Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Altoetting

Altoetting

Titel: Altoetting Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sobo Swobodnik
Vom Netzwerk:
dem Granz. . .«, und wieder Arno dazwischen: ». . . liiert!«
    Dann wurde wie ein Pingpongball die Bemerkung »und du warst mit dem Granz befreundet« von Plotek abgefeuert. Arno hat den Ball aufgenommen und zurückgeschleudert.
    »Was heißt hier befreundet, wie man sich eben so kennt.«
    Die Einfühlsamkeit von Plotek war dahin und der hängende Kopf vom Arno wieder aufgerichtet.
    »Und mit dem Mutschler auch?«
    »Was soll das?«, fragte Arno, plötzlich wieder wie mit einem Stock im Rücken.
    »Und dem Zeiler?«
    »Auf was willst du hinaus?«
    »Auf nichts, ich will nur wissen, ob ihr befreundet wart?«
    »Ja!«
    »Alle gleich alt?«
    »Ich glaube, ja!«
    »Alle in derselben Klasse?«
    »Ja!«
    »Alle in der Theatergruppe?«
    »Ja!«
    »Alles klar!«
    Das war das Ende des Schlagabtauschs. Arno hat nur noch verständnislos gefragt: »Was soll das?«
    »Samstag bist du fällig!«
    »Was?«
    »Denk darüber nach, du kommst von alleine drauf.«
    Dann ist Arno wieder zusammengefallen und Plotek ist gegangen.

    Das war wieder typisch Plotek. Zuerst hatte er überhaupt kein Interesse an den Altöttingern und dann biss er sich richtiggehend fest an deren Schicksalen. Das war der Plotek’sche Ehrgeiz sozusagen. In Ploteks Kopf waren nur noch die ungeklärten Todesfälle. Selbst für die Geschwülste, die Tumore und alles war da jetzt kein Platz mehr. Für die Premiere sowieso nicht, höchstens in Bezug auf Arno und die Fälligkeit. Für Plotek war ohne lange nachzudenken klar, Mutschler, Granz, Zeiler und Arno waren auf der einen Seite, Annegret Topf, Pater Franz und der Mörder auf der anderen. Dazwischen lagen der Bankraub und ein Informationsvakuum aus Frau Zeller, dem Fremdenverkehrsdirektor, dem Ersten Bürgermeister Brunner, Pater Manuel und Gaby Mand. Darum herum lauter Statisten und Geheimnisse und die Erkenntnis, dass es letztendlich jeder gewesen sein könnte. Vielleicht sogar auch mehrere, quasi Trittbrettfahrer in Sachen Mord.
    Logik war noch nie Ploteks Stärke gewesen. Immer, wenn er etwas logisch anfangen wollte, wusste er nicht wie. Also, alles in einen Topf schütten und dann die Teile nacheinander herausfischen, aneinanderlegen, bis ein Bild daraus wird. Oder auch nicht, egal. Auf jeden Fall immer wieder das tun, was keiner erwartet, so dass die Verwirrung der anderen größer ist als die eigene Unkenntnis. Das war Ploteks Prinzip. Anschließend eine Hypothese aufstellen und mit ein wenig Glück zappelt der Täter im Netz. Theoretisch. Praktisch war das natürlich kein Honigschlecken.
    Jetzt brauchte Plotek zunächst einmal Abstand. Er musste durchatmen und seine Gedanken sortieren. Entspannen und alles noch mal analysieren. Er musste die Puzzleteile alle mit dem Motiv nach oben legen.
    Die größte Entspannung für Plotek war, neben Fürstenhochzeiten und Staatsbegräbnissen, mit dem Auto einfach planlos durch die Gegend zu fahren. Natürlich ist das eine Umweltverschmutzung und alles, aber dennoch kamen ihm dabei die besten Ideen. Einfach umherfahren, ohne Ziel und ohne Ankommenmüssen, quasi einfach drauflos. Das war für Plotek entspannend und gleichzeitig kreativ. Also hat er sich einen Mietwagen besorgt und Gas gegeben. Bei 4000 Mark Gage durfte es auch ein größerer sein. Bei der Inter-Rent-Vermietung war ganz neu im Angebot der Z3, BMW, schwarz, 322 PS. Am Tag hat der 272 Mark gekostet. Das war nicht billig, aber erstens hat Plotek ihn nur für ein paar Stunden gebraucht und zweitens sind Ideen eben nicht umsonst zu haben. Die Entspannung auch nicht. Kaum saß Plotek im Ledersitz, fühlte er sich schon wie James Bond.
    Er ist über die Landstraße gebrettert, vorbei an Kühen, Feldern und Kartoffeläckern. Das Verdeck war offen und im Radio spielte Unterhaltungsmusik. Gedanken kommen, Gedanken gehen. Das ist das Schöne beim Fahren. Plotek wird dabei durchlässig wie ein Teesieb, wie eine Membran, theoretisch jetzt. Aber praktisch hat sich doch belastende Erinnerung aufgedrängt bei so viel vorbeifahrendem Land. Der Geruch nach Wiesen, Gras und Kuhmist. Lauterbach kam ihm in den Sinn, die Kindheit, und sofort waren die Kopfschmerzen wieder da. Immer wenn Plotek sich an seine Kindheit erinnerte, spürte er ein Stechen im Hirn wie von Messern. Egal
    »Die Passionsspiele sind vom Fußball gar nicht so weit weg«, hat der Beamte gesagt, und der andere hat sich mit »Jaja, der Ball ist rund und ein Spiel hat 90 Minuten« ganz besonders klug gegeben.
    »Und dennoch ist das Wichtigste der

Weitere Kostenlose Bücher