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Altoetting

Altoetting

Titel: Altoetting Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sobo Swobodnik
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verzweifelter man versucht, jemandem oder etwas aus dem Weg zu gehen, umso öfter prallt man direkt darauf. Plotek zum Beispiel war seine Familie schon lange völlig egal. Hat er zumindest immer gesagt, aber in Wirklichkeit war das ein großes Problem für ihn. Weil es nicht wirklich bewältigt war, nur krampfhaft verdrängt wurde. Bei jeder Gelegenheit war es mit einem großen »Hallo, da bin ich!« wieder da.
    Jetzt hat Arno also in den höchsten Tönen von Annegret Topf geschwärmt. Quasi 21 Jahre zu spät, weil 21 Jahre schon tot. Aber egal.
    »Ein Augenstern war sie. Augen wie ein Bergsee, dass man, wenn man hineingeschaut hat, nicht mehr losgekommen . . . hat man können . . . ist man davon . . . quasi Absturz in himmlische Tiefen.«
    Arno hat sich jetzt in peinlicher Poesie versucht. Ob es der Alkohol war oder doch nur die Rührseligkeit, keine Ahnung. Auf jeden Fall fuhr er mit der Hymne auf die Topf weiter fort.
    »Und einen Humor hat die, hat die gehabt, die Annegret, ständig war die immer am Lachen, wirklich ein heiteres Gemüt . . . so eines wirklich. Alles zusammen, also komplett hat die eine Ausstrahlung gehabt, die der. . . jeder von uns . . . alle einschließlich mir verfallen musste. Ohne Ausnahme und nichts . . . Und der Granz, der hat dann, hat das Rennen, hat es dann gemacht. Wir anderen . . . ohoh . . . frag nicht, waren wir. . . waren natürlich enttäuscht. Und wir, also Granz, nein Granz nicht, Mutschler, Zeiler und ich auch, wir sind dann auch auf, sind auf die Idee gekommen.«
    Arno ist jetzt von der Poesie zur Tequilasyntax geschwankt. Nach dem vierten und fünften Tequila erzählte Arno dann endlich vom Eingemachten. Aber mittlerweile so unverständlich, also nuschelnd und so nah, Plotek direkt ins Ohr, dass Plotek schon ganz genau hinhören musste, um Arno auch zu verstehen. Denn, was Arno erzählt hat, klang nicht nur unverständlich, sondern war vor allem auch noch schwer zu verstehen – also inhaltlich jetzt. Zumindest für Plotek.
    »Wir vier, vier Freunde also, du weißt ja. . . der Granz, Zeiler, Mutschler. . . und wer noch? Ach so, ja . . . ich, also wir waren . . . waren wir vielleicht katastrophale Schüler. . . waren wir! Mein lieber Herr Gesangsverein! Also, dann nur immer und immer wieder und nichts anderes als die Annegret im Topf. . . äh . . . Kopf. . . im Hirn da drin . . . und auch nur noch Dummheiten. . . Fußball, ja Fußball auch und alles . . . alles, was man sich denken kann . . . und nicht kann . . . aber auch, was Spaß macht. In der Theatergruppe dann, also du weißt schon . . . der Niederbühler hat da . . . aber egal. . . weil, waren wir. . . also wir Freunde, vier Freunde . . . waren wir auch nur wegen der Annegret. Mein lieber Schieber. . . die Unbegabtesten waren wir, alle auf einem Haufen. Aber die Schule, die Schule . . . meine Fresse . . . war die noch viel. . . war noch schlimmer. Deshalb hatten wir auch katastrophale Noten. . . alle Fünfen und Sechsen und Vieren, nicht eine einzige Zwei. . . Eins? Vergiss es. Also ist uns drei, also Granz . . . nein, Mutschler, Zeiler und mir, ist uns, nachdem sich der Granz die Annegret. . . hat er sich gekrallt. . . ist uns drei die Idee gekommen, dass die Annegret, die könnte doch vielleicht. . . weil. . . jaja, war ja auch verantwortlich für die Sechsen und Fünfen . . . indirekt war die verantwortlich . . . war die . . . natürlich, wer denn sonst? War verantwortlich für die Misere, die schulische Misere. Also haben wir gedacht, haben gedacht, die könnte doch dem Pater Franz, also unserem Lehrer, ja, für Zeichnen, Religion und noch was . . . genau Mathe . . . oh Gott. . . also, die könnte dem doch mal, so richtig könnte die dem doch auf den Zahn . . . könnte die dem doch fühlen, oder? Weil ein Pater, der war ja Klosterpater. . . und da ja Zölibat. . . also nix mit. . . du weißt schon und alles. Aber trotzdem, ja auch Gefühle müssen die haben und auch Bedürfnisse, oder? Und alles, was halt noch so dazugehört. Und wir, alle durch die Bank in Mathe . . . oh Gott! Alle auf einer, einer glatten Fünf, alle . . . und folglich extrem versetzungs-. . . also gefährdet. Der Granz, der Schisser, wollte zunächst nicht. . . wollte nicht so recht. . . aber. . . gibt’s ja Möglichkeiten . . . also erstens Gruppendruck und zweitens dann. . . ja, ist der Granz in Mathe auch auf einer glatten Fünf. . . ist der gestanden.
    Und die Annegret. . . nichts weiter als . . . sollte ja nur den Pater Franz, sollte den

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