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Altstadtrebellen

Altstadtrebellen

Titel: Altstadtrebellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Giebel
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Anzeigenblatt: »Weißt du was? Ich schlage jetzt irgendwo auf, und das machen wir. Blind Date, oder? Da haben wir es schon.« Schacherl liest vor: »›Suche dringend Staubsaugerbeutel für Hoover-Klopfsauger. Biete als Gegenleistung 17 verschiedene Staubsaugerbeutelpackungen für Siemens Schlürfdämon, Elite 2000, und so weiter, und so weiter. Habe immer die falschen gekauft.‹ Das machen wir nicht. Das ist unter unserer Würde.«
     
    Er blättert weiter: »Sag einmal, wo ist denn … da haben wir es ja … Stellenangebote.« Er blickt grob über die Seite: »Da ist für mich gar nix dabei, das sehe ich von Weitem. Gar nix.«
     
    Heinrich: »Kuck doch erst mal genau hin!«
     
    Schacherl: »Ja, wenn ich es doch sage, was soll ich denn machen, hier, Zahnarzthelferin, soll ich mich da bewerben? Aber für dich habe ich was, Heinrich, da schau her: ›Seriöse Putzhilfe für Erlebnisbad Tropical Rain gesucht‹. Das machst du.«
     
    Heinrich: »Wieso soll ich des machen?«
     
    Schacherl: »Ja, weil ich das sage, Heinrich.«
     
    Er will ihm die Arbeit schmackhaft machen: »Heinrich, Erlebnisbad. Ein bisschen baden, ein bisschen putzen, das schadet dir beides nicht!«
     
    Heinrich: »Mach’s doch du!«
     
    Schacherl entrüstet: »Ich? Nein, für mich ist das nichts, bei meiner Sagrotan-Allergie! Und überhaupt. Erlebnisbad. Das habe ich einmal in meinem Leben mitgemacht. 25 Euro für drei Stunden. Da lege ich mich lieber in meine Badewanne, da brauche ich keine Kästchennummer 246. Eine halbe Stunde habe ich gebraucht, bis ich mein Kästchen gefunden habe. Kostet doch Geld. Geht doch alles von meiner Zeit ab. So schmale Kästchen haben sie da.« Dabei deutet er etwa dreißig Zentimeter an: »Im Erlebnisbad darfst du da deine ganzen Klamotten reinstopfen. Im Winter. Pullover, Daunenjacke, alles. Und diese depperten Kleiderbügel mit dem Netz dran, so was gibt es auch bloß im Schwimmbad. Und nirgends einen Haken. In der einen Hand hältst du den Bügel, mit der anderen Hand ziehst du deine Hose aus. Bis ich alles in dem Kästchen gehabt habe, war eine Stunde vorbei. 8 Euro 30 fürs Ausziehen. Und in der Badehose musste ich dann hochlaufen, zur Kasse, zum Geld wechseln, weil ich keinen Euro gehabt habe, um das Kästchen zuzusperren. Bis ich in das Wasser gekommen bin … wenn du das alles hochrechnest … da ist die Blatschenka billiger. Bei den Duschen geht der Terror weiter. Da drückst du auf den Knopf, dann kommt das Wasser, wenn du deine Seife nimmst, ist das Wasser wieder weg, musst du also wieder drücken. Das geht die ganze Zeit hin und her, ich war noch nicht abgeseift, da habe ich schon einen Muskelkater im rechten Daumen gehabt. Und bei den Besonderheiten im Bad, da kommst du doch gar nicht hin, ins Whirlpoolbecken kommst du nie rein. Weil in dem Schwimmbad lauter Profis rumlaufen, die genau wissen, wann der Sprudel losgeht. Normal schwimmen geht auch nicht, denn wenn da sechs Hausfrauen in Zweiergruppen nebeneinander schwimmen, um sich zu unterhalten, ist das Becken besetzt, da kommst du nicht mehr durch. In diesem Erlebnisbad hat mir gar nichts gefallen. Obwohl, eines doch, und zwar in diesem Außenbecken. Da gibt es Sprudeldüsen, die von unten nach oben wirbeln, und auf diesen Sprudeln stehen immer so fünfzig- bis siebzigjährige Damen. Die gehen auch nie weg. Und der glasige Blick von denen, der hat mir gefallen. Aber sonst! Erlebnisbad! Beim Rausgehen habe ich mir an diesem festinstallierten Turboföhn noch die Kopfhaut verbrannt. Hör mir auf.«
     
    Ein Kunde fährt vor. Schacherl springt auf: »Halt, stopp, nicht einfach weiterfahren!«
     
    Der Kunde: »Ich will doch bloß schnell das Zeug wegschmeißen!«
     
    Schacherl: »So einfach geht das nicht. Sie haben alte Lackdosen in Ihrem Wagen, also Moment, einfach stehen bleiben.« Er geht in eine andere Richtung auf einen Interessenten zu: »Sagen Sie mal, Sie stehen jetzt aber auch schon eine halbe Stunde vor diesem Fernseher. Wollen Sie ihn jetzt mitnehmen oder nicht?«
     
    Kunde: »Na warum soll ich mir das Gerät nicht länger ansehen?«
     
    Schacherl: »Ja weil der nicht besser wird, wenn Sie noch länger rumstehen. Wir wollen nämlich langsam zusperren.«
     
    Kunde: »Geht der denn überhaupt noch?«
     
    Schacherl: »Das weiß ich nicht, ob der noch geht, wir haben keinen Strom da, etwas Risiko ist immer dabei, oder? Der Fernseher schaut doch ganz gut aus, 40 Euro, dann können Sie ihn mitnehmen.«
     
    Gerade will Schacherl

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