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Altstadtfest

Altstadtfest

Titel: Altstadtfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Imbsweiler
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Selbstmörder benutzte einen Schalldämpfer, um den lieben Nachbarn am Sonntagmorgen nicht zu stören? Sie würden es dem Killer schon noch nachweisen. Für mich blieb hier nichts mehr zu tun. Ich verließ die Wohnung, lehnte die Tür aber nur an.
    Fischers Privatnummer war in meinem Handy gespeichert, und das lag im Mini. Ich bat Schwarz, die Polizei zu alarmieren. »Und fassen Sie bloß nichts an, verstanden?«
    Er nickte, eine gebogene Fluppe zwischen den Zähnen. »Ich setze da keinen Fuß mehr rein«, murmelte er. »Nie mehr!«
    »Ich mache mich jetzt auf die Suche nach dem Mörder«, sagte ich und reichte ihm meine Karte. »Hier, die Polizisten werden fragen. Ich melde mich von unterwegs. Richten Sie ihnen das aus, ja?«
    Stumm glotzte er auf die Karte. Die Haare fielen ihm fettig über die Ohren.
    »Hallo«, rief ich, »jemand zu Hause?«
    »Ja, ja«, nickte er hastig. »Ich mache alles, was Sie sagen.«

18
    Eine Zigarette hätte ich jetzt auch gut vertragen können. Als ich an Gertruds Steuer saß, wischte ich mir erst einmal den Schweiß von der Stirn. Es war immer noch Sonntagmorgen, immer noch lag die Stadt ruhig und verschlafen da. Aber ein Mann war gestorben. Und ein anderer auf der Flucht. Ich drehte den Zündschlüssel, hörte jedoch nur ein sanftes Schnurren.
    Zunächst glaubte ich, der Fehler liege bei mir. Eine zweite Drehung; immer noch nichts. Dann fielen mir Fattys Worte ein.
    »Verdammt, Gertrud«, fluchte ich. »Nicht jetzt!«
    Aber das honiggelbe Zuckerpüppchen setzte sich erst in Bewegung, nachdem ich beim Anlassen kräftig gegen das Radio gedrückt hatte. Mit dem Knie, wie Fatty es empfohlen hatte. Ich gab Gummi und hoffte, dass Gertrud das als Strafe auffassen würde.
    Auf dem Weg zurück in die Stadt wählte ich Kommissar Fischers Privatnummer. Er war wach und hatte gefrühstückt. Trotzdem hielt ihn das nicht davon ab, mir den Marsch zu blasen.
    »Was sind das für Alleingänge, Koller? Das hier ist kein Abenteuerspielplatz, verstehen Sie? Und warum rufen Sie nicht die Bereitschaft?«
    »Die ist informiert. Der Nachbar des Ermordeten müsste sich schon gemeldet haben.«
    »Müsste!«
    »Ja, wenn er nicht wieder über der Kloschüssel hängt. Schicken Sie mir bitte einen Streifenwagen zum Hotel Clara nach Neuenheim. Ich versuche herauszufinden, ob der Mörder auf seinem Zimmer ist oder was er vorhat.«
    »Und was soll ich tun, Ihrer Meinung nach? Die Sonntagszeitung lesen?«
    »Finden Sie heraus, wer dieser Klemm ist. Ob er zur Arischen Front gehört. Sobald ich was Neues über seinen Mörder weiß, melde ich mich bei Ihnen. Bis nachher.«
    Ich fuhr eben über die Czernybrücke. Einen Blick nach rechts, Richtung Südstadt, konnte ich mir nicht verkneifen. Irgendwo dort hinten musste jetzt eine Wolke heiligen Zorns in die Höhe steigen und ein Fluch durch die Rheinebene hallen: K - O - L - L - E - R  …!
    Als ich in die Kußmaulstraße einbog, schlug es Viertel vor zehn. Alles lag still und friedlich. Neue Omas mit neuen Hunden trippelten die Straße entlang, die Luft hatte sich erwärmt, ein schöner Herbsttag lag vor uns. Im Schritttempo rollte ich am Hotel Clara vorbei und hielt Ausschau nach dem Auto des Mörders. Aber weder am Straßenrand noch im Innenhof war der weiße Kadett zu sehen.
    Ich stellte Gertrud ab und betrat das Hotel. An der Rezeption saß ein Greis mit blank poliertem Schädel und vergnügte sich an den Horrormeldungen der Bild-Zeitung. Frisch gewienert auch die Messingaufsätze seiner Uniform, eine Uraltklamotte mit Fransen, Troddeln und Abzeichen. Hinter ihm an der Wand wartete die dazugehörige Mütze auf ihren Einsatz. Eine halbrunde Lesebrille mit Goldkettchen vervollständigte die imposante Aufmachung.
    »Guten Morgen, der Herr«, krächzte er, ohne die sonntägliche Busenparade aus der Hand zu legen.
    »Guten Morgen.« Ich fischte eine meiner großartigen Visitenkarten aus dem Geldbeutel und hielt sie ihm vor die Brille. »Ob Sie mir wohl eine Auskunft geben könnten?«
    Mit gespitzten Lippen las er, was auf der Karte stand. »Max Koller. Privatdetektiv.« Er nickte. »Sie standen in der Zeitung.«
    »Stimmt. Bei Ihnen wohnt, vermutlich seit einer Woche, ein Herr, der einen weißen Kadett fährt. Groß, schlank, hohe Stirn.«
    »Der Mann oder der Kadett?«
    Ich sah ihn an. Von einem Menschen seines Alters erwartete man keine Kalauer. Vielleicht war es auch gar keiner, jedenfalls verzog er keine Miene.
    »Könnten Sie mir sagen, wie dieser Gast heißt und wie

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