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Altoetting

Altoetting

Titel: Altoetting Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sobo Swobodnik
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richtiggehend Gewissensbisse bekommen. Deshalb hab ich auch die Zettel verfasst und den Anruf gemacht. Ich konnte nichts sagen. Ich durfte nichts sagen. Aber ich wollte doch Schlimmeres verhindern. Die Froni hat alles abgestritten und nicht mehr mit mir geredet. Unverschämtheit!‹, hat sie gesagt und ›Du spinnst ja, ich bin doch keine Mörderin!‹ Also hab auch ich nicht mehr daran geglaubt. Das war ein Fehler! Weil, sie war es nämlich doch. Auch das mit dem Banküberfall war sie. Es ging da nicht um Geld, sondern darum, dass der Mengele als Jesus ausfällt, damit Sie, Plotek, einspringen und folglich dem Arno nichts anderes mehr übrig bleibt, als den Judas zu spielen, und dann . . .«
    »Falsch gedacht!«, hat Plotek jetzt gesagt, so dass Manuel plötzlich verstummt ist. »Da haben Sie falsch gedacht, Pater Manuel, genauso wie ich falsch gedacht habe. Froni hat nur den Mutschler auf dem Gewissen und den Bartholomäus jetzt, ja, den Bankraub auch noch, aber den Zeiler nicht und den Granz auch nicht. . .«
    »Aber wer dann?«
    Jetzt hat Plotek zur Gnaden-Kapellen-Decke hochgeschaut und mit dem Finger Richtung Himmel gezeigt.
    »Nein!«, hat Bruder Manuel gesagt.
    »Doch!«
    Froni wurde an den Füßen festgehalten und dann ist der Strick mit einem Messer durchtrennt worden. Dabei segelte aus dem Mariengewand ein Fotoschnipsel auf den Kapellenboden. Auf dem Schnipsel sah Plotek ein Gesicht und dachte, ein schöner Anblick und der Zeller Froni wie aus dem Gesicht geschnitten. Jetzt ist das Foto komplett, kam es Plotek in den Sinn, und er hat das Bild in Gedanken zusammengesetzt.
    Der Leichnam der Zeller Froni ist dann sofort ins Gerichtsmedizinische abtransportiert worden.
    Da wurde festgestellt, dass Froni schwanger ist. Im ersten Monat. Der Vater war zunächst unklar. Aber als dann Mutschlers DNA daraufhin untersucht wurde, war es eindeutig: Er war der Vater. Deshalb hatte Froni auch so auffällig an ihn hingeflirtet. Alles Berechnung. Froni wusste ganz genau, was sie wollte, und hätte es beinahe auch geschafft. Granz war tot, Zeiler, Mutschler und als Kollateralschaden auch der Bartholomäus. Einzig Arno war davongekommen. Ist das Glück, hat sich Arno gefragt und keine Antwort darauf gefunden im Zwölf Apostel , wo sich danach alle wieder eingefunden haben. Weil an Schlafen war jetzt natürlich nicht zu denken, sondern nur an die Zeller Froni, den Bartholomäus und wie das alles so kommen konnte.
    Arno hat dann einen entscheidenden Schritt zum Verständnis beigetragen, obgleich er selbst nichts davon glauben wollte. Je mehr Tequila und Bier Arno in sich hineinschüttete, umso mehr verstand Plotek. Quasi kausaler Zusammenhang. Nach dem zweiten Tequila hat Arno Plotek gegenüber eingeräumt, dass Granz, Zeiler, Mutschler und er damals vor 21 Jahren eine eingeschworene, unzertrennliche Clique gewesen waren. Nach dem dritten Tequila ist Arno Plotek immer näher gekommen – er ist ihm auf die Pelle gerückt. Was Plotek natürlich nicht so angenehm war, weil ihm menschliche Nähe ganz und gar unangenehm ist. Von Männern noch mehr als von Frauen. Aber auch von Frauen lieber nicht. Das Schlimmste für Plotek waren immer die Liebesszenen im Theater, aber auch privat. Ja, die körperliche Annäherung, mit Mundgeruch, talgigen Haaren, Körpergerüchen und allem. Plotek konnte seine eigenen Ausdünstungen schon nicht ausstehen, deshalb empfand er die Zumutung von anderen als noch schlimmer. Von Arno ging jetzt ebenfalls ein Mundgeruch aus. Arno stank wie ein Jauche- und Bierfass in einem. Ekelhaft. Plotek war aber an Arnos Offenbarungsbedürfnis mehr interessiert, als ihn der Geruch abgestoßen hätte. Deshalb entschied er sich fürs Aushalten. Arno, wie gesagt, gab nach dem dritten Tequila zu, dass alle vier, also inklusive ihn, scharf auf Annegret Topf gewesen waren. Dann erlitt er einen kurzen sentimentalen Anfall mit Schwärmereien in den grellsten Farben. Peinlich. Peinlich. Es kommt schon oft vor, durch den Alkohol noch verstärkt, dass ein wehmütiger Blick auf früher fällt. Das Vergangene wird dann, mit verrotzter Nase und tränenunterlaufenen Augen völlig verklärt. Alles, was Mist war, wird vergoldet. Nur noch das Gute wird zum Allerbesten und alles andere vergessen. Plotek war da anders. Plotek wollte immer alles vergessen. Die Kindheit, die Jugend, das Vorgestern und am allerliebsten gleich das Gestern mit. Aber vergiss es. Plotek war ständig mit demselben konfrontiert. Gibt’s auch oft, je

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