerer Met zu haben ist. Und die Kunde von seiner Entdeckung verbreitete sich rasch in den Landen der Arumer. Viele brachen auf, in den Bergen ihr Glück zu suchen.«
    Und verwundert blickte Althalus der Dieb.
    »Es ist eine gar einfache Sache, Wanderer«, warf ein weiterer Gast in der Schenke am Weg ein. »Vor wenigen Jahren fiel des fetten Gostis Vater in einer Stammesfehde, und so wurde Gosti Häuptling. Gar manche zweifelten an seiner Eignung, doch Galbak, Gostis Vetter väterlicherseits -ein riesenhafter Mann mit dem Wesen eines zornigen Bären -stand Gosti hilfreich zur Seite. So erwogen sie wohlweislich, ihre Zweifel für sich zu behalten. Schlechthin wird angenommen, dass Männern von gewaltigem Umfang bloss geringer Verstand zu Eigen ist, doch trifft dies nicht auf Häuptling Gosti zu. Das Heim seiner Väter erhebt sich am Ufer eines tosenden Flusses, der so wild ist, dass man sagt, er könne einem Menschen selbst den Schatten entreißen. Und niemand ist so mutig -oder so töricht -, auch nur zu versuchen, diesen Fluss zu durchqueren, obgleich es in beiden Richtungen fünf Tage beschwerlichsten Weges zur nächsten Furt sind. So erdachten der schlaue Gosti und der riesenhafte Galbak den Plan, eine Brücke über den reißenden Fluss zu errichten und eine hohe Maut für die Überquerung des wilden Wassers zu fordern. Anfangs brachte es ih nen nur Kupfermünzen ein, doch nach der Entdeckung des Goldes in den

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