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Althalus

Althalus

Titel: Althalus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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»Welches Gewerbe betreibst du denn?« »Ich bin Dieb«, gestand Althalus, »und eine Stadt voll einfältiger Reicher käme für einen wirklich guten Dieb dem Paradies gleich.« »Ich wünsche dir das Allerbeste, Fremder. Ich war nie ein
    Freund der Senatoren, die ihre Zeit damit verbrachten, sich neue
    Möglichkeiten auszudenken, mich in den Tod zu befördern. Aber sei
    vorsichtig, wenn du in die Tieflande kommst! Die Senatoren er kaufen
    sich ihren Sitz in dieser hochvornehmen Runde, und das bedeutet,
    dass sie reich sind. Und reiche Senatoren erlassen Gesetze, die
    Reichen zu schützen, nicht die gewöhnlichen Bürger. Falls du in
    Deika beim Stehlen gefasst wirst, musst du mit dem Schlimmsten
    rechnen.«
    »Ich werde nie gefasst, Sergeantgeneral«, beruhigte ihn Althalus, »denn ich bin der beste Dieb auf der ganzen Welt, und was noch besser ist: Kein anderer Dieb ist so vom Glück begünstigt wie ich. Wenn nur die Hälfte der Geschichte wahr ist, die ich soeben hörte, scheint das Deikanische Reich vom Glück verlassen zu sein, während es mich mit offenen Armen empfängt. Solltest du die Gelegenheit bekommen, auf den Ausgang meines Besuchs in Deika zu wetten, dann setz auf mich, denn in einer Lage wie dieser kann ich nicht verlieren.«
    Mit diesen Worten leerte Althalus seinen Becher, verbeugte sich vor den Gästen in der Schenke und machte sich frohgemut auf den Weg zu den Wundern der Zivilisation.

 

1
     
    Althalus der Dieb verbrachte zehn Tage auf der Straße, die aus den Bergen hinunter nach Kagwher führte, ehe er die Reichsstadt von Deika erreichte. Als er die Ausläufer des Gebirges verließ, kam er an einem Steinbruch vorüber, wo Sklaven unter der Knute ihrer Aufseher ein jämmerliches Dasein fristeten und mit schwerem Bronzewerkzeug mühsam Kalksteinblöcke aus dem Berg sägen mussten. Althalus hatte natürlich schon von Sklaverei gehört, nun aber sah er diese Menschen zum ersten Mal mit eigenen Augen. Während er hinunter zu den Ebenen von Equero wanderte, unterhielt er sich in Gedanken mit seiner Glücksfee über diese Angelegenheit und beschwor sie eindringlich, alles zu tun, dass er niemals Sklave wurde, wenn sie ihn wirklich liebte.
    Die Stadt Deika lag am Südufer eines großen Sees in Nordequero. Sie war noch prachtvoller als in den Geschichten, in denen ihre Schönheit und ihr Prunk gepriesen wurden. Eine hohe Mauer aus ebenmäßig bearbeiteten Kalksteinblöcken umgab die Stadt, und auch die Häuser waren allesamt aus Stein.
    Die breiten Straßen Deikas hatte man mit Platten ausgelegt, und die öffentlichen Gebäude strebten dem Himmel entgegen. Wer sich in dieser Stadt für bedeutend hielt, trug ein prunkvolles Linnengewand, und zur Kennzeichnung wies jedes Privathaus eine Statue seines Besitzers auf, die meist jedoch so schmeichelhaft war, dass sie kaum Ähnlichkeit mit ihrem Vorbild besaß.
    Althalus trug Grenzlandkleidung, die ihm viele abfällige Blicke Vorübergehender einbrachte, während er den Prunk der Reichsstadt bewunderte. Nach einiger Zeit hatte er genug davon. Er suchte und fand ein Viertel, wo die Menschen auf den Straßen schlichtere Kleidung trugen und nicht hochnäsig auf ihn herabschauten.
    Schließlich entdeckte Althalus eine Fischerschenke am See. Er kehrte dort ein, nahm unauffällig Platz und hielt die Ohren offen, denn überall auf der Welt spinnen Fischer gern ihr Garn. Während die teerverschmierten Männer rundum sich über ihr Tagewerk unterhielten, nippte Althalus sauren Wein und lauschte.
    »Ich glaube nicht, dass ich Euch hier schon mal gesehen habe«, wandte einer der Fischer sich höflich an den neuen Gast.
    »Ich bin fremd hier«, gab Althalus zu.
    »Ach? Woher kommt Ihr?«
    »Aus den Bergen. Ich bin heruntergestiegen, um mir die Zivilisation anzuschauen.« »Und, was hältst du von unserer Stadt?«, fragte der Mann jetzt kumpelhafter.
    »Sie ist sehr beeindruckend. Ich bin fast so angetan von Deika, wie einige der Reichen hier von sich selbst angetan zu sein scheinen.«
    Ein Fischer lachte herzlich. »Ich nehme an, das war in der Gegend des Forums.«
    »Wenn es der Stadtteil mit den vielen prunkvollen Bauwerken ist, wird es wohl dort gewesen sein. Aber ich möchte nichts damit zu schaffen haben.«
    »Dir haben unsere reichen Herren nicht gefallen?«
    »Jedenfalls nicht so sehr, wie sie sich selbst gefielen. Leute wie wir sollten ihnen aus dem Weg gehen, denn früher oder später ist unser Anblick schädlich für ihre Augen.«
    »Wie meinst du das?«,

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