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Altstadtfest

Altstadtfest

Titel: Altstadtfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Imbsweiler
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Krankenwagen.«
    Sie schlang den Arm um meinen Hals, dass ich kaum noch Luft bekam. Nach zehn Metern fühlte ich ihre Lippen an meiner Backe, in der Hauptstraße summte sie mir einen Schlager ins Ohr. Auf dem Bismarckplatz meinte sie, sie müsse sich übergeben, es kam dann aber doch nichts.
    An einem schäbigen Altbau kurz vor der Autobahn ließ sie mich anhalten. Ich lehnte sie gegen die Haustür.
    »Schaffst dus allein?«
    »Du bist einsame Klasse«, hauchte sie.
    »Ich weiß«, sagte ich.

11
    Am Morgen nach diesem verrückten Mittwoch hatte ich über vieles nachzudenken. Selbst das Wetter leistete seinen Beitrag dazu. Es pladderte, als ich mich aus dem Bett quälte, es pladderte, als ich mir eine ganze Kanne Kaffee machte, und es sah nicht so aus, als würde es in den nächsten Stunden aufhören zu pladdern.
    Ich setzte mich an meinen kleinen Küchentisch, legte die Füße auf eine leere Bierkiste, trank Kaffee und starrte in den trüben Tag hinaus. Als Erstes fiel mir Greta ein, ausgerechnet. Wenn ich mich recht erinnerte, war ein Teil meiner Träume türkis gewesen. Dann dachte ich an Usedom, an Luigi und seinen Zwillingsbruder, an die zwei aus Buxtehude und die buschigen Brauen des seriösen Diplomaten. Auch Renate Urbans Pagenkopf zog an meinem inneren Auge vorbei. Ich bekam unbändige Lust, Nerius zu fragen, wann seine Frau Geburtstag hatte; vielleicht freute sie sich über einen Gutschein für einen Friseurbesuch?
    Vielleicht auch nicht. Mehr Kaffee, Max Koller!
    Erst nachdem ich sämtliche Begegnungen von gestern Abend durchdekliniert hatte, beschäftigte ich mich mit dem Frettchen. Wann würde der Kerl anrufen und wo würden wir uns treffen? Warum stand er, geldgierig, wie er war, nicht längst auf der Matte? Neun Uhr war vorbei. Gestern hatte er sich um halb eins gemeldet, in seiner Mittagspause vielleicht. Da konnte ich lange herumraten. Ich würde warten müssen. Mehr war nicht zu tun.
    Noch eine Tasse. Doch, ich konnte etwas tun: Kommissar Fischer informieren. Das Vertrauen, das mir der Polizist entgegenbrachte, war mit Vertrauen zu vergelten. Aber wenn sich der Kontakt zu dem Frettchen als kalte Spur herausstellte, stand ich blöd da. Und blöd dastehen wollte ich nicht, solange die Herren Greiner und Sorgwitz mit von der Partie waren.
    Nachdem ich dem Kaffee den Garaus gemacht hatte, blieb ich noch ein Weilchen sitzen. Mein Kopf schmerzte ganz passabel. So viel Frascati bin ich nicht gewohnt. Als ich mich eben entschlossen hatte, zu einem Entschluss über das weitere Vorgehen zu kommen, läutete das Telefon. Ich sprang auf. Das Nagetier! Los ging es mit dem Geldhamstern.
    Aber er war es nicht. Es war ein anderer meiner neuen Freunde.
    »Morgen, Herr Koller. Wollte mal hören, wie es Ihnen geht.«
    »Leidlich, danke. Sonst noch was?«
    »Warten Sie! Ich hoffe, Sie hatten wegen mir keine Unannehmlichkeiten gestern Abend.«
    »Keine was?«
    »Unannehmlichkeiten.«
    »Sie und Ihr Wortschatz, Herr Usedom! Falls es Sie interessiert: Petazzi hat Ihren Anschlag überlebt. Sein Leibwächter auch. Und dass der mich in seinen Pranken fast zu Mus zerdrückt hat, verbuchen wir unter den unvermeidlichen Kollateralschäden. So viel zu meinem Wortschatz.«
    »Das tut mir leid, wirklich.«
    »Ach was, meine Ohren bereiten mir größere Sorgen. Ich glaubte Sie gestern so verstanden zu haben, dass Sie Petazzi Ihre Verachtung ins Gesicht sagen wollten und nicht schütten. So kann man sich verhören.«
    »Ich weiß, dass meine Aktion albern war. Aber es kam von Herzen. Irgendeiner musste dieser Heuchelei ein Ende setzen.«
    »Das haben Sie geschafft. Für fünf Minuten etwa. Dann kam das Tiramisù, und schwupp, war Peter Müller vergessen.«
    »Wer?«
    »Peter Müller. So nannte sich der Attentäter laut Aussage eines anwesenden Privatdetektivs. Adresse unbekannt. Scheint ein bislang unentdeckter Nachwuchsdichter zu sein.«
    »Vielen Dank«, murmelte Usedom.
    »War mir ein Vergnügen. Tschüss.«
    »Moment!«, rief er. »Nicht so schnell. Ich würde Ihnen gerne mehr über Beatrice erzählen. Und über mich. Auch als Dank für Ihre Hilfe.«
    »Nichts für ungut, lieber Herr Usedom, aber für Vergnügungen fehlt mir die Zeit. Ich stecke immer noch in Ermittlungen, auch wenn es Ihnen schwerfällt, das zu akzeptieren.«
    »Ja, eben. Sie brauchen Informationen über Beatrice und ihren Vater. Die bekommen Sie von mir. Außerdem möchte ich Ihnen einen ausgeben. Wegen gestern. Sagen wir, um zwölf im Englischen

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