Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Altoetting

Altoetting

Titel: Altoetting Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sobo Swobodnik
Vom Netzwerk:
schließlich »vorerst kein Tatverdacht« mehr. Trotzdem wurden alle zusammen auf dem Bürgersteig verhört. Auch die Laienspieler. In den Laienspielköpfen geisterten jetzt, provoziert von den dringlichen Beamtenfragen, die naheliegendsten Gedanken umher. Und die hatten zwar mit den Passionsspielen zu tun, aber nichts mit den bevorstehenden Proben. Der Zusammenhang von Mutschlers Tod mit den anderen Judassen konnte nun nicht mehr geleugnet werden. Der Zusammenhang mit den Altöttinger Passionsspielen und deren von wem auch immer angestrebten Verhinderung, lag ebenfalls offen auf der Hand. Man zeigte sich kooperativ und beteiligte sich gerne an den Spekulationen.
    »Wenn der Mutschler sich nicht freiwillig zwischen die Schalungstafeln gelegt hat, wer hat ihn dann dazu gezwungen?«, hat ein Kriminalbeamter die Gedanken in Worte gefasst und in die Runde der Schaulustigen geworfen, als ob von da eine Antwort zu erwarten gewesen wäre. Der Grund war vielleicht aber auch nur, die eigene Unwissenheit schnell loszuwerden, bevor die fehlenden Antworten zu sehr belasteten.
    »Wer macht so was?«, prallte es von hinter den Absperrbändern wie ein Return im Tennis zurück. Also wurde die Frage mit einer Gegenfrage beantwortet und von da aus war nirgends eine Antwort in Sicht. Höchstens weitere Spekulationen.
    »Gut, dass der Zeiler als Zimmermann vom Dach fällt, könnte noch hinkommen«, spekulierte der Spielleiter Niederbühler, noch immer die schluchzende Zeller Froni im Arm, weiter. »Dass der Granz als Milchfahrer verunglückt, ist auch im Bereich des Möglichen. Wenn auch die Art und Weise doch sehr ungewöhnlich war. Aber dass den Mutschler als Penny-Verkäufer ein zufälliger Tod im Beton ereilt, ist doch eher ausgeschlossen, nicht wahr?«
    Die Folge war einhelliges Kopfnicken aller, einschließlich der Kriminalbeamten, und eine sofortige Bestätigung von Frau Gaby Mand.
    »Genau, Sepp, weil zwischen die Schalungstafeln gerät man nicht einfach so, schon gar nicht als Pennymarkt-Verkäufer.«
    Wieder Nicken und erneut der Spielleiter Niederbühler:
    »Um zwischen die Schalungstafeln zu geraten, muss man zunächst aufs Gerüst steigen.«
    »Richtig«, hat Pater Manuel sich jetzt eingeschaltet und zum Mehrzweckhallenrohbau hinaufgeschaut. Ob er da auch Farben, Aura und alles gesehen hat, keine Ahnung. Gesagt hat er zumindest: »Mitten in Altötting ist es unmöglich, dabei nicht gesehen zu werden, zumindest tagsüber.«
    »Hat jemand?«, fragte ein Kriminalbeamter. Als niemand antwortete, noch einmal: »Hat jemand den Mutschler gesehen?«
    Einhelliges Kopfschütteln und dann hat Gaby Mand die Schlussfolgerung gezogen: »Bleibt nur nachts.« 
    Jetzt haben sich alle angeschaut, dann wieder zum Mehrzweckhallenrohbau hinauf, dann zur Schuhsohle, zuletzt verlieh Niederbühler als Sprachrohr aller dem Gedanken Worte:
    »Aber was macht der Mutschler nachts auf dem Gerüst des Mehrzweckhallen-Rohbaus?«
    Das war die Frage, die selbst die Mühldorfer Kriminalpolizei jetzt vor Ort nicht beantworten konnte. Irgendwie musste Mutschler jedenfalls da hinaufgekommen sein, um von da wieder hinunterzufallen.
    »Vielleicht war er aber auch schon vorher tot und ist erst danach zwischen die Schalungstafeln geraten«, hat die Zeller Froni erneut aus Niederbühlers Ärmel heraus geschluchzt.
    Na ja, für die Klärung dieser Fragen gibt’s dann ja auch das Gerichtsmedizinische. Die können so etwas exakt ermitteln. Also, Todeszeitpunkt, Todesursache und einiges mehr, was mit dem Tod vom Mutschler zu tun haben könnte. Seitsam war auch noch, dass Mutschler mit nacktem Oberkörper im Beton gefunden wurde. Er hatte kein Hemd oder einen Pullover an. Beides wurde auch nicht gefunden. Auf der ganzen Baustelle nicht. Sogar die ganze Mauer, in der Mutschler gelegen hat, zirka zehn auf fünf Meter, haben die von der Spurensicherung auseinandergeklopft. Das war eine Schweinearbeit. Aber kein Hemd und kein Pullover waren zu finden. Natürlich hätte es sein können, dass Mutschler auch ohne Hemd und Pullover auf dem Gerüst war. Das Wetter hätte es erlaubt. Es waren lauter warme Frühlingsnächte in der letzten Zeit.
    »Unwahrscheinlich!«, hat Manuel gesagt. Und der Spielleiter Niederbühler griff den Gedanken sofort auf und spann ihn weiter: »Viel wahrscheinlicher ist, dass jemand das Hemd oder den Pullover vom Mutschler irgendwo anders beseitigt hat.«
    Mit »quasi Spurenbeseitigung!« hielt Frau Gaby Mand Niederbühler die Stange.
    Also hat die

Weitere Kostenlose Bücher