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Altstadtrebellen

Altstadtrebellen

Titel: Altstadtrebellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Giebel
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davon nur zehn Prozent sparen könnte, wie lange müsste er dann sparen, damit er auch nur einmal in seinem eigenen Land Urlaub machen kann?«
     
    Beleidigt, beleidigt, beleidigt.
     
    Das Ergebnis habe ich ihnen noch hinterhergeschickt, aber da waren sie, glaube ich, schon weg.
     
    Dann hatten wir noch ein befreundetes Ehepaar, das hat jetzt mir recht gut gefallen, aber wie es so ist, Isabella konnte mit ihm nicht. Er hatte einen leichten Hang zu etwas unappetitlichen Experimenten. Sie war laut eigener Aussage lesbisch, hat aber nie die Richtige gefunden und dann ihn kennen gelernt. So was gibt’s ja auch. Und er, na ja, eine gewisse schräge Schattenlage hat er schon gehabt. Aber eher inspirierend. Der nahm sich immer Themenmonate vor. Jeden Monat ein anderes Thema. In einem Monat war das Thema Gerüche dran. Die große Welt der Gerüche. Da kam es schon mal vor, dass er zu Isabella ging, seine Arme hob und meinte: »Unter der einen Achsel habe ich mich gewaschen, unter der anderen nicht, vergleich mal!«
     
    Das sind so Sachen, die mag Isabella vor dem Essen nicht.
     
    Und so ist uns nur noch dieses eine befreundete Ehepaar geblieben, die Müllers, aber das System hat funktioniert. Allgemeine Gespräche, politische Großwetterlage, habt ihr Das Parfum gesehen, habt ihr den Alchimisten gelesen, was habt ihr für einen Handytarif, essen, trinken, alle müde, auf Wiedersehen, Abend gerettet. Jawohl.
     
    Aber man kann eben nicht immer Fleischpflanzerl mit Kartoffelsalat machen. Also wälzte ich meine Kochbücher, riss mir ein ausgeklügeltes Menü raus, packte meine Einkaufstasche und ging los.
     
    Die größte Auswahl an Lebensmitteln gibt es in München auf dem Viktualienmarkt. Wenn die Auswahl groß ist, brauche ich grundsätzlich erst mal ein Bier. Und das ist der große Nachteil am Viktualienmarkt, denn mittendrin ist ein Biergarten. Weil es passieren kann, dass man dort Menschen kennen lernt und die Zeit vergisst.
     

Tauchkurs in Ägypten
     
    Natürlich gehe ich dort auch gern ins »Café Nymphenburg«. Da muss ich nur aufpassen, dass ich nicht gerade den Felix Zachmeier antreffe. Ein muskulöser Kerl, tätowiert, im schwarzen Muskelshirt, Goldkettchen, braun gebrannt, mit wilder blondierter Haarmähne. Ein Typ, kann man sagen, dessen beste Jahre eigentlich schon vorbei sein müssten, aber man weiß es nicht so genau. Wenn den »Zache«, wie er genannt wird, einmal die Redewut packt, dann kannst du nur noch zuhören: »Ich lass mich doch von so einem Sozialarbeiter nicht blöd anreden. Der Franz und ich, wir haben den Hänfling eiskalt in den Nebenraum geschleppt und am Stuhl festgebunden. ›Binden Sie mich sofort los!‹, hat er gesagt. Dabei haben wir ihn gerade so schön festgebunden, jetzt will er schon wieder freikommen. So sind sie, die Studierten. Wahrscheinlich hat er Angst gehabt, dass ihm seine Hände absterben, weil wir vielleicht etwas zu fest zugezogen haben. Seine Handibatscherln, was? Für was braucht man als Sozialarbeiter Hände, frage ich dich. Zum Teebeutel auswringen, oder? ›Also pass auf‹, sage ich zu ihm, ›du hast vorhin bestimmte Dinge zu mir gesagt, so was wie ich wäre ausländerfeindlich, ein Nazischwein …‹« Da unterbricht ihn der danebenstehende Franz, sein kleiner, dicker Mitläufer: »Nazischwein hat er nicht gesagt, und er hat gemeint, es wäre in einem bestimmten Zusammenhang gewesen!«
     
    »Also gut …«, meint Zache, »… dann fangen wir noch einmal von vorn an. Ich sitze im Postwirt, will noch einmal aufs Klo gehen, da schüttet mir der Pole sein Bier über meine Hose. Sind wir uns so weit einig? Ich weise den Polen zurecht, daraufhin steht er, des Pädagogenkrüschperl, auf und redet mich blöd an. Vor meinen Freunden redet der mich blöd an. Was hätte ich denn seiner Ansicht nach zum Polacken sagen sollen? ›Entschuldigen Sie, Herr Wrtlitschka, dass ich just im falschen Moment meine Hose unter die Ihnen verlustig gegangene Biermenge hielt!‹ Wäre es das gewesen, oder? Weißt du, das, was ich denke, sage ich an Ort und Stelle, und das hat nichts mit ausländerfeindlich zu tun! Da muss der nicht aufstehen und mich blöd anreden. Da braucht der zu mir gar nichts zu sagen. Und ›Zuhälter‹ schon gleich zweimal nicht. Das geht den nichts an. Davon versteht der nichts. Weil ich meine Steuern zahle, verstehst du. Steuern, mit denen er mit seinem Lieblingsjunkie auf Erholungsurlaub geht. Nach Ägypten zum Tauchkurs. Dann sagt der doch zu mir: ›Das

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