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Altstadtrebellen

Altstadtrebellen

Titel: Altstadtrebellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Giebel
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geht jetzt wiederum Sie nichts an!‹
     
    ›Hast du es gemacht oder hast du es nicht gemacht?‹, frag ich ihn, und da schaut er blöd. Natürlich hat er es gemacht, ich hab mich doch erkundigt.«
     
    Zwischendurch sieht er auf seine klobige Megauhr.
     
    »Die vier Kanister Altöl von den Unfallwägen müssen wir auch noch zum Wertstoffhof fahren, Franz, denkst dran!«
     
    Dann wendet er sich wieder an mich: »Mache ich nebenbei. Unfallwägen herrichten. Meine Zweigstelle ist in der Dachauerstraße, wenn du mal einen brauchst. Das sind alles Begriffe, die dem Sozialfuzzi fremd sind: Arbeit, Leben, draußen! Ich habe ihm ein Beispiel aus dem Leben genannt, damit er irgendeine Ahnung hat. Ein Bekannter von mir, der hat offiziell seinen Wohnsitz in Belgien, dem gehören in München fünf oder sechs Mietblocks, pro Mietblock circa achtzig Parteien. Da werden immer Wohnungen frei, und weil mein Bekannter nicht immer da ist, setze ich mich für ihn ab und zu an das Telefon. Freundschaftsdienst.
     
    Also pass auf. Telefon klingelt, ich hebe ab: ›Immobilien Reitinger …‹, so heißt der, und dann hörst du Folgendes: ›Ja, hab ich gelesen, ist Wohnung frei. Wann kann sehen, wann kann wohnen?‹ Ich lege auf. Das Telefon klingelt wieder, ich hebe ab: ›Immobilien Reitinger, grüß Gott …‹, und dann, pass auf, kommt eine warmherzige bayerische Stimme: ›Ja, grüß Gott, mein Name ist Winkler, ich hab in der Zeitung gelesen, dass da eine Wohnung frei wird, und da würde ich mich gern erkundigen, wie es ausschaut mit Ablöse und Kaution, wann man die Wohnung einmal anschauen könnte, und ab wann sie bezugsfertig wäre?‹ So, und da frage ich dich, wem von den beiden gibst du jetzt die Wohnung, das hat doch nichts mit ausländerfeindlich zu tun. Soll ich denn einen Hiesigen, einen Unsrigen, einen Landsmann auf der Straße sitzen lassen? Der andere versaut mir in zwei Monaten die Wohnung, dann weisen sie ihn wieder aus, weil er gar keine Genehmigung hat, … und ich muss es doch vor dem Reitinger verantworten, oder?«
     
    Da atmet er kurz durch und wendet sich wieder an seinen ständigen Begleiter: »Franz, die gleiche Geschichte habe ich doch gestern dem Vallinger im Postwirt erzählt. Da hat sich doch am Nebentisch die Rothaarige eingemischt. Wie hat denn die geheißen? So eine blöde Henne. Hanna, genau, so ein Greenpeace-Trutscherl. Die könnte glatt dem Sozialheini seine Freundin sein!« Daraufhin wendet er sich wieder mir zu: »Ich erzähle also die Geschichte dem Vallinger, dann sagt sie zu mir, woher ich denn wüsste, ob mein Landsmann nicht ein motorischer Vergewaltiger ist? Oder notorisch, das ist doch Wurscht. Jetzt pass auf, dann sagt der Vallinger zu ihr, spontan: ›Ja würdest du dann bei ihm einziehen?‹ Haha, … ja eine Gaudi halt, oder?
     
    Aber dieser Hanna, der sag ich es auch noch mal. Die hat mir dieses Jahr meinen Fasching versaut, gell Franz, du weißt es, du warst dabei. Mein persönlicher Fasching, kommt sie da um elf Uhr herein. Weißt du, ich veranstalte jedes Jahr einen Themenfasching, verstehst du, mit Motto. So was kennt der Sozialheini gar nicht. Der kennt nur Hüterl aufsetzen und blöd schauen. Mit Motto. Was haben wir schon für Mottos gehabt, Franz, weißt du noch? Vor zwei Jahren, Monster! Ha, da waren Figuren dabei. Letztes Jahr Mittelalter, herrlich, mit dem Vallinger als Folterknecht, und dieses Jahr, Minderheiten. Grandiose Idee von mir. Da überlegt man sich am Fasching, was ziehe ich an? Was? Es gibt doch verschiedene Minderheiten. Es gibt freiwillige und unfreiwillige Minderheiten. Über so was macht sich ein Sozialarbeiter doch überhaupt keine Gedanken! Ein Schwuler ist eine freiwillige Minderheit, ein Neger nicht! Da überlegt man sich am Fasching, was ziehe ich an?
     
    Mei, was haben wir denn gehabt? Die Hälfte der Männer ist als Neger gegangen, war eigentlich klar, und bei den Frauen so zwei, drei als türkische Putzfrau, aber sonst alles Nutten. Was willst du jetzt als Frau auch groß machen. Oder?
     
    Alleinerziehende Mutter mit drei Kindern, oder lesbisch, da gibt es doch keine Faschingskleidung dafür! Was haben wir noch gehabt, der Vallinger, der hat es sich ganz einfach gemacht, der nahm sich drei Wachturm -Hefte und hat sich ins Eck gestellt, der Franz, siehst du ja selber, der ist so fett, der ist so durchgegangen. Mir persönlich gefiel am besten der Gerhard, der hat sich als Drogenabhängiger hergerichtet!« Ein begeistertes Lachen, das in ein

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