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Altoetting

Altoetting

Titel: Altoetting Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sobo Swobodnik
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Heldentat auf Abschreibungsbasis. Da werden Helfende zu Tätern an den Opfern, hat Plotek behauptet. Natürlich war das auch ein Holzweg, aber egal. Andererseits, wo Plotek eine Meinung hatte, da rückte er nicht ab. Das war dann Dummheit und väterlicher Starrsinn in einem.
    Also ist er jetzt klammheimlich von der Bühne und raus aus der Tränentriefzone. Er brauchte Abstand. An eine Fortsetzung der Probe war natürlich nicht mehr zu denken, wegen der Ausnüchterung von Arno, der Zerstreuung der Vorwürfe von Niederbühler und dem Getratsche der anderen. Gaby Mand widmete sich vor allem dem Zweiten. Man ist den Eindruck nicht losgeworden, dass bei ihr eine gewisse Genugtuung nicht zu verbergen war. Immer wenn es Niederbühler schlecht ging, hat Gaby Mand an Oberwasser gewonnen. Da ist die richtig aufgeblüht. Endlich konnte sie zeigen, was sie konnte oder gelernt hatte. In Fürsorge und Hilfeleistungen war die professionell ausgebildet. Und in Verknüpfung mit der heimlichen Liebe wurde das fast schon zur Erfüllung. Frau Gaby Mand ist nämlich noch nie vom Partnerglück heimgesucht worden. Sie war also eine alte Jungfer – abfällig gesprochen jetzt. Deshalb war bei ihr die Sehnsucht mit zunehmendem Alter ansteigend. Im Prinzip hatte die Vorsitzende vom Altöttinger Passionsspielverein ein großes Herz und ein ebenso großes Beschützerbedürfnis. Manchmal ging das so weit, dass das, was die Mand als zuvorkommend empfand, für Niederbühler schon wieder belastend war. Dann gab es heftige Auseinandersetzungen und tagelangen Trotz. Der größte Streit war aber immer, wenn Niederbühler mal wieder glaubte, die Zeit sei stillgestanden. Alles wäre noch so wie früher. Er wäre kein alter Knacker und die Jungen hingen noch immer fasziniert an seinen Lippen. Anschließend dann Flirten auf Altenschein, quasi Senilitätsbonus oder Einsehen mit dem alten Deppen. Obwohl, manchmal war sogar mehr dran, als das Gerücht weismachen wollte. Ja, Granz zum Beispiel war öfters bei Niederbühler gesehen worden. Auch abends und spätnachts. Was die beiden da miteinander zu schaffen hatten, wollte niemand wissen. Aber dass die beiden da was miteinander zu schaffen hatten, konnte man vermuten, weil es sonst ja kein so großes Aufsehen gegeben hätte und keine so angestrengte Heimlichtuerei.

    Plotek hat sich von der Bühne davongeschlichen und ist auf direktem Wege zu Pater Martin, weil ihm plötzlich eine Idee kam. Auch ohne Autofahren, quasi Trickitracki, also über den Rücken von hinten durch die Brust ins Herz. Natürlich konnte Manuel nur mit dem Guardian Martin geknackt werden. Das ist einfach so bei absolutem Glauben und absoluter Hörigkeit. Pater Manuel war empfänglich für beides. Plotek ging also zur Klosterverwaltung, weil da auch das Büro vom Guardian ist. Aber nur der Sekretär, ein Klosterbruder, war da. Der Guardian wäre zu Tisch, hat es geheißen, im Zwölf Apostel .
    Und tatsächlich, Pater Martin saß vor einer Schweinshaxe, einer riesigen Portion Sauerkraut und Semmelknödel in der Gaststube vom Zwölf Apostel . Daneben stand ein Glas Bier von der Altöttinger Hell-Brauerei. Das ist wieder ein Klischee jetzt, denkt man, ein Klosterpater hat rund zu sein, mit Schmerbauch, rotwangig und immer schwitzend. Aber im Fall vom Pater Martin war das absolut zutreffend. Pater Martin war rund, hatte einen Schmerbauch, war rotwangig und jetzt auch schwitzend. Der Grund war natürlich die Haxe, das Sauerkraut und die Knödel. Die Lieblingsspeise vom Guardian.
    »Hausgemacht!«, wie Bruder Martin mit Kussmund die Spezialität Plotek gegenüber noch unterstrich.
    Wie gesagt, den leiblichen Genüssen gegenüber war er durchaus aufgeschlossen. Plotek dagegen hatte vom Sauerkraut langsam die Schnauze voll. Allein der Anblick bereitete ihm Unbehagen. Der Geruch Magengrummeln. Aber trotzdem war das ein interessanter Ansatzpunkt. Es ist ihm ganz spontan eingefallen.
    »Ich hab’s gewusst!«, hat Plotek gesagt und auf das »Was«? von Pater Martin gewartet.
    Das kam, zwar nicht sofort, nein ziemlich spät, aber es kam. Der Grund für die Verzögerung war der volle Mund und ein gewisses klösterliches Benehmen. Das konnte der Guardian aber nicht allzu lange durchhalten, wegen der zu großen Neugier. Er hat also, noch mit halb vollem Mund, endlich »Was?« hervorgestoßen.
    Aber nicht nur das Wort und die drei Buchstaben sind Plotek in hohem Bogen entgegengekommen. Nein, auch Sauerkrautfetzen und Schweinshaxenbröckelchen. Und dann

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