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Altoetting

Altoetting

Titel: Altoetting Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sobo Swobodnik
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vertauschte Rollen. Er erzählt und Plotek hört zu. Wo er doch leiden müsste und Plotek ihn wieder aufbauen. Also hat er sofort den Spieß umgedreht, weil sich das eigene Schicksal eben nicht lange verdrängen lässt. Er hat wieder einen Rücken wie einen Katzenbuckel gemacht und nonverbal signalisiert: Jetzt bist du dran. Natürlich verstand Plotek sofort. Auch ohne dass er Undercoverermittler war, hatte er trotzdem ein Gespür für die fremde Psyche.
    »Na los, wo liegt das Problem?«, hat er mit einer Stimme, so sanft, dass es fast schon wieder bedenklich war, gefragt.
    Das war das richtige Stichwort. Arno griff sofort in die Sakkotasche und zückte das Handy. Wie schon gesagt – der Hort allen Übels. Dann hat er eine Nummer eingetippt und Plotek das Gerät wortlos in die Hand gedrückt.
    Plotek hat sich das Handy ans Ohr gehalten. Zuerst dachte er noch, falsch rum, beziehungsweise, wo ist denn hier die Muschel, weil er nichts hörte. Plotek ist eben mit Handys so vertraut wie mit Beziehungen, beides eine einzige Bankrotterklärung. Aber dann war das Handy doch richtig rum, weil er zuerst ein leises Schnaufen, dann eine Stimme gehört hat, verstellt, gehaucht und irgendwie bekannt:
    »Samstag bist du fällig!«
    Sonst nichts. Kein Schnaufen mehr, nur noch piep.
    Ja, verdammt, das war doch die Stimme von – genau, »Verschwinde«. Ja. Und während Plotek noch immer beim Stimmenabgleich war, kam wieder ein Piep und noch eine andere Stimme.
    »Ruf mich zurück, es geht um die Sache mit dem Zeller. Dringend!«
    Die Stimme kam Plotek auch bekannt vor. Es gab keinen Zweifel, das war der Erste Bürgermeister von Altötting, also Arnos Vater. Und alle beide waren auf dem Anrufbeantworter. Danach kam nicht mal mehr ein Piepen.
    »Samstag ist Premiere!«, hat Plotek gesagt und zwischen den Worten eine bedeutungsschwere Pause gelassen. Das Handy wurde nicht auf den Tresen gelegt, sondern zurück in die Tasche gesteckt. Sicher zur Strafe. Arno schaute dabei, als ob er jetzt schon tot wäre.
    Dann wieder Schweigen. Zwei Männer schweigend am Tresen, oder wer als Erster spricht, hat verloren. Blödes Spiel, dachte Plotek und fing an.
    »Du willst, dass ich dir helfe?«, hat er in die Stille hinein gefragt.
    Arno hob leicht den Kopf, nickte und ließ den Kopf noch tiefer sinken. Jetzt schaltete Plotek wieder um und gab ganz den Einfühlsamen. Also hat er wieder den anderen Teil von sich aktiviert. Zuerst versuchte er, Arno zu beruhigen, nach der Devise: Das Problem erst mal herunterspielen.
    »Sicher nur ein übler Scherz!«, hat er gesagt und geschmunzelt, als ob Lachen die einzig legitime Reaktion wäre. »Du weißt doch, wie so was zustande kommt. Ja, irgendein Bubenstreich, und jetzt lachen sie sich kaputt. Also, komm schon, Kopf hoch und Schwamm drüber.«
    Na ja, das war natürlich nicht so erfolgreich wie gedacht. Also nichts mit Ignorieren und zurück zur Tagesordnung. Im Gegenteil, Arno ließ den Kopf noch weiter hängen und seine Psyche rutschte ganz in den Keller.
    »Du glaubst doch nicht wirklich, dass . . .«
    Arno hat genickt und das Gesicht in tiefe Falten gelegt.
    »Tja . . . dann . . . dann . . . wer. . . wer könnte denn . . .?«
    Kurzes Schulterzucken von Arno und ein stierer Blick.
    »Hm . . . schwierig . . . schwierig . . .«, tat Plotek so, als ob er sich den Kopf zerbrechen würde. Er hat ebenfalls tiefe Falten in sein Gesicht mit aufgenommen, so dass es aussah, als ob sich zwei Männer brütend über ein und dasselbe Problem hermachen wollten. Natürlich hat Plotek nicht darüber nachgedacht, wer hinter der Drohung gegen Arno stecken könnte, weil das für ihn ohnehin klar war.
    Plotek interessierte vielmehr, was Granz, Zeiler, Mutschler und Annegret Topf miteinander zu schaffen hatten. Und vor allem, wie er jetzt Arno dazu bringen konnte, ihm das zu erzählen.
    »Vielleicht. . . jaja . . . vielleicht liegt der Hund in der Vergangenheit begraben?«
    Jetzt hat Arno geschaut, als wollte er fragen: Welcher Hund?
    »Sag mal, der Mutschler und der Zeiler, die waren doch befreundet?«
    Nicken von Arno.
    »Von Kindesbeinen an, oder?«
    Wieder Nicken.
    »Und der Granz auch?«
    Nicken.
    »Und der Granz und die Annegret?«
    Arno hat jetzt nicht mehr genickt. Dafür hatte er einen Blick im Gesicht wie vom Hund gebissen. Dann kam eine ganz lange Pause, als müsste er sich erinnern.
    »Die Annegret war. . .«, fuhr Plotek fort und wurde von Arno sofort mit ». . . eine blöde Kuh!« unterbrochen.
    ». . .und mit

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